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[InetBib] Professionalisierung durch Identitätsverzicht?




Liebe Listenleser,

in dieser Woche bot diese Liste für einen in die Jahre gekommenen Freund informationeller Professionalisierung ein eigenartiges Schauspiel. Vordergründig wurde ein Frage- und Antwortspiel zu Themen aller Art in einem dem Zeitgeist entsprechenden Format geboten, AmA genannt. Also eigentlich nichts, das nicht im Rahmen des Listengeschehens üblich wäre. Oder ist eine vermutlich unfreundliche Beschreibung zutreffender? Die liest sich so. Ein sich selbst als partiell nicht wissend bezeichnender Mensch wird von Menschen mit Fragen, also ebenfalls nicht wissenden, gebeten, Stellung zu diesen Fragen zu beziehen. Eine inhaltliche Grenzziehung ist dabei nicht sichtbar, soll es in dem Format nicht geben. Wir können aber beobachten, dass der fachliche Bezug der Liste eben doch für eine Konzentration auf professionelle Fragen sorgt, sogar auf Fragen, die in vorherigen Zeiten Kernfragen professionellen Wissens waren. In jüngeren (schon wieder verflossenen?) Zeiten sollte Schwarmintelligenz das Mittel der Wahl für ihre Beantwortung sein. Nun erwartet man die Antworten wieder von einem Einzelnen - einem Orakel, einem Guru, einem Weisen? Nein, viel zeitgeistiger - einem Informatiker. Welches Bild des professionellen Selbstverständnisses dürfen wir daraus gewinnen? Eines zur Stärkung der Professionalisierung und der so häufig beschworenen Informationskompetenz? Folgen Information Professionals nun der Empfehlung: Hast du ein Informationsproblem, frage einen Informatiker? Gäbe es für diese Antwort auch eine legitimierende Frage?

Viele Grüße

Winfried Gödert


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.