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[InetBib] R: Vittorio Klostermann antwortet



Anonym schreibt: "... ich könnte mir vorstellen, dass wir den Zugriff auf 
sämtliche Beiträge von ZfBB in einem Abstand von 12 Monaten freischalten ..."
Guten Tag
die erste email dieses email-Wechsels ist anonym. Ich weiß also nicht genau, 
mit wem ich mich hier eigentlich austausche.
Hinter dem Open Access steht ja ein anderes business model dem üblichen 
Kommerziellen gegenüber. Nicht die Bibliotheken, sondern die Autoren und also 
meistens die jeweiligen Forschungseinrichtungen finanzieren den 
Publikationsprozess. Dann dazu noch ein Embargo vorzusehen, das wäre schon eine 
etwas komische hybride Sache. Aber das hebt ein endemisches Problem bei den 
Verlagen hervor, besonders den Marktführenden. Sie wirken für sich hin völlig 
abgekoppelt von den Bedürfnissen der Leser und der Finanzlage in den 
Bibliotheken. Sie sollen sich also nicht wundern, wenn eines Tages ihr Geschäft 
auf einmal zusammenbricht. Wir in unserer Bibliothek gehen dieses Jahr voll in 
die Richtung des eonly. Man würde also erwarten, dass die Abokosten sinken 
würden, denn für die Verlage viele Kosten ja entfallen, wenn Zeitschriften 
nicht mehr gedruckt und gesendet werden müssen. Wobei die Kosten ja eher schon 
unverschämt und willkürlich viel zu hoch waren, wenn man auch noch denkt, dass 
die Autoren für ihre Schriften gar nichts bekommen. Statt dessen kosten die 
Abos im elektronischen Format meistens gleich und manchmal sind sie sogar 
teurer!! Das ist einfach lächerlich. Wir Bibliotheken müssten massenweise die 
Abos abbestellen und uns weigern Zeitschriften (oder auch ebooks) Paketweise zu 
kaufen, die keiner braucht. Die Form der Zeitschrift ist auch nur ein 
Überbleibsel einer anderen Ära. Wozu braucht man diese Form noch?? Das erinnert 
mich an die Zeit als die Bücher noch lange weiter gedruckt wurden als seien sie 
Handschriften. Unsere Server haben IP-Nr. Die Dokumente sind eher über die 
bibliographischen Datenbanken erschlossen, denn dort suchen Personen nach 
Informationen. Also wir Bibliotheken sollten meiner Meinung nach den Verlagen 
einen festen Betrag pro abgerufenen Artikel zahlen. Nicht 50 sondern eher 8-10 
Euro! Denn es ist Zeit, dass Verlage (es ist hier eigentlich nicht die Rede von 
Klostermann, sondern der allen bekannten Marktführenden) aus dem Mond 
heruntersteigen und sich der gegenwärtigen Marktlage anpassen. In der aktuellen 
finanziellen weltweiten Krise, sind sie mehr oder weniger die einzigen zusammen 
mit den Ölkonzernen, bei denen die Gewinne ständig kräftig zunehmen. Ist das 
möglich?? Und schlimm ist auch, dass wir Bibliotheken so etwas zulassen und 
also Komplizen in diesem perversen System sind. Dass viele Autoren sich 
weigern, in nicht OA-Zeitschriften zu veröffentlichen, ist eine sehr 
erfreuliche Nachricht. Nur mehr davon! 
Schöne Grüße
Maurizio Grilli
maurizio.grilli@xxxxxxxxxxxxxxx

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