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Re: Pressemitteilung von contrib.net war: Wenn schon ...



Marcel Brannemann schrieb: 
 
> zu der von H. Marloth in der Liste geposteten Presseerklaerung der
> kommerziellen ISPs habe ich den beim DFN fuer das WIN zustaendigen
> Martin Wilhem um einen Kommentar gebeten.

> > Von: Martin Wilhelm <wilhelm _at__ dfn.de>

> >   USA geroutet. Man muss dann wohl mit geringeren Uebertragungsraten
> >   zwischen dem B-WiN und den ISPs rechnen, die sich aus dem B-WiN rausge-
> >   schaltet haben. 

Das duerfte schon fast eine Untertreibung sein. 

> >   Die Sinnhaftigkeit dieses Tuns will sich mir nicht er-
> >   schliessen. 

Solche Antworten erhaelt man wohl immer, wenn man 
nur einen der Konfliktbeteiligten befragt. 

> >   Mal so als Rechenexempel: Die Beteiligung an der Kostenumlage fuer einen
> >   B-WiN-Anschluss mit 2 Mbit/s kostet in 1998 ohne den Zuschuss des BMBF
> >   (der ja nicht fuer Wirtschaftsunternehmen gewaehrt wird) DM 120.000,-.
> >   Eine 2 Mbit/s - Leitung zwischen Deutschland und USA kostet (je nach An-
> >   bieter) zwischen DM 700.000,- und DM 800.000,-.

Das entspricht sicherlich der Wahrheit, steht aber eigentlich 
nicht zur Diskussion. Ich will jetzt nicht die Partei der 
kommerziellen Provider beziehen, aber ich kann deren Unmut 
bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. In der vergangenen 
Woche fuehrte ich diesbezueglich ein Interview mit der 
DFN-Geschaeftsleitung, Dr. Maas. Auch er bestaetigte, dass 
bisher Zahlungen nur in einer Richtung erfolgen. Provider, die 
an das WiN angeschlossen sein wollen (und damit den 
transatlantischen Verkehr vermeiden) muessen zahlen. 
Der DFN-Verein zahlt dagegen nicht, wenn bspw. 
Uni-Mitarbeiter kommerzielle Seiten in Deutschland besuchen. 

Um das Problem mal ganz kurz und stark vereinfacht 
zu erlaeutern: Wenn an einem Uni-Rechner der URL einer 
kommerziellen Site (z.B. www.spiegel.de) aufgerufen wird, dann 
sendet der Browser einen http-request zu dem entsprechenden 
Server und dieser sendet dann die angeforderten Daten 
(hoffentlich) zum Browser. Der Datenweg verlaeuft dann etwa 
so: Browser -> WiN -> Peering-Point -> ISP-Netzwerk(e) ->
Server -> ISP-Netzwerk(e) -> Peering-Point -> WiN -> Browser. 

Es entstehen also in beiden Netzwerken Kosten fuer die 
Datenuebertragung. *Traditionell* wurde dies so gehandhabt, 
dass einzelne Netzwerke Peering-Abkommen geschlossen 
haben, die von einem etwa gleichen Kostenaufkommen auf 
beiden Seiten ausgingen: *Eine Hand waescht die andere*. 
Erst in der juengsten Vergangenheit haben amerikanische 
Provider damit begonnen, von kleineren *Netzwerkbetreibern* 
Peering-Abgaben zu verlangen. 

Und so sieht es jetzt wohl auch der DFN-Verein: Dr. Maass 
meinte im Gespraech beispielsweise, die Provider meinten 
wohl jetzt gross genug zu sein, um Anspruch auf ein echtes 
Peering zu haben. 

Betrachtet man nun noch die Tatsache, dass bspw. die
National Science Foundation jahrelang das Internet
(auch das kommerzielle) durch die kostenlose 
Bereitstellung von Ressourcen unterstuetzte, dann
wird der Groll der Provider verstaendlicher. 

Immerhin reden alle beteiligten Politiker von dem 
Nachholbedarf und von den schlechten Standortbedingungen 
Deutschlands fuer den Online-Kommerz und das nicht zuletzt 
aufgrund der hohen Kosten. Gleichzeitig sollen die Provider 
indirekt die Staatskasse entlasten. Und das mit dem Argument, 
die Kunden der kommerziellen Provider wollten von dem 
WWW-Angebot der Universitaeten profitieren. 

Mal Hand aufs Herz: Waere das Internet fuer Hochschulen 
und Bibliotheken so interessant, wenn man nur Zugriff auf 
die Uni-Seiten haette? 

Da hilft auch das DFN-Argument *immerhin bilden wir die 
zukuenftigen Kunden der Provider aus und fuehren junge 
Menschen an das Internet heran* nicht viel. 

Man sollte den derzeitigen Konflikt aber auch nicht 
ueberbewerten. Die Provider sind ja immer noch
bereit, mit dem DFN zusammenzuarbeiten und 
wollen auch in einen gemeinsam betriebenen 
Peering-Point investieren. Sie fordern eben nur eine 
Mitbeteiligung des DFN und wenn ich Dr. Maass
richtig verstanden habe, kann man auch beim 
DFN von Gespraechsbereitschaft sprechen. 

Der 25.11. bleibt uns aber vermutlich nicht erspart.
Erst am 3.12. wird ueber das Thema auf der 
DFN-Mitgliederversammlung gesprochen. DFN-
Mitglieder sind uebrigens auch die Provider. 

Gruss

Wolfgang Bleh

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