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[InetBib] Informationsdefizite zwischen Buchantiquaren und Bibliotheken



Verehrte Bibliothekare,

Antiquare schreiben heute immer weniger Kataloge und Fachlisten. Die
stückweise, mechanische Titeleingabe antiquarischer Literatur in ZVAB,
Abebooks oder Amazon ist ja auch, vordergründig betrachtet, einfacher zu
leisten.

Wir erfahren nun aber, daß Bibliothekare antiquarische Literatur nicht
immer gern aktiv aus den Angebotsportalen heraussuchen und bestellen,
vielmehr bevorzugen sie im Verkehr mit Antiquaren direkte schriftliche
Angebote und thematische Listen. Diese könnten auch in Form von
Fehllistenbearbeitungen mit Hilfe der OPACs der Bibliotheken ausgefertigt
werden, der Antiquar hat sie ja zur Hand und nimmt das der Bibliothek gern
ab.

Es zeigt sich, daß es nicht einfach ist, herauszubekommen, welche
Bibliothek wann antiquarische Literatur ihres Fachgebiets erwerben möchte,
ob sie einen gewissen Etat dafür hat, jetzt oder erst nächstes Jahr oder
eigentlich gar nicht (letzteres kommt sehr oft vor).

Ebenso wichtig ist für den Antiquar eine klare Beschreibung der Suchprofile
der Bibliotheken. Ich sehe mit leisem Grauen vor mir den dicken Leitzordner
mit dem Wust von Netzkopien, mit deren Hilfe ich, ausgehend von den
DFG-Schwerpunkten, den alten IuD-Programmen usw. versuche, auf dem
Laufenden zu sein über mögliche Angebotsprofile der Bibliotheken.

Fazit: Der Antiquar hat große Mühe damit, sich aktuell und vernünftig ins
Bild zu setzen darüber, welche Bibliothek wann welche antiquarische
Literatur ankaufen möchte.

Dem Bibliothekar kann das nicht recht sein, denn der Antiquar möchte ihm ja
aktiv unter die Arme greifen, ihm Arbeit abnehmen - aber er kann es (soll
es, darf es) nicht.

Um dem abzuhelfen, würde ich mir ein spezielles Portal der Bibliotheken im
deutschen Sprachgebiet wünschen, das zuhanden des Antiquars - entweder nach
Titeln gezielt oder, dann besonders nützlich, nach  S a c h g r u p p e n
-  a k t u e l l e retrospektive Erwerbungsprofile aufzeigt. Die
Bibliotheken könnten das langsam aufbauen und die Existenz ihres
Suchportals den Antiquaren z.B. über das (von ihnen gern gelesene)
Börsenblatt des deutschen Buchhandels /Netzdienst bekanntgeben.

Die Listen-Angebote der Antiquare würden nicht ausbleiben. Daß darunter
allerlei unerbetene sein werden, steht außer Frage, aber die meisten
Kollegen sind heute ziemlich ausgefuchste EDV-Experten, sie gleichen ihre
Kataloge auch gern nach OPACs ab, legen halbwegs gescheite Sachgruppen fest
- wenn, ja wenn sie denn nur wüßten, wer zur Zeit was gern kaufen möchte.

Freundlichen Gruß sagt Ihnen
Peter Mulzer
Antiquar in Freiburg
-- 
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