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[InetBib] Fwd: Onleihe nun auch krass unethisch



1. Kann mir irgendjemand erklären, wie man bei Onleihe über einen „Verkaufsbutton“ ein e-Book kaufen kann, wenn man bei e-Books grundsätzlich nur begrenzte Nutzungsrechte bekommt. Korrekt nennt man so etwas Etikettenschwindel.

2. Bibliotheken dafür zu schelten, dass man sie im digitalen Bereich juristisch enteignet hat, erscheint mir ungerecht und abwegig.

3. Bei genauerem Hinsehen ist Onleihe darum auch keine Bibliotheksausleihe, sondern eine privatwirschaftliche Ausleihe, die von Öffentlichen Bibliotheken bezahlt wird, weil viele Verlage den Bibliotheken dieses Recht entziehen.

4. Dass Bibliotheken im Prinzip seit Jahrhunderten Leseförderung betreiben kann heute unmöglich zu Erstaunen führen. Ärgerlicher an der durchaus berechtigten Onleihe-Kritik ist die immer offener betriebene Verknappung von publizierter Information, um Menschen zu zwingen, überzogene, da durch Verwertungsrechte monopolisierte Preise zu zahlen. Die Onleihe wird zum Teaser für einen Kauf, der gar keiner ist. Also die juristisch sanktionierte Gegenrichtung, für die einst Bibliotheken und Verlage eingetreten sind. Wir wissen doch alle, dass das Vervielfältigen von Publikationen heute vernachlässigbar preiswert erfolgen könnte, wenn sich das Verlagswesen nicht ununterbrochen Tricks einfallen ließe, wie man die Infomrationsverbreitung verknappen kann.

5. Es ist kein Zufall, dass Wissenschaft in ihrer Entstehung finanziert wird, und nicht über den Gewinn aus Publikationen.

6. Auch Autoren und Verlage sollten dafür bezahlt werden, was sie wirklich leisten, und nicht über irrationale und völlig veraltete Vorstellungen von Auflagenhöhen und Druckkosten. Solange Juristen nicht den Unterschied zwischen Information, Wissen und Redundanz begreifen, werden sie weiter in ein abwegiges juristisches Fahrwasser mit immer mehr Ungerechtigkeiten abgleiten. Die Folge dieser Entwicklung ist in erster Näherung: Je größer der Unfug, desto höher die Auflage und desto größer der Gewinn. Früher nannte man das die Verdummung der Gesellschaft, die man mit Öffentlichen Bibliotheken zu bekämpfen versuchte.

MfG
Walther Umstätter


-------- Originalnachricht --------
Betreff: [InetBib] Onleihe nun auch krass unethisch
Datum: 2014-09-19 18:53
Von: "Klaus Graf" <klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
An: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Antwort an: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>

Der neue Verkaufsbutton der Onleihe empoert vermutlich
nicht nur die Blogger, die sich kritisch geaeussert haben:

http://ultrabiblioteka.de/?p=1410 (mit Anfrage an die
dbv-Ethik-Kommission)

http://archiv.twoday.net/stories/985930617/ (Weitere Links)

Aus meiner Sicht offenbart das Phaenomen Onleihe das ganze
Versagen der deutschsprachigen oeffentlichen Bibliotheken
in Sachen digitale Kultur.

Gern wuerde ich auch einige Worte zur rechtlichen Lage
sagen, aber eine der schlechtesten Nationalbibliotheken der
Welt hat die auf

http://www.bibliotheksverband.de/fachgruppen/kommissionen/recht/publikationen/organisation.html

verlinkte Arbeit

Privatwirtschaftliche Betätigung kommunaler Bibliotheken
Monika Rasche
In: Bibliotheksdienst 27.(1993), S. 1346

unter der bisherigen Adresse aus dem Netz genommen.

Klaus Graf

--
http://www.inetbib.de

Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.