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Re: [InetBib] LIBREAS Call for Paper #25: Bibliothekarin sein – Nutzerin sein. Frauen und Bibliotheken



2013/11/21 Frauke Mahrt-Thomsen <frauke.mahrtthomsen@xxxxxxxxx>:
Lieber Karsten Schuldt,

ich freue mich über die Themenwahl für LIBREAS Nr. 25: "Frauen und
Bibliotheken", dazu werde ich mich demnächst ausführlicher äußern


Ich finde die Themenwahl auch gut.
Und nicht fehlen sollte ausser Bona Peiser
http://wiki.aki-stuttgart.de/mediawiki/index.php/Bona_Peiser

auch Elisabeth Zilz,

s.

http://d-nb.info/gnd/141390794 Typ Person (piz) Person Zilz, Elisabeth
Quelle Vorlage, Internet Zeit Lebensdaten: 1922-2012 Land Deutschland
(XA-DE); Nicaragua (XD-NI) Geografischer Bezug Wirkungsort: Frankfurt
am Main Wirkungsort: Managua Sterbeort: Frankfurt am Main Beruf(e)
Bibliothekarin Entwicklungshelferin Weitere Angaben Dt. Bibliothekarin
und nach der Pensionierung Entwicklungshelferin in Nicaragua.
Maßgebliche Initiatorin des Alphabetisierungsprojekts "Ein Bücherbus
in Nicaragua" und der Dt.-Nicarag. Bibliothek in Managua Systematik
6.7p Personen zu Bibliothek, Information und Dokumentation ; 9.5p
Personen zu Soziologie, Gesellschaft, Arbeit, Sozialgeschichte Thema
in 1 Publikation Ein Solidaritätsprojekt in Nicaragua: Bücherbus
"Bertolt Brecht", Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek, ..

Eventuell kann der Nachruf von
Henning Scherf in BuB H.1/2013, S.35 > > ab mai auch online im www >
aufgenommen werden. verlinkt auf jeden fall ...

Falls der Nachruf auf Clara E. Müller auch passen könnte?
Den dürfen sie einfach nehmen.

MfG, Karl Dietz
blog.karldietz.de


----- Original Message ----- From: <Karsten.Schuldt@xxxxxxx>
To: <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Sent: Monday, November 18, 2013 6:09 PM
Subject: [InetBib] LIBREAS Call for Paper #25: Bibliothekarin sein –
Nutzerin sein. Frauen und Bibliotheken



Werte Kolleginnen und Kollegen,
werte Damen und Herren,

im Namen der LIBREAS-Redaktion freue ich mich, Sie mit dieser Mail auf den
neu erschienenen Call for Paper der LIBREAS. Library Ideas zum Schwerpunkt
"Bibliothekarin sein – Nutzerin sein. Frauen und Bibliotheken"
(http://libreas.wordpress.com/2013/11/18/4384/ und im Anhang) hinweisen zu
können. Wir würden uns über zahlreiche, engagierte und gerne auch
provokative Beiträge freuen.

Ich möchte die Möglichkeit nutzen und sie zudem darauf hinweisen, dass wir
weiterhin an Beiträgen für die Ausgabe #24 zum Schwerpunkt "Zukünfte"
interessiert sind. (Die Deadline für diese Ausgabe ist der 31.01.2013,
http://libreas.wordpress.com/2013/07/01/libreas-call-for-papers-libreas-24-zukunfte/)

m.f.G.
Karsten Schuldt



LIBREAS Call for Paper #25: Bibliothekarin sein – Nutzerin sein. Frauen
und Bibliotheken

Einst waren Bibliotheken eine männliche Domäne, heute sind sie eine
weibliche. (kontinuierlich festgestellt, siehe zum Beispiel Schiller 1974)
Thomas Adametz bezeichnet in seinen 1987 und 1992 publizierten Aufsätzen
Bona Peiser als „erste Volksbibliothekarin“. (Adametz 1987; 1992) Für Frauke
Mahrt-Thomsen (Mahrt-Thomsen 1985) war Bona Peiser bereits 1985
„Deutschlands erste Bibliothekarin“. Sie unterstrich dies unlängst in der
ersten Monografie über Bona Peiser, wobei sie bei der Gelegenheit das „Volk“
im Titel strich. Bona Peiser ist nun „die erste deutsche Bibliothekarin“.
(Marth-Thomsen 2013) Was macht den kleinen Unterschied zwischen
Volksbibliothekarin und Bibliothekarin aus? Oder stellt sich diese Frage im
Nachhinein gar nicht? Spielt es eine Rolle, dass sie eine öffentliche
Bücherhalle in Kreuzberg (betrieben von der Deutschen Gesellschaft für
ethische Kultur, die sich dafür wiederum von Public Library-Prinzipien aus
den USA anregen ließ) leitete und nicht etwa die Büchersammlung eines
Wissenschaftskollegs? Beachtet man den historischen Kontext, darf man nicht
vergessen, dass es nach Bona Peisers Bibliotheksleitungsposition noch fast
20 Jahre dauern sollte, bis Rahel Hirsch als erste Professorin der Medizin
in Deutschland berufen wurde. Bibliothekarinnen waren zu diesem Zeitpunkt
schon fast zum Alltag geworden. Die Deutsche Monatsschrift für Russland
meldete im Jahr 1912: „Mehr als 400 Frauen sind jetzt in diesem Berufe tätig
[…].“ (Sprengel 1912, 320)

Bona Peiser wurde am 26. April 1864 in Berlin geboren. Folglich jährt sich
ihr Geburtstag 2014 zum 150sten Mal. Für LIBREAS ist dies der Anlass, die
Ausgabe #25 den Frauen im Bibliothekswesen zu widmen. Wie haben sie dieses
hierzulande geprägt, wie in anderen europäischen beziehungsweise weiteren
Ländern? Welche Namen sollten aus welchen Gründen präsent sein, bleiben oder
werden? Wer sind die Heldinnen des Bibliothekswesens? Oder benötigen
Bibliotheken keine Heldinnen? Wie gestalten Frauen die Gegenwart, wie die
Zukunft der Bibliotheken? Warum ist die Bibliothek heute ein weiblicher Ort?
Sicherlich gibt es ein Zusammenspiel zwischen Status, Einkommen,
Berufsperspektiven und Geschlecht, aber wie genau findet dieses
Zusammenspiel im Bibliothekswesen statt? Wird die Bibliothek in Zukunft ein
weiblicher Ort bleiben?

Mehrere feministische Texte haben darauf hingewiesen, dass im
US-amerikanischen Bibliothekswesen Frauen durch Melvil Dewey als Personal
eingeführt wurden, weil er ihnen zuschrieb, genau und sozial arbeiten zu
können, dabei aber weniger zu kosten, als Männer. Diese zwiespältige
Haltung, welche „weibliche Tugenden“ betonte, Frauen einen Arbeitsmarkt
eröffnet, aber gleichzeitig nicht nur kostenbewusst, sondern eben auch
sexistisch war (zuerst Vann 1977), finden sich auch in der deutschen
Bibliotheksgeschichte.

„Dieses Persönlich-Geistige des bibliothekarischen Berufs zieht die Frauen
erfahrungsgemäß stark an, und es ist keine Frage, daß die Frau für dieses
Gebiet gute Eigenschaften mitbringt. Ist es ihr nicht von Natur gegeben, auf
andere einzugehen, besitzt sie nicht Schmiegsamkeit des Geistes und die
Elastizität, die es allein ermöglichen, Menschen mit den verschiedensten
geistigen Bedürfnisssen zu verstehen? Fühlt sie nicht und sieht, wonach
gesucht wird, während der Mann noch des erklärenden Wortes bedarf? Und ist
es nicht gerade ihre ‘Liebe zu den Büchern’, die sie in die Bibliothek
führt? Das alles ist, obwohl auch hier nicht verallgemeinert werden darf,
richtig, und das alles sind wichtige Voraussetzungen für erfolgreiches
Wirken.“ (Hoffmann-Bosse 1915, 11)

Im Dokumentarfilm „Geschlecht – (k)eine Frage in Bibliotheken?“ von Danilo
Vetter kommt neben Margit Hauser, Elisabeth Wiesbaum und Monika Bargmann
auch Helga Lüdtke zu Wort (Vetter 2013). Sie selbst versteht sich primär
nicht mehr als Bibliothekarin, „sondern als freiberuflich tätige, an
Bibliotheken weiterhin interessierte Frau“. Vetter greift in seinem Film
vier Themen auf: Feminisierungen, Feministische Kritik, Gender Mainstreaming
und Stereotype und Image. Damit liefert er vier sogenannte Momentaufnahmen,
die zu der Selbstreflexion einladen, die wir gern auch in LIBREAS spiegeln
möchten.

Und natürlich geht es nicht nur um das Bibliothekspersonal. In vielen
Bibliotheken übersteigt die Zahl der Nutzerinnen die der Nutzer. Gerade
Öffentliche Bibliotheken erscheinen teilweise als weibliche Domäne. Aber
stimmt das? Und wenn ja, was bedeutet das? Ist das gut oder muss das
verändert werden?

Schließlich ergibt sich daraus auch die Frage, ob beziehungsweise wie sich
das mit Bibliotheken assoziierte feminine Rollenbild auf die Männer
auswirkt, die in diesen als Mitarbeiter oder Nutzer aktiv sind. So versucht
beispielsweise der Onleihe-Kinospot ausdrücklich das Erwartungsbild zu
brechen, in dem es einen betont viril wirkenden Bibliothekar ans Regal
stellt, der, ganz rollentypisch, die Nutzerin darüber aufklärt, dass man
auch E-Books ausleihen kann. (ekzLibraryServices 2013)

Bespricht man Frauen in Bibliotheken, muss man natürlich auch
Geschlechterverhältnisse berücksichtigen. Und schließlich kann man auch
danach fragen, weshalb seit Jahrzehnten Frauenbibliotheken bestehen und nach
wie vor betrieben werden.

LIBREAS freut sich auf Beiträge, die über den Moment hinausgehen. Auf
Beiträge über Frauen von Frauen und/oder Männern, die nicht nur stets
wiederkehrende Klischees beinhalten, sondern vor allem die früheren
Diskussionen zum Thema, die zum Teil eingeschlafen erscheinen, wieder
beleben. Oder die Klischees einfach durchleuchten und bei Bedarf
zerpflücken. Formal ist wie immer alles erwünscht und möglich, von der
wissenschaftlichen Analyse über das Essay bis hin zu künstlerischen
Zugängen. Gerne steht die Redaktion für Diskussionen zu Textideen bereit.
Deadline ist der 16.05.2014.

LIBREAS-Redaktion
(Berlin, Bielefeld, Chur, Mannheim, Potsdam)

Literatur:
Adametz, Thomas: Bona Peiser – Berlins erste Volksbibliothekarin. In: Der
Bibliothekar 41(1987), S. 111-113.
Adametz, Thomas: Bona Peiser (1864-1929) : Wegbegleiterin der
Bücherhallenbewegung und Deutschlands erste Volksbibliothekarin. In:
Leidenschaft und Bildung, Berlin 1992, S. 133-141.
ekzLibraryServices: Onleihe - Der Kinospot.
http://www.youtube.com/watch?v=G6TOOclDBps [17.11.2013].
Hoffmann-Bosse, Elise: Die Frau im Dienste der volkstümlichen Bibliothek:
Eine Auskunft für weitere Kreise über den Beruf der Bibliothekarin an der
volkstümlichen Bibliothek (Schriften der Zentralstelle für volkstümliches
Büchereiwesen ; 2). Leipzig : Theid. Thomas Verlag, 1915.
Mahr-Thomsen, Frauke: „Die öffentliche Bücherei muß jederzeit für
jedermann unentgeltlich offenstehen“ : Bona Peiser – Deutschlands erste
Bibliothekarin. In: BuB 47 (1985) 1, 56-60.
Mahr-Thomsen, Frauke: Bona Peiser : die erste deutsche Bibliothekarin.
Berlin: BibSpider, 2013.
Schiller, Anita R.: Women in Librarianship. In: Advances in Librarianship
4 (1974), 103-147.
Sprengel, Auguste: Die Berliner Ausstellung “Die Frau in Haus und Beruf”
und der deutsche Frauenkongreß. In: Deutsche Monatsschrift für Rußland 1
(1912) 4, 307-312 ; 1 (1912) 5, 385-397 ; 1 (1912) 6, 502-512.
Vann, Sarah K.: Melvil Dewey: His Enduring Presence in Librarianship (The
Heritage of librarianship series ; 4). Littleton, Co : Libraries unlimited,
1977.
Vetter, Danilo: Geschlecht – (k)eine Frage in Bibliotheken?
http://www.youtube.com/watch?v=uWR-YQz2Pp8 [08.03.2013].

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