[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] Soll "Mein Kampf" jetzt in die Stadtbücherei?



Lieber Herr Umstätter,

nachdem ich die zeitgenössische Antwort von Irene Harand "Sein Kampf" auf "Mein 
Kampf gelesen habe, habe ich mal nachgeschaut, wieviele Exemplare der Bücher im 
KVK nachgewiesen sind. Die kommentierte Ausgabe "Mein Kampf" von 2016 kommt auf 
53 Exemplare, während die Neuausgabe von "Sein Kampf" von 2005 ganze 7 Mal in 
deutschen Bibliotheken vorhanden ist. Die Bestände an Originalausgaben und 
deren Übersetzungen zu zählen würde lange dauern, aber auch da ist Harand 
zahlenmäßig unterlegen. Dabei ist sie heute noch lesbar und als eben 
zeitgenössische Aufdeckerin der Lüge, die Sie damals in Ihrer Mail so trefflich 
beschrieben haben, sehr beeindruckend. Schade, dass dieses Buch so selten in 
Bibliotheken anzutreffen ist.

beste Sommergrüße
Jana Haase

Zitat vom 12 Jan 2016:


Zur Frage, sollte ein Buch nur dann in den Bestand aufgenommen werden, wenn es 
tatsächlich nachgefragt wird? Antwort, nicht nur dann, aber vorwiegend dann, 
wenn man Anhaltspunkte dafür hat, dass es in der eigenen ÖB auch nachgefragt 
werden wird, sobald es im Bestand ist.


1. Frage meinerseits: Soll das “erbärmlich” bedeuten, dass jede Öffentliche 
Bibliothek (ÖB) in Deutschland nun “Mein Kampf” erwerben muss, obwohl es auch 
im Internet verfügbar ist? 2. Es gab eine Zeit, in der ÖBs vorwiegend “das gute 
Buch” zur Bildung der Bevölkerung anbieten sollten. Das war im sog. “Dritten 
Reich” mit „Mein Kampf“ allerdings etwas völlig anderes, als davor, in der DDR 
wieder etwas anderes und heute, nach diesen Erfahrungen, weiß kaum noch jemand, 
wie man ein “gutes Buch” definieren soll. Stattdessen waren die ÖBs in den 
letzten Jahrzehnten gezwungen möglichst hohe Nutzerzahlen zu generieren um 
nicht geschlossen zu werden. Insofern wurde die Nachfrage als Kriterium immer 
wichtiger. 3. Ich bin zwar auch der Meinung, dass man “Mein Kampf” mal genauer 
auf den Unfug darin studiert haben sollten, denn Hitler fühlte sich schon als 
Autor als genialer Führer, weil er drei Erkenntnisse hatte: A: Wenn man lügt, 
muss man so infam lügen, dass sich die kleingläubigen Anhänger nicht vorstellen 
können, dass jemand dazu den Mut hat (man könnt auch sagen, dazu dumm genug 
ist). B: Da die meisten Anhänger leicht verunsichert werde können, dürfen sie 
nie den Eindruck gewinnen, dass sie mehr als einen Gegner haben, folglich muss 
man als Führer alle Gegner und auch Fehler die dem Führer unterlaufen, auf 
einen einzigen Gegner reduzieren.

C: Hier bot sich Hitler das ohnehin vielen verhasste Judentum an.

So absurd und auch idiotisch diese Erkenntnis Hitlers war, denn die Folgen sind 
bekannt, er hielt sie für Genial und publikationswürdig. Eigentlich hätte dass 
allen Lesern auffallen müssen, aber die meisten haben das Buch ohnehin nicht 
wirklich gelesen, andere haben die Gefahr zwar gesehen, waren aber dagegen 
machtlos, und vermutlich die meisten erkannten nur, dass man sich an der 
Entmachtung der Juden bereichern kann.


Eigentlich müsste dieser inzwischen völlig veraltete Quatsch über die 
Schulbildung längst abgehandelt worden sein, aber die meisten Menschen glauben 
noch immer, Hitler hätte aus Judenhass gehandelt. Es war noch viel schlimmer, 
diese Menschen waren ihm noch gleichgültiger, als seine Anhänger.


MfG
Walther Umstätter


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.