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Re: [InetBib] Informationskompetenz - eine fixe Idee?



On Thu, 16 May 2013 13:34:24 +0200
 h0228kdm <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx> wrote:

Was die Informationskompetenz betrifft, so kann von einem
„Blindflug“ nicht die Rede sein. Fast täglich beobachten
wir  Menschen, die in Google Worte wie „Psychologie“
eingeben und erstaunt sind, welche Trefferzahl sie
erhalten, die nicht wissen was ein Review ist, etc. 

Ich denke auch, dass es voelliger Unsinn ist, was Schuldt
da schreibt. 

Richtig ist, dass Bibliothekare sich als
Informationskompetenz-Spezialisten extrem überschätzen. Was
beispielsweise Freiwillige in Wikisource leisten ist
erheblich besser als die im Netz vorhandenen Infoseiten
deutscher Bibliotheken zusammen. (Ich erinnere auch an das
maessige Abschneiden der INETBIB-Teilnehmer bei meinen
Quizfragen.)

Seit vielen Jahren unterrichte ich Informationskompetenz:
Vor allem als Lehrbeauftragter an der Universität Freiburg
im Breisgau, ab und an auch in Aachen, am häufigsten im
Rahmen der Praktikantenausbildung (ca. 2 Stunden). Meine
Erfahrung ist, dass Studierende (aber nicht nur die) kaum
über die Kenntnisse wichtiger Werkzeuge neben Google
verfügen. So gut wie niemand kennt etwa HathiTrust oder
nutzt für Google Books einen US-Proxy. 

Siehe auch
http://archiv.twoday.net/topics/Suchen/

Gute Wissenschaft setzt solide Informationsrecherche
voraus. Wer diese nicht hinreichend beherrscht, dem
entgehen wichtige Ressourcen oder sie werden ihm später
bekannt. Es ist trotzdem möglich, dass Leute, die sich
nicht an wissenschaftliche Regeln halten (wie z.B.
Guttenberg), im Studium reüssieren.

Das Netz ist ein undurchdringlicher Dschungel und selbst
Leute wie ich können nur schmale Schneisen schlagen. Daraus
folgt aber nicht, dass diese Schneisen nicht notwendig
wäre, weil es "irgendwie" auch so geht. Irgendwie ist auch
schlechte Wissenschaft erfolgreich, irgendwie gibt es immer
wieder Blender, die lange nicht auffallen.

Jeder sollte Kenntnisse über Werkzeuge vermittelt bekommen,
mit denen er effizienter suchen kann. Ob Bibliothekare
dafür besonders kompetent sind, ist eine andere Frage.
Meine Position ist damit der von Schuldt diametral
entgegengesetzt: Informationskompetenz ist heute wichtiger
denn je.

Klaus Graf
http://archiv.twoday.net/stories/404099757/

-- 
http://www.inetbib.de

Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.