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Re: [InetBib] FYI: Und schon wieder...



Liebe Frau Ecks, 
ich antworte mal die Tage direkt. Die Liste hat sich ja mehr in Richtung 
Infotimeline mit etwas mehr als 140 Zeichen entwickelt - das muss man auch 
nicht immer neu bejammern. Es ist einfach so. 
(das oft Recht haben klingt eklig, drum sei dies hier gestrichen :-) )
Ich wünsche eine weniger regenreiche Woche 
Gruß
________________________________________
Von: Inetbib [inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx]" im Auftrag von 
"Silke Ecks [furious.sun@xxxxxxxxx]
Gesendet: Montag, 12. Mai 2014 15:07
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] FYI: Und schon wieder...

Liebe Frau Kustos,

Sie haben wie so oft recht.
Und Ihr Gegenmittel gefällt mir auch. Ich wünschte, es würde z.B. in
Verwaltungen den klassischen vorauseilenden Gehorsam ersetzen.
Spielräume werden jedenfalls mit Sicherheit nicht dadurch größer, dass
man sie nicht nutzt!

das Schlimme an dieser komisch anmutenden Sache ist: das Aussaugen des 
Gemeinwesens und Öffentlichen durch konzernartige Betreibersysteme samt 
entspr. Geschäftsmodell  mit den Mitteln des Patents oder Standards greift um 
sich.

Ich glaub ja nicht, dass nun dies Patent ernsthaft eingeklagt werden
wird oder Bestand haben kann, dafür ist die genaue Ablaufbefolgung
bzw. Nicht-Befolgung viel zu schwierig nachzuweisen, aber selbst ich
kann mich irren...

Das mit Patenten als Streitaxt ist mir neu, macht aber Sinn, und würde
mich schon genauer interessieren.

Für mich fängt die schiere Idiotie und Skrupellosigkeit dieser Dinge
(also vermutlich mein Bewusstsein davon) mit der für mich nach wie vor
unbegreiflichen Patentzulassung/ Patentierbarkeit von Genomen an. Mit
der dazugehörigen Begründung, dass sich sonst Forschung nicht lohne.

Hm. Komisch. Warum haben Menschen früher eigentlich geforscht? und wie?
Kann man wirklich so blind, blöd oder korrupt sein?!

Und wieso ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, sich eine
Krankheit patentieren zu lassen?
Dann müßte ich für meine Mittelohrentzündung noch zuzahlen, so wie die
südamerikanischen Bauern für das selbstgezogene Saatgut.
Ich hoffe, ich bringe hier niemand auf dumme Gedanken...

....Es ist ja nun nicht so, dass ich da die Kriegerin oder Aktivistin
wäre, oder in Details bewandert, meins ist eher so das Gesamtbild, das
ich "reinkriege", und das irgendwie immer finsterer wird, ohne dass
ich glauben könnte, dass das an mir liegt, schön wärs.

Ich hätte beinahe lieber ne echte Depression als DIES Bild, und ich
weiß, was eine echte Depression ist.

ALSO WAS ich ums Verrecken nicht begreifen kann, ist, wieso so vielen
Menschen diese ganzen Vorgänge offenbar als völlig okay oder sogar
zukunftsweisend erscheinen - und dann manchen andern die, vorsichtig
gesagt, durchaus suboptimalen historischen Regelungen, wie das
bisherige Urheberrecht usw., und die daraus resultierenden Verträge
für die Künstler, als das Ideal am Horizont erscheinen...

Hier wird ein bisschen genöckert und da ein bisschen gequakt, und dann
gibts Raucherhetze, MRSA, BER oder Tarifabschluss; oder auch Ukraine,
Gott helfe uns und auch mir Ungläubiger; und die Betroffenheitsbande
folgt mit lautem Gebell der nächsten Sau durchs Dorf, zack um die Ecke
und außer Sicht.

Wo doch das Monster am Horizont, der Elefant da, nicht zu übersehen
ist und auch gar nicht im Dunkeln steht!

WER NIX HAT, sollte eher REICHLICH fordern, damit er oder sie
überhaupt was kriegt - denn, JA, dies hier IST ein Basar. Was AUCH
NICHT das eigentlich Problem oder eine Schande ist.

Minimalforderungen sind immer ne schlechte Verhandlungsbasis: umso
schlechter, je übermächtiger das Gegenüber; und wenn mich mein Leben
eins gelehrt hat, dann dies, dass es sich NICHT LOHNT, die Klappe zu
halten, denn dann gibts noch Pflaster obendrauf; und: "the squeaking
wheel gets the oil" - manchmal wenigstens.

Natürlich muss man zum Fordern aber schon auch klare Ziele haben...

Und es wäre ganz nett, wenn nicht immer noch 2. oder 3. Absichten
meist egoistischer Natur im Busch wären, die dazu tendieren, sich am
Ende vorzudrängen und vorrangig berücksichtigt zu werden...

IRGENDWER HAT GESAGT, dass der Mensch sich die ganze Arbeit und ein
Gutteil der Gesellschaft nur rangeschafft hat, um nicht denken zu
müssen, weil das tut den meisten offenbar zu weh.
Hat der oder die natürlich hübscher gesagt als ich.
(Falls jemand das Zitat genau kennt, Info bitte sehr gerne an mich!)
Lieber einen Haufen Probleme, Krankheiten, Unfälle, ob nun privat oder
politisch - dann ist man immer so schön abgelenkt und so sinnvoll und
zielsicher mit deren Lösung beschäftigt: "Die Sinnhaftigkeit von
Krisen".

Ich hätte mir ja auch nicht träumen lassen, mal wie meine alte rechte
Tante zu klingen und über die heutigen schlechten Zeiten zu klagen,
aber- irgendwie WAR doch früher alles besser??

IST ES DENN bloße Einbildung oder Wunschdenken, zu behaupten, dass die
teilweise mit sehr fragwürdigen Vorgeschichten ausgestatteten
Gründerväter Europas sowas wie eine Moral hatten und vielleicht nicht
immer für alles das Beste, aber jedenfalls auch nicht die
Totalausblutung des Gemeinwesens im Sinn?

Wobei ja auch da immer ein Anderes zur Verfügung stand, das man aussen
vor lassen und von dem man sich absetzten konnte...
Und dies so praktische, als Spiegel, Opfer, Sündenbock notwendige
Andere, leicht Auszuschließende ist jetzt in der allumfassenden
Globalisierung sozusagen durchs Netz gerutscht, irgendwie verloren
gegangen - anscheinend löst dieser Umstand so was wie panische
Bereicherungssucht und Habgier bei den einen und
Selbstmord-Terrorismus bei den andern aus, als ob die Schäfchen schon
klatschnass wären - weil es offenbar nicht denkbar ist, sich gegen
Mächtige und Reiche, Verantwortliche für Mist, zu richten. Man könnte
ja selber mal in die Lage kommen, so wie natürlich jeder echte Ami,
wenn auch mit Mühsal, am Ende zwangsläufig vom Tellerwäscher zum
Millionär werden muss.
Und dazu natürlich die andere Angst.

Vielleicht so: Ich seh mich nicht mehr, also seh ich Dich nicht mehr,
also gibts Dich gar nicht und sieht mich keiner, also greif ich zu,
ist ja eh alles meins...
(rampant soplisim)
Wenn es keinen bösen Wolf mehr gibt, braucht man keinen Jäger als
Beschützer, der z.B. Wegegeld fordert.

Wobei die Gegnerschaft, nach allem, was man so sieht, immer noch das
beste Mittel ist, wenn auch mühsam, um von ganz unten an die
Fleischtöpfe zu kommen...
Out of the fire & into the pan...

IST ES Einbildung, dass es so ca. in den späten 70ern mal ernsthafte
Bemühungen gab, die "Schere zwischen Arm und Reich" zu schließen? War
das alles nur äußerem Druck geschuldet und dem Kampf um Machterhalt
und mitnichten irgendsowas wie Anstand oder Verantwortlichkeit oder,
vergeben Sie mir, Liebe?

Kann es denn sein sollen, dass reine Abgreife und Raubtier- und
Heuschreckenmentalität, ohne Rücksicht auf Mensch, Umwelt, Tier (und
schon gar nicht Gesundheit, weil nur, wer krank ist, auch teuer
therapiert werden kann), dank der verlorenen Balance eines anderen
Ideals, die Basis der - ähm, "Gesellschaft" der Zukunft darstellen
soll?!
Dann: gute Nacht, Dystopia - Blade Runner, Klapperschlange und Running
Man und Kollegen stehen in den Startlöchern, und auch den heftigsten
Schwarzsehern unter uns werden die Tränen kommen.

ICH BIN EH ein eher misstrauischer Mensch, meine Erfahrung ist: nimm
von den Mächtigen und Einflusshabern und dem, was sie in den Medien
behaupten, propagieren, "anschieben", beschließen, das Schlechteste an
wozu du imstande bist, und leg noch mal mindestens 10% Bad Will für
Fiesheit und Habgier drauf, dann kommst du der Realität des
letztendlichen Ergebnisses nah. So.
Und was für ein schönes und rares Gefühl, darin einmal Unrecht zu haben!

Was sich, wie mir scheint, verändert hat, ist nun aber nicht so sehr
der Prozentsatz Mies, den man zusetzen muss, sondern schlicht der
Umstand, dass die Ausgangsbasis der lang anerzogenen Moral in
unglaublichen Tempo weggefault ist, und nun keine wie auch immer
geartete Vereinbarung mehr zu gelten scheint oder das betrifft,
worüber es im Festgeschriebenen (Druckgröße egal) zu gehen scheint,
und dass egalweg jede Unterschrift und jedes Ehrenwort nicht mehr
bindend und schon gar nicht mehr dauerhaft sind. Diese Papiere sind
wertlos geworden, nur das Geld wohl noch nicht ganz.

Wie bei Projekten mit Zeitbegrenzung, die dem zum Trotz und ungeachtet
der Erfolge mittendrin und vorzeitig auch noch einfach abgebrochen
werden, weil- ja, warum?
Der nächste, der "kein Geld" sagt, kommt mit vor die Tür!
NATÜRLICH ist das Geld da - die Frage ist, WO, und WER es hat, und
warum der darüber bestimmen darf! Und warum WIR das hinnehmen!

Womit ich zum Einen diese verflossene Moral nicht so sehr den
Einflüssen der Kirche als der drängenden Enge des Zusammenlebens und
ihren Zwänge zuschreiben möchte und den Zerfall derselben andererseits
nicht so sehr dem Internet und der Porno-Epidemie, sondern mehr den
erstaunlichen Räumen, die sich auftaten und der offensichtlichen
Annahme des Westens, dass es nach dem schwer erarbeiteten
Zusammenbruch des Kommunismus nun nicht mehr nötig sei, sich zu
benehmen und selber zu bemühen um so Dinge wie Gerechtigkeit,
Gleichheit (eine der schwerstmißbrauchten Vokabeln überhaupt) und so
Kram.

Der Kommunismus war, so gesehen, ein Korsett für A...löcher.
Schmerzhaft, hart, nicht hübsch und wenig sexy, aber sehr, sehr nötig.

Und jetzt wabbelt überall die Gemeinheit statt der straffen, engen
Gemeinschaft...
Wabbeln ist ja nett, aber so?
Die Dilemmata, wie z.B. Pakte, die man anscheinend eingehen muss,
Kompromisse, damit sich überhaupt was tut...

Ganz generell scheints, die Leute sind zu blöd und zu gierig.
Anwesende natürlich immer ausgenommen.

Es fühlt sich furchtbar altbacken-moralinsauer (auch noch nicht
patentiert, obwohl: Backen? Moralin?! War da nicht was?) und mit einem
freundlichen tl;dr? mxnx! -
Ihre Silke Ecks

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Am 12. Mai 2014 10:28 schrieb Annette Kustos <Annette.Kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx>:
Liebe Frau Ecks,
das Schlimme an dieser komisch anmutenden Sache ist: das Aussaugen des 
Gemeinwesens und Öffentlichen durch konzernartige Betreibersysteme samt 
entspr. Geschäftsmodell  mit den Mitteln des Patents oder Standards greift um 
sich.  Wo der Mensch noch nicht abhängig ist, wird er das dann....
Amerikanisch läuft das schon länger so. Schon im frühen Industriezeitalter 
war das Patent dort Streitaxt.
Jenseits von Verschwörungstheorien sind hier Ängste völlig berechtigt. Da 
Angst nichts nützt, kann nur jeder an seiner Stelle gegen dort auftretende 
Dinge dieser Art etwas tun. In unserem Falle als Bibliothekare: soviel 
Informationsfreiheit gewährleisten wie es eben geht. Man hat nicht immer 
Handlungsmacht, aber findet doch schon mal eine kleine Stellschraube, die man 
dann auch drehen sollte.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag - das ist noch nicht lizenzpflichtig :-)
Gruß
A. K.
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Von: Inetbib [inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx]&quot; im Auftrag von 
&quot;Silke Ecks [furious.sun@xxxxxxxxx]
Gesendet: Sonntag, 11. Mai 2014 23:58
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: [InetBib] FYI: Und schon wieder...

ist es April, liebe KuK:

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/amazon-fotografen-verspotten-das-neue-studio-patent-a-968464.html

Wenn das so weitergeht mit diesen ganzen Schützereien, dann können wir
alle gar nicht mehr zur Arbeit, weil das Gehen dann auch Gebühren
kostet- und ein paar Schritte muss ja wohl jedeR mal zurücklegen am
Tag...
Buch oder Kaffe holen? Neu-Studenten die Kataloge zeigen? Ist nicht mehr! 
OVER!

Mit eine Grinsen in die neue Woche trotz Mittelohrentzüdung (DIE
könnte doch mal gerne wer...) -

Silke Ecks

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