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Re: [InetBib] Petition für den Referentenentwurf zur Änderung des Urheberrechts



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Herr Umstätter hat vollkommen recht, es fällt schwer an einer Diskussion 
teilzunehmen, für die ein wahrlich gerüttelt Maß an juristischer Expertise 
erforderlich ist.
Mir als Nicht-Juristin fällt es durchaus schwer, die Schwellenangst zu 
überwinden, mich auf Inetbib inhaltlich zum Referentenentwurf zu äußern, weil 
ich mich nur ungern in einem so weitreichenden Forum als ahnungslos oute.
Außerdem bleiben trotz intensiver Lektüre doch immer Fragen, die kundigeren 
Abonnenten dieser Mailingliste sofort mein blankes Unverständnis des 
Sachverhalts offenbaren würden.
So fehlt mir einfach der Zusammenhang zwischen dem Referentenentwurf und der 
Bedrohung für Autoren, nach erfolgter Reform nicht mehr - ich zitiere im 
Folgenden aus https://www.publikationsfreiheit.de/ - "frei entscheiden [zu] 
können, wo und wie sie ihre Inhalte publizieren" und warum sie dann nicht mehr 
"auf eine große Vielfalt unabhängiger Verlagsangebote zurückgreifen können".
Ebenso wenig ist mir ersichtlich, wo konkret das reformierte Urheberrecht - so 
es denn kommt - "zu einem staatlichen Publikationswesen führen" würde. Wenn 
damit, auch wenn es etwas weit hergeholt wäre, Open Access gemeint sein sollte, 
dann würde mir doch die Verknüpfung des Themas mit dem Referentenentwurf nicht 
einleuchten. Möchte man als Open Access-Autor veröffentlichen, hat man doch 
anhand von cc-Lizenzen eine gewisse Auswahl, in welchem Umfang man sein Werk 
geschützt sehen möchte.  
Auf der oben genannten Seite wird gegen den Referentenentwurf argumentiert, 
weil dieser den "Weg in die Abhängigkeit von einigen wenigen global agierenden 
Medienanbietern" bereite. Wären denn die von "wenigen global agierenden 
Medienanbietern" publizierten Schriften nicht vom Urheberrecht betroffen? Dafür 
reicht mein nicht juristisch geschultes Textverständnis einfach nicht aus, um 
solcherlei Finten zu entdecken. Der Teufel sitzt ja oft im Detail, sagt man.  

Eben. Und um mich nicht vor der gesamten Gemeinde der Lächerlichkeit 
preiszugeben, weil ich all die Zusammenhänge nicht verstehe, äußere ich mich 
hier besser nicht zum Referentenentwurf.

Viele Grüße Susanne Göttker


______________________________________________
Susanne Goettker

Universitaets- und Landesbibliothek Duesseldorf
Dezernat 6 / Medienbearbeitung

Universitaetsstrasse 1, Geb. 24.41
D-40225 Duesseldorf

Tel  : 0211/81-12902
Fax  : 0211/81-13977
Email: susanne.goettker@xxxxxxxxxx
______________________________________________


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: InetBib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxx] Im Auftrag von h0228kdm via
InetBib
Gesendet: Sonntag, 19. Februar 2017 23:27
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] Petition für den Referentenentwurf zur Änderung des
Urheberrechts

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Kollege Kuhlen, wunderte sich berechtigt, warum hier in Inetbib nicht mehr,
über seine Anregungen diskutiert wird, und auch der Kollege Steinhauer fragt:
“Selbst schreiben sie aber nichts. Warum?” Die Gründe sind aber seit langem
bekannt und wiederholt diskutiert worden, z. B.
2010 (http://inetbib.de/listenarchiv/msg43555.html). Der Hinweis “Don't feed
the troll” hat bei vielen dazu geführt, dass sich in Inetbib niemand gern “als
Idiot” beschimpfen lassen will. Daran konnte auch der Admin wenig ändern.
Trolle sind im gesamten Internet modern geworden, bis hin zu den Troll-
Fabriken, und niemand konnte sie bisher stoppen oder totscchweigen.

Was den Beitrag von U. Jochum betrifft – über den kann man nicht wirklich
fachlich diskutieren, denn die Aussage, “die zukünftige Einfalt
staatsbürokratischer Zwangsveröffentlichungen” ist indiskutabel, weil sie
wirklich zu einfältig ist. Es gibt keine “Zwangsveröffentlichungen”, weil
Wissenschaftler nicht gezwungen werden können, ihr Wissen zu publizieren, dass
sie es trotzdem seit Jahrhunderten tun, liegt am alten publish or perish. Und
ebenso wenig wie es nur eine gedruckte Zeitschrift gibt, gibt es auch nicht nur
eine Open Access-Zeitschrift.
Es ist also unlogisch so zu tun, als wäre man bislang frei gewesen zu 
publizieren,
wo und wann man will, und nun nur noch eine Möglichkeit – Open Access – hat.

Ich weiß nicht, was U. Jochum dagegen hat, dass man »Wissen und Information
ohne Behinderung nutzen« kann. Das ist die Voraussetzung einer jeden
Wissenschaft seit Jahrhunderten, und darum gab und gibt es Bibliotheken, und
bei den seit Jahrzehnten überproportional steigenden Zeitschriftenpreisen 
(siehe
Jochum »Zeitschriftenkrise«) wurden Open Access zwangsläufig.

“Das »Aktionsbündnis« findet einen erheblichen Teil seiner persönlichen
Unterschriftenleister unter Studenten und Bibliothekaren, also jenen, die
Wissenschaft nicht von der Seite der Schöpfung her betrachten, sondern von der
Seite der Abschöpfung.” schreibt Jochum. Es dürfte aber in der Wissenschaft
kaum jemanden geben, der so stark von der “Abschöpfung” lebt, wie die
Wissenschaftler, die auf der “Seite der Schöpfung” stehen, das weiß auch U.
Jochum. Hier werden also lobbyistische scheingefechte ohne inhaltliche Substanz
geführt.

Es gibt aber im Zusammenhang mit dem Referentenentwurf noch einen Aspekt,
den ich hier noch erwähnen möchte. Man sollte ihn durch eine Diskussion nicht
in Teilen zerreden. Wenn es also keine wesentlichen Einwände gibt, ist eine
schweigende Zustimmung von Vorteil. Ob man dann die Petition durch eine
Unterschrift unterstützt ist wieder eine andere Frage.

MfG

Walther Umstätter


Am 2017-02-19 18:07, schrieb Oliver Hinte via InetBib:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

bisher haben wir knapp 100 Unterschriften gesammelt.
Allerdings hat Uwe Jochum jetzt noch eins drauf gesetzt.
https://uwejochum.github.io/5artikel/2017/02/19/trump-buerokratischer-
komplex/

Ich hoffe, dieser Beitrag motiviert Sie, sich mit der Thematik weiter
aus einander zu setzen und unsere Petition vielleicht zu unterstützen.

Mit freundlichen Grüßen
Oliver Hinte


Am 18.02.2017 um 22:33 schrieb Oliver Hinte <ohinte@xxxxxxxxxxxx>:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Eric Steinhauer und Rainer Kuhlen haben Recht:
Auf der inetbib finden zu wenig Diskussionen und zu viele
Stellenanzeigen statt.
http://kapselschriften.blogspot.de/2017/02/zwei-jahre-ohne-inetbib.ht
ml?spref=tw

Aber ich lasse mich (noch) nicht entmutigen und bitte Sie die
nachfolgende Petition zu unterzeichnen:
https://www.change.org/p/bundesregierung-unterst%C3%BCtzung-des-refer
entenentwurfs-zur-reform-des-urhberrechts

Das Ziel ist, eine Unterschrift mehr als www.publikationsfreiheit.de
zu erreichen. Und die haben schon über 3.000 Unterschriften!
Denken Sie daran, dass bis zum 24. Februar noch eine Stellungnahme
zum Referentenentwurf abgegeben werden kann!

Die ersten sind schon unter

http://www.bmjv.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/DE/UrhWissG.html
veröffentlicht! Und hier ist copy & paste sogar ausdrücklich
gestattet!
Überzeugen Sie Ihre Institutionen und sich selbst! So eine Chance wie
mit diesem Referentenentwurf erhalten wir so schnell nicht mehr!

Und wenn es nur ein paar von Ihnen überzeugt, war es diese Mail schon
wert!

Herzliche Grüße & please tell your colleagues!
Ihr
Oliver Hinte



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.