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Re: [InetBib] Ein Wort zur Informationskompetenz



Lieber Herr Ulmer,

wie Sie wissen habe ich meine Aussage nicht an den Paragraphen 52a geknüpft, sondern an die allgemeinen Beobachtungen, die auch das Europaparlament zur Zeit macht.

Es ist aber gut, dass Sie als Beispiel hier auch die öffentliche Zugänglichmachung von Publikationen für Unterricht und Forschung ansprechen, denn wir müssen klar unterscheiden, zwischen einer (notwendigen) fachlichen Diskussion und den vielzähligen Tricks, mit denen neuerdings Agnotologie betrieben wird. Es ist ohne Zweifel ein fundamentales Problem, ob wir in absehbarer Zukunft Wissen, dass z.B. in Schulen und Hochschulen vermittelt werden soll bzw. muss, absichtlich verknappen, um daraus eine Ware zu machen, wie viele andere marktwirtschaftliche Waren, um Geld zu verdienen, oder ob wir akzeptieren, dass die fortschreitende Digitalisierung uns die Möglichkeit bietet von Informationen genügend Redundanz zu erzeugen, so dass eigentlich alle Menschen auf dieser Welt damit versorgt werden können. Neben dieser Sachlichen Auseinandersetzung, gibt es immer öfter Polemik, Diffamierungen und die unzähligen Versuche, zwingende Argumente möglichst tot zu schweigen.

Das fundamentale Problem ist im Prinzip von der Informationstheorie schon längst gelöst – auch wenn das nicht alle Informationswissenschaftler einsehen, und die meisten Verleger noch weniger wahr haben wollen. Dahinter steht ein einfacher Denkfehler, Redundanz kann zwar jederzeit in Information umgewandelt werden, aber so zu tun, als würde man jedes mal eine neue Information erzeugen und verkaufen, ist schlichte Irreführung. Ich habe aber volles Verständnis, dass z.B. Verlage diese Digitale Revolution, die bereits seit über einem halben Jahrhundert voranschreitet, noch immer so gut es geht abbremsen wollen, um den Übergang möglichst sanft zu gestalten – insbesondere für diejenigen, die noch immer hoffen, dass dieser Kelch an ihnen vorüber gehen möge. Wirklich gefährlich sind ja nur die Lobbyisten, die ihre eigenen Leute in die Messer der fortschreitenden Digitalisierung laufen lassen, nur um ihre eigenen Gewinne solange abzusahnen, so lange es geht, auch auf die Gefahr hin, dass sie dabei der Gesellschaft schwere Schäden zufügen. Die Methoden dieser Interessenvertreter aus dem Bereich des Informationskompetenzmissbrauchs offen zu legen, wird in nächster Zeit eine wichtige Aufgabe für uns sein. Ein einfacher Trick ist sich in Massenmedien einzukaufen, um den Eindruck zu vermitteln, dies oder jenes Scheinargument sei allgemein bekannt und damit richtig. Die Pharmaindustrie ist dafür bekannt, für solche Publikationen auch Professoren zu bezahlen. Die wirken so glaubwürdig ;-)Soweit ich es sehe, gibt es für das Verlagswesen auch unbezahlte Professoren, die aus Idealismus meinen Lobbyarbeit für die Verlage mit der schönen alten gedruckten Zeitung leisten zu müssen. Ob sie sich damit selbst einen Gefallen tun wage ich zu bezweifeln. In der Agnotologie trage immer mehr Menschen ihre Ahnungslosigkeit zu Markte, was hauptsächlich den Verlagen schadet, die dies unterstützen.

MfG
Walther Umstätter


Am 2016-11-30 15:50, schrieb Matthias Ulmer:
Lieber Herr Umstaetter,

da haben Sie sehr recht:


Wir stehen aber mit zunehmender Informationskompetenz vor der Frage, wann, wie, wo und womit man uns in jeder neuen Nachricht zu betrügen versucht. Es sind ausgefuchste Informationsspezialisten die massenhaft Informationen fälschen und verbreiten.

Haben Sie da auch die "Informations"kampagne gegen den
52a-Rahmenvertrag und die Kampagne The right to e-read gemeint?

Fröhliche Grüße
Matthias Ulmer


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.