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Re: [InetBib] Sonntagsöffnung



Sonntags nie? - Nein!

Die öffentliche Bibliothek ist nicht kommerziell, gemeinnützig, ist von den Steuerbürgern bezahlt und sollte ihnen deshalb jederzeit offen stehen - sozusagen die gemeinsame Bibliothek, die jede/r als seine eigene begreifen kann und soll. Folglich sollte jede/r einen Schlüssel (elektronische Bibliothekskarte) dafür bekommen, um die Bibliothek zu besuchen, wenn man dazu Lust hat. Schließlich ist die Automatisierung auch der physischen Bibliothek schon weit fortgeschritten. In Dänemark wird das m. W. schon ansatzweise praktiziert (z. B. in Sonderburg). 24/7 braucht sich nicht nur auf digitale Bibliotheken zu beziehen.

Schöne Grüße aus einer heißen Bibliothek (die Klimanlage ist seit Wochen ausgefallen)
Peter Delin

Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Videolektorat
Peter Delin
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10961 Berlin
Deutschland

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Am 26.07.2013 17:33, schrieb Klaus Graf:
On Fri, 26 Jul 2013 16:24:35 +0200
  "Macher, Ludger"<Ludger.Macher@xxxxxxxxxxx>  wrote:
Warum hat überhaupt der Gesetzgeber den Sonntag nicht
gänzlich für alle Aktivitäten freigegeben, sondern
Begrenzungsregelungen eingeführt?
Ihr Beitrag ist ein Musterbeispiel für tendenziöse
Argumentation. Und neu ist auch nichts, was Sie sagen.

Ein Grund ist wohl, dass es als Teil der Kultur gesehen
wird, wenn sich die Menschen den arbeitsfreien Sonntag
gemeinsam teilen, dass sie also nicht irgendwann zu
unterschiedlichen Zeiten freie Zeit haben, sondern dass
es einen gemeinsamen freien Zeitraum gibt, nämlich den
Sonntag. Dieser Sonntag ist etwas gemeinsam Verbindendes,
ein Wert.
Da werden viele mitgehen. Nun wandeln sich Werte aber, und
das christliche Abendland ist auch nicht mehr das, was es
mal war.

Es mag Menschen geben, für die das keinen Wert darstellt
und die gerne sonntags arbeiten.
Tja, shit happens.

Es mag auch viele wirtschaftliche Gründe geben, sonntags
generell alle Aktivitäten zuzulassen, besser noch 24
Stunden an 7 Tagen die Woche.
Dass viele Universitätsbibliotheken weltweit 24/7 geöffnet
haben, hat nichts mit wirtschaftlichen Gründen zu tun,
sondern mit der - natürlich hinterfragbaren - Ansicht, dass
Studierende rund um die Uhr die Möglichkeit haben sollten,
zu lesen und zu lernen. Das funktioniert offensichtlich
reibungslos: Bestimmte bibliothekarische Angebote werden
nur in den üblichen Kernzeiten angeboten. Präsenzbestände,
Arbeitsplätze und PCs sind immer zugänglich.

Für mich stellt es kein Dogma dar, dass die sogenannten
öffentlichen Bibliotheken sich immer mehr von der
Wissenschaft entfernen und vom wissenschaftlichen
Bibliothekswesen. Wer hinterfragt denn kritisch, ob diese
Unterscheidung WB/OeB noch zeitgemäß ist bzw. die
Bibliotheken für die Zukunft fit macht?

Wenn man zum Ausgangspunkt zurückkehrt, muss man sich die
Frage stellen, wo und warum sollen die
Begrenzungsregelungen aufgebrochen werden (warum gerade
bei ÖBs, warum nicht bei Sportgeschäften?) und was für
eine Gesellschaft strebt man an.
Eine Gesellschaft, in der nicht Frömmler und
Gewerkschaftslobbyisten darüber bestimmen, zu welchen
Zeiten Informationen in Bibliotheken der Allgemeinheit zur
Verfügung stehen. Anders als Sportgeschäfte sind
Bibliotheken Bildungseinrichtungen, die auf die Kraft des
Wissens und nicht auf die Kraft der Muskeln setzen.

Öffentliche Bibliotheken sehen sich schon an der
Speerspitze der digitalen Revolution, wenn sie sie die
strunzdumme Onleihe für viel Geld anbieten. Ab und an gibts
auch noch den Munzinger und ein paar andere
Nachschlagewerke remote access. Man sehe sich aber an,
welche fachlichen Datenbank US-Bundesstaaten ihren Bürgern
über ihre Public Libraries zugänglich machen.

Und dass es so etwas wie "Open Access" gibt, haben OeBs
auch noch nicht mitbekommen.

Die immer aufgeführten Gründe, warum unbedingt ÖBs gerade
von der Sonntagsbegrenzung befreit werden sollten, sind
tendenziös.
Und die Gründe, warum nicht, stammen natürlich nicht von
verblendeten Ideologen?

Klaus Graf


--
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