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Re: [InetBib] Dokumentarfilm Gender in Bibliotheken



Was ich an diesem Film etwas vermisse ist die Erkenntnis, wie stark in den letzten Jahrzehnten die Zahl von Bibliotheksdirektorinnen zunahm, und deren Wirkung auf das Bibliothekswesen. „Als ich vor fünfundreißig Jahren meine Arbeit in einer Universitätsbibliothek aufnahm, sagte mir die Leitende Bibliotheksdirektorin, sie hätte die Erfahrung gemacht, dass es zwei Typen der Bibliotheksverwaltung gäbe. In der einen bemühen sich die Direktoren mit ihren Mitarbeitern, die zu erledigenden Aufgaben gemeinsam so gut wie möglich zu bewältigen. In der zweiten versuchen die Direktoren, mit ihren Mitarbeitern ihre Vorstellung einer modernen Bibliothek zu realisieren. Dass wir zur zweiten Gruppe zählten, war für mich unschwer erkennbar, denn ich erhielt die Aufgabe, die erste Online-Literaturdokumentation in einer deutschen Bibliothek zu realisieren.“ (Lehrbuch des Bibliotheksmanagements. Hiersemann Verl. 2011)

Nach meiner Erfahrung sind also zumindest einige Bibliotheksdirektorinnen sehr viel risikofreudiger als ihre Kollegen. Der Grund liegt u.a. darin, dass Bibliotheksdirektoren, die eine Innovation zu realisieren versuchten, oft auf massiven Widerstand bei ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen stießen. Wenn die Mitarbeiter/innen aber zu ihrer Leitung gingen und ihrerseits eine Innovation vorschlugen, bedurfte es zwar der ausreichenden Fachkenntnis der Leitung um die Realisierbarkeit abzuschätzen (das war und ist bei etlichen modernsten Technologien nicht einfach), aber sie hatte genug Innovationspotential und meist auch genug Organisationsgeschick.

Ansonsten war ich zwar lange Zeit auch der Meinung, dass das Image von Bibliothekaren/innen in Filmen, Büchern oder Journalen realistischer werden müsste, habe aber dann feststellen müssen, dass das weitgehend vernachlässigbar ist. Genau so wie die unzähligen Paukerfilme mit der Realität wenig zu tun hatten bzw. haben, und das Bild der Schüler, das diese täglich von ihren Lehrern vor sich sahen (sehen), kaum beeinflusst hat, hat die Erfahrung von Bibliotheksbenutzern mit den realen Bibliothekarinnen auch nichts mit den Klischees in Kinos, Buchläden oder Fernsehern zu tun. Das ist ein belletristisches Phänomen, kein bibliothekarisches. Detektive in Krimis haben ja auch fast nichts mit realen Kriminalkommissaren/innen zu tun, wie ich hörte ;-)

MfG

Walther Umstätter



Am 16.03.2013 14:44, schrieb Dr. Karin Aleksander:
Während des gerade zu Ende gegangenen 5. Bibliothekskongresses in
Leipzig (12.-14.03.2013) fand auch wieder die AG Gender/Diversity in
Bibliotheken statt, die wir beim letzten Bibliothekstag in Hamburg
erfolgreich gegründet hatten. Diesmal zeigten wir den Dokumentarfilm
von Danilo Vetter (ehemaliger studentischer Mitarbeiter der
Genderbibliothek beim ZtG HU Berlin) mit dem Titel "Die geschätzte
Kollegin vom festgezurrten Haupthaar" : Gender (k)eine Frage in
Bibliotheken?. Darin werden vier Bibliothekarinnen (Helga Lüdtke,
Margit Hauser, Elisabeth Wiesbaum und Monika Bargmann) in Verbindung
mit wichtigen Gender-Themen der Bibliotheksarbeit interviewt
(Frauenberuf, Verschlagwortung, Gender Mainstreaming, Stereotyp der
Bibliothekarin). Das alles ist sehr gut inszeniert und aussagekräftig.
Während der AG wurde ausgiebig diskutiert und auch wegen der
Vorankündigung auf einer Bibliotheksliste gab es mehrere Anfragen, wie
der Film zu bekommen ist.
Danilo Vetter hat den Dokumentarfilm inzwischen öffentlich frei gegeben:
http://www.youtube.com/watch?v=uWR-YQz2Pp8&feature=player_detailpage

Der Film dauert ca. 45 Min. Er ist eine gute Möglichkeit, über
Genderaspekte in der Bibliotheksarbeit zu diskutieren und die
gestellte Frage konkret vor Ort zu beantworten.
Bleiben wir dazu im Gespräch!

--
Dr. Karin Aleksander
Humboldt-Universität zu Berlin
Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien
Information - Dokumentation - Genderbibliothek
Unter den Linden 6; Sitz: Georgenstr. 47 (Mitte) R 1.38
10099 Berlin

Tel.: 030 2093 46 216       Fax:  030 2093 46 215
E-Mail: karin.aleksander@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx
http://www.gender.hu-berlin.de

Öffnungszeiten: mo 10-19, do 13-19, fr 10-14 Uhr
(in der Semesterpause: di 10-16 Uhr) + nach Vereinbarung

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