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Re: [InetBib] 2. Call: Begriffsanalyse – Klassifikation – Ontologien, 23.-24.10.15, TU Darmstadt, Mathem. Institut



Sehr geehrter Kollege Ohly,

herzlichen Dank für diesen Hinweis.
Ich erlaube mir diese Mail auch an Inetbib zu schicken, da ich der Meinung bin, dass dieses Thema im Zusammenhang mit dem Semantic Web von allgemeiner Bedeutung ist.

Darf ich hier nur eine kurze Anregung dazu geben?

Bezüglich der “neun Seinsschichten der ICC. Sie wurden wie folgt zu je drei nach unbelebtem, belebtem und produziertem Sein gebündelt:
1. Form und Struktur
2. Energie und Materie
3. Kosmos und Erde
4. Biologisches Sein und Leben
5. Menschliches Sein und Leben
6. Soziales Sein und Leben
7. Materielle Produkte – Wirtschaft und Technik
8. Intellektuelle Produkte – Wissen und Information.
9. Geistige Produkte – Kultur- und Geisteswissenschaften"
(https://de.wikipedia.org/wiki/Information_Coding_Classification)

ist es zwar von der Ordnung her verführerisch je drei Bündel zu schnüren, aber aus biologischer Sicht, ist “Menschliches Sein und Leben” eine eindeutige Untermenge von “Biologisches Sein und Leben”. Seit dem C. Linneaus 1735 dem Menschen in seinem Systema Naturae seinen systematisch begründeten Platz zugeordnet hat, ist der Mensch begrifflich eindeutig den Tieren und damit der Biologie bzw. dem Leben untergeordnet. Das wurde dann insbesondere durch die Morphologie Goethes und im folgenden Jahrhundert durch die Evolutionstheorie C. Darwins, bis hin zur Entdeckung der DNS als Informations- und Erbträger im Neodarwinismus wissenschaftlich bestätigt.

Ebenfalls „Soziales Sein und Leben“ sind Untermengen, je nachdem ob es sich um pflanzliche, tierische oder menschliche soziale Netzwerke handelt.

Da die Zeit, als die Bibliotheken Monohierarchien (DDC, LCC, etc.) anstrebten, weil man ein bestimmtes Buch immer nur an einer Stelle einordnen konnte, insbesondere durch die Online-Dokumentationen mit ihren polyhierarchischen Thesauri abgelöst wurde, sollte Wissensorganisation mit entsprechenden Assoziationen, Polyhierarchien und wechselnden Aspekten arbeiten.

Gerade das Systema Naturae Linnés hat gezeigt, wie wichtig ein bestimmter Aspekt der Einteilung (bei ihm war es die Sexualität) für eine stringente Systematisierung ist, wobei diese Sexualität zwangsläufig zu einem System der Arten-Verwandtschaft, und damit zur biogenetischen Evolution(sstrategie) führte.

Auch das Bündel “Intellektuelle Produkte – Wissen und Information.” kann eigentlich nur eine Untermenge von “Geistige Produkte – Kultur- und Geisteswissenschaften” sein, wobei schon Wissen, als begründete Information, eine Untermenge des Informationsbegriffs ist.

Die “neun Seinsschichten der ICC” werfen die Frage auf, ob die nächst höhere Schicht nicht die Unterscheidung von Sein und Nichtsein erfordert. In sehr viel älteren und auch religiösen Überlegungen konnte man sich in der Vorstellung, dass unser Universum von Ewigkeit zu Ewigkeit existiert, und dass vor dem Sein nur der Kreator dieses Seins, Gott, stand, das Nichtsein, bzw. das totale Nichts als unlogisch verwerfen. Heute, bei der verbreiteten Ansicht, dass unser Universum aus dem sog. Big Bang entstanden ist, könnte das Nichtsein sowohl zeitlich (als die Zeit vor dem Big Bang) als auch räumlich (der Bereich außerhalb unseres Universums, in dem es keine Energie, und damit auch keine Zeit und keinen Raum gibt) existieren. Es wäre allerdings auch denkbar, dass sich unser Universum in einem noch größeren Universum befindet, und dass sich das Nichtsein noch weiter außerhalb befindet.

Insbesondere atheistische Naturwissenschaftler, die den Trivialdarwinismus in die Evolution unseres Universums zu extrapolieren versuchen, nach deren Vorstellung alles nur Zufall ist, so dass aus einer unvorstellbaren Zahl an solchen Zufallsuniversen zufällig auch unsere Welt, mit ihren Gesetzmäßigkeiten entstand, stellen unserem realen Sein nur den Zufall gegenüber, auch wenn diese Hypothese recht kühn, um nicht zu sagen abenteuerlich ist, wenn man bedenkt, dass die Naturgesetze in Chemie und Physik ein so komplexes Molekül wie die DNS hervor bringen, dass nicht nur als Informationsspeicher in der Lage ist sich selbst zu Reduplizieren, dass es im sogenannten Prozessing die gesamten Strukturproteine und Enzyme hervorbringt, und in der Phylogenese der einzelnen Arten ein unglaubliches Wissen zum überleben ansammeln konnte, bis hin zum menschlichen Unterbewusstsein, und der zusätzlichen Fähigkeit mit unserem Bewusstsein, dies zu hinterfragen.

Kurz zusammengefasst, ist es zunächst gleichgültig, welche Vorstellung wir mit dem Nichtsein verbinden, in ein System der Wissensorganisation muss es ebenso eingefügt werden, wie die Metaphysik (griech. meta ta physika), nach der Physik, die der Bibliothekar Andronikos von Rhodos, mit den Schriften des Aristoteles (Ausgabe 1. Jh. v. Chr.) einführte.

Dies nur als kurze Anmerkung

MfG

Walther Umstätter


Am 2015-09-26 17:08, schrieb Peter Ohly:
2. Call: *Begriffsanalyse – Klassifikation – Ontologien, * 23.-24.10.15, TU
Darmstadt, Mathem. Institut

Liebe an Klassifikation, Wissensorganisation und Ontologien interessierte
Kollegen,

das letztes Jahr erschienene Buch *Wissensorganisation: Entwicklung,
Aufgabe, Anwendung, Zukunft *(Ergon Verlag 2014, ISBN 978-3-05650-065-7) von Ingetraut Dahlberg, der Begründerin der ISKO, enthält auf den Seiten
80-81 die Matrix der ICC* Information Coding Classification* und
anschließend auf den Seiten 82-100 ihre Untergliederungen auf der nächsten
Hierarchiestufe.
Mitglieder der ISKO sowie auch weiteren an Klassifikation Interessierte
werden gebeten, aus ihrem Sachwissen heraus Stellung zu den genannten
Untergebieten zu beziehen und sie evtl. zu ergänzen oder zu verbessern.
Dabei wäre zu berücksichtigen, dass die Systemstellen, wo immer möglich, den ICC-Prinzipien (S.100 ff.) folgen. Inzwischen sind die Rechte an der
ICC übrigens bei der Dt. ISKO.
Ein Mitglied des Ontologen-Kreises in Darmstadt (Thomas Zeh) hat inzischen die ICC in die Wikipedia gebracht, so dass Sie auch da nähere Information vorfinden: https://de.wikipedia.org/wiki/Information_Coding_Classification
<https://3c.gmx.net/mail/client/dereferrer?redirectUrl=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FInformation_Coding_Classification>
(bitte, beachten Sie den Unterstrich vor und nach Coding)
Übrigens wurde nach Regeln von Ingetraut Dahlberg für die Bibliographie in
International
Classification (später Knowledge Organization) das ‚*Classification System
for Knowledge Organization Literature*‘ benutzt, das nun in erweiterter
Form für die online-Bibliographie verwendet wird:
http://www.isko.org/scheme.php.
Vom Ernst-Schröder Zentrum (ESZ ; Leitung: Prof. Karl Erich Wolff) an der TU Darmstadt wird nun an den Tagen 23.-24.10. zum Thema „**Begriffsanalyse – Klassifikation – Ontologien: Die ICC auf dem Prüfstand**“ ein Seminar in Zusammenarbeit mit der Deutschen ISKO stattfinden. U.a. sind ein Vortrag von Prof. Andreas Ledl, Basel, über seine digitalisierte und DDC-klassierte
Sammlung von Klassifikationssystemen sowie Kurzvorträge über
Begriffsanalyse, Top-Ontologies und das Ontologen-Netzwerk vorgesehen. Die
Teilnahme ist kostenlos.
Der 24.10. soll dann eine echte Arbeitssitzung werden mit Ihren Beiträgen
und Diskussionen zur ICC. Hierbei geht es vor allem um kritische und
ergänzende Bemerkungen zur dritten hierarchischen Stufe der* Information Coding Classification* (S. 82-100) in Kurzbeiträgen. Auch wenn Sie nicht kommen können sollten, so haben Sie die Möglichkeit, Kommentare vorab an
Frau Dahlberg zu senden. Falls Sie das Buch nicht besitzen, bietet sich
auch die ICC im Internet an (s.o.).
Seinerzeit wurden die weiteren Untergliederungen der ICC-Matrix in
Zusammenarbeit weitgehend mit Hochschulexperten erfasst, doch hat sich im Laufe der Zeit ja einiges geändert und bedarf daher einer Überprüfung und
Ergänzung. Zusammen mit Ihrem Fachwissen sollte nun eine Anpassung und
weitere Ausarbeitung möglich sein. Wir benötigen also auch Ihren Beitrag, und zwar schon bis zum 30. September, um das Programm entsprechend aufbauen
zu können. Sie bekommen dann genauere Angaben zum Seminar zugesandt.

Reichen Sie bitte diese Einladung auch an Interessierte weiter.

Bitte, schicken Sie Ihren Beitrag **per eMail** an:**peter.ohly@xxxxxx
<peter.ohly@xxxxxx>**
(bitte mit Betreff: Ontologie-Seminar)

und in jedem Falle auch **per Post** an:
**Dr. I. Dahlberg**
**Am Hirtenberg 13**
**D-64732 Bad König**
(nur für Rückfragen:
ingetraut.dahlberg@xxxxxxxxxxx)


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.