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Re: [InetBib] Abhaengig oder unabhaengig? Re: libOS-Projektantrag



Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

auch ich gehöre zu denjenigen, die die Entscheidung der DFG mit einiger Verwunderung wahrgenommen haben und es sehr bedauern, dass das libOS-Projekt keinerlei Förderung erhalten wird.

Auf die im CIB-Antrag vorgestellten Rahmenbedingungen blicke ich mit erheblicher Skepsis und großer Sorge. Erleichtert war ich darüber, dass die Themen "Normdaten" und "ZDB" immerhin in eigenen Abschnitten behandelt werden und ihre Wichtigkeit betont wird. Aber es fällt mir sehr schwer zu glauben, dass Dinge, die in der angloamerikanischen Welt bisher so gut wie unbekannt sind, nun "schnell mal eben" für die deutsche Community entwickelt werden könnten. Hier setzt man ein sehr großes (womöglich ein zu großes) Vertrauen in den WorldCat und seine Betreiber.

Betont wird im CIB-Antrag auch, dass die deutschen Daten ja schon im WorldCat seien. Nun ja - aber man muss doch fragen: In welcher Qualität? M.W. müssen bisher erhebliche Abstriche gemacht werden. Auch hier kann man natürlich hoffen, dass durch das CIB-Projekt alles viel besser wird. Aber was passiert, wenn dies nicht der Fall ist? Müssen wir dann letztlich akzeptieren, was die amerikanischen Partner bereit sind, uns zu geben - einfach, weil wir keine Alternative haben?

Grundsätzlich problematisch finde ich die Herstellerabhängigkeit, in die wir uns auch nach meiner Einschätzung auf der CIB-Schiene zwangsläufig begeben werden. Adrian Pohl hat das ja in seinem Blog-Beitrag sehr klar herausgearbeitet:
http://www.uebertext.org/2013/04/mit-der-dfg-und-cib-nach-wordshare-und.html

Ich denke, dass die deutsche Bibliothekscommunity sich mit den bisher entwickelten Techniken und Verfahren international nicht zu verstecken braucht. Vielmehr erlebe ich immer wieder, wie amerikanische KollegInnen große Augen bekommen, wenn man ihnen erläutert, was bei uns "normal" ist. In einer Diskussion in der RDA-Liste habe ich beispielsweise vor einiger Zeit erklärt, wie die ZDB funktioniert, und dass jede Bibliothek automatisch Updates der Datensätze bekommt, an denen sie Bestand hat. John Hostage schrieb damals: "Germany always seems to be years ahead of us technologically."
http://www.mail-archive.com/rda-l@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx/msg07838.html

Wir sollten uns deshalb eher als Innovationsmotor verstehen. Mit dem libOS-Antrag hätten wir diese Funktion m.E. hervorragend ausfüllen können. Ob dies auch innerhalb des CIB-Projekts möglich sein wird, bleibt abzuwarten.

Ich persönlich hoffe sehr, dass es den libOS-Partnern gelingt, ihr Projekt auch ohne Förderung durch die DFG weiterzuverfolgen.

Viele Grüße
Heidrun Wiesenmüller



Am 23.04.2013 10:11, schrieb Fugger, Ruth:
Liebe Frau Payer,
Gelesen haben die Meldung wohl die meisten - aber wahrscheimlich hat es den KollegInnen - wie mir auch - 
zunächst einmal die Sprache verschlagen. Wie kann die DFG sowas fördern? Zumal es einen Antrag gab, der 
sowohl Hand und Fuss, Qualitätsbewusstsein und Ideen für die Zukunft hatte? Und der die Vorgaben der DFG 
perfekt erfüllte? Nach welchen Kriterien wird da eigentlich entschieden? Schon in Leipzig hatte ich nach dem 
Vortrag von Herrn Dugall einen Proteststurm erwartet - aber es kam nichts. Vielleicht sind die KollegInnen durch 
die ganze RDA-Geschichte schon so leidgeprüft, dass sie eh keinen Erfolg von Widersprüchen erwarten?
Ich kann mich jedenfalls nur Ihren Einwänden voll anschließen: dieses "Projekt" 
verdient diese Bezeichnung nicht. Es ist unkonkret, schwammig und die Richtung, die es vorgibt - 
Worldcat - ist zum Haare raufen. Nix gegen Worldcat - ich benutze ihn oft - aber wenn wir uns auf dieses 
Qualitätsniveau begeben, schaffen wir uns selber ab.
Ich hoffe inständig, dass der Alternativantrag wirklich weiterverfolgt wird (in 
diesem Falle hoffe ich auf den Föderalismus) - da ist mindestens Substanz drin.
Ziemlich verzweifelte Grüsse

Ruth Fugger
Max Planck Institute for Comparative Public Law
and International Law  - Library
Im Neuenheimer Feld 535; D-69120 Heidelberg
Phone: +49 6221 482 223; Fax: +49 6221 482 288
-----Original Message-----
From: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] On
Behalf Of Margarete Payer
Sent: Sunday, April 21, 2013 12:04 PM
To: Internet in Bibliotheken
Subject: [InetBib] Abhaengig oder unabhaengig? Re: libOS-Projektantrag

Liebe Listenteilnehmer,

die Mail zu "libOS-Projektantrag" werden wohl viele nicht
gelesen haben,
sonst hätte es doch bei einer solch wichtigen Weichenstellung für die
Zukunft mehr Beiträge zum Thema "Cloudbasierte Infrastruktur für
Bibliotheksdaten" gegeben. Wo sind die Verteidiger von Open-Access?

Sehr zu begrüßen ist es, dass neben dem genehmigten Antrag an
die DFG auch
der abgelehnte "libOS-Projektantrag" veröffentlich wird. Aus
diesem Antrag
kann man entnehmen, dass man auch herstellerunabhängig technisch und
organisatorisch durchaus auf der Höhe der Zeit sein kann.
Bei diesem abgelehnten Antrag geht es um die Überwindung regional
betriebener Verbundkatalogisierungssysteme zu Gunsten einer nationalen
Infrastruktur mit einer nationalen Datenbasis.

Beim angenommenen Antrag hingegen soll die Katalogisierung
"nicht mehr in
regionalen Verbunddatenbanken oder einer nationalen Aggregationsebene"
stattfinden, "sondern in einer international ausgerichteten
Umgebung mit
internationalem Regelwerk".  Datenbasis voraussichtlich der WorldCat,
dessen voll Benutzung handfest kostet.

Als Benutzer helfen mir die Miniangaben im OpenWorldCat - nur
der ist von
überall frei zugänglich - kaum etwas.
Als Katalogisierer ärgere ich mich, dass man sich viel Mühe mit den
Titelaufnahmen macht und die Informationen nur den  priveligierten
Benutzer erreichen. Und wenn es wirklich um international
geht, müsste die
Sprache des Katalogs Englisch sein.

Als Beobachter der im Bibliotheksbereich entstehenden Monopole vermisse
ich die belebende Konkurrenz und mache mir Sorgen um Meinungsfreiheit
(Hermann Rösch in "Weltweites Engagement gegen Zensur und ideologische
Bevormundung" in BuB 04, 2013" verweist auf eine FAIFE-Vorlage, deren
"Autoren sehen ...in
der Übermacht globaler Unternehmen wie Google, Facebook, Amazon und so
weiter eine fundamentale Gefahr für das Konzept der offenen,
demokratischen Gesellschaft." S. 281f.)

Quellen: libOS s. unten
"Cloudbasierte Infrastruktur für Bibliotheksdaten" s. die Inetbib-Mails
von Frau Albrecht und den Blog von Adrian Pohl (Hinweis in
seiner Mail vom
17.4.)

Schöne Grüße
Margarete Payer, Prof. i.R.






Liebe Kolleginnen und Kollegen,

vorgestern haben das Hessische Bibliotheks- und Informationssystem
(HeBIS), der Bibliotheksverbund Bayern (BVB) und der Kooperative
Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg (KOBV) ihren in Themenbereich 1
der DFG-Ausschreibung zur Neuausrichtung überregionaler
Informationsservices erfolgreichen Projektantrag "Cloudbasierte
Infrastruktur für Bibliotheksdaten (CIB)" [1] veröffentlicht.

Wir begrüßen diesen Schritt hin zu mehr Transparenz ausdrücklich.
Schließlich handelt es sich hier nicht um eine gewöhnliche
DFG-Ausschreibung, sondern um den erklärten Versuch, "einen
umfassenden
Umstrukturierungsprozess mit anzustoßen und zu
unterstützen", der eine
grundlegende Veränderung der Informationsinfrastruktur bedeuten kann.
Deshalb ist es wichtig, die bibliothekarische Gemeinschaft in
Deutschland über die stattfindenden Entwicklungen auf dem
Laufenden zu
halten, um eine offene Diskussion zu fördern und wertvolle
Rückmeldungen
zu bekommen.

Es gab in Themenbereich 1 mit dem Projekt libOS genau einen
Konkurrenzantrag. Antragssteller waren das
Hochschulbibliothekszentrum
des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz), die Verbundzentrale
des GBV (VZG),
das Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ) und
die Deutsche
Nationalbibliothek (DNB). Genau wie die Antragssteller des
erfolgreichen
Antrags halten auch wir eine "breite Diskussion über die zukünftige
Bibliotheksdateninfrastruktur in der Fachöffentlichkeit" für sehr
wünschenswert und tatsächlich für lange überfällig. Zur Unterstützung
einer solchen Diskussion haben wir heute auch den Antrag zum
libOS-Projekt im Original veröffentlicht.

Der Antrag kann heruntergeladen werden unter:


http://www.hbz-nrw.de/dokumentencenter/veroeffentlichungen/libo
s_antrag.pdf
Für die Projektpartner, mit freundlichen Grüßen,
Silke Schomburg & Adrian Pohl


[1] Siehe http://www.ub.uni-dortmund.de/listen/inetbib/msg50227.html.


Adrian Pohl
- Linked Open Data -
hbz - Hochschulbibliothekszentrum des Landes NRW
Tel: (+49)(0)221 - 400 75 235
http://www.hbz-nrw.de


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