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Sponsoring



>At 12:18 10.07.02 +0100, you wrote:
>Date: Tue, 09 Jul 2002 12:16:41 +0200 From:
>thomas.hilberer _at__ uni-tuebingen.d
>e Suect: BertelsmannSpringer u.a. Sender:
>Maiser _at__ zb2.ub.uni-dortmund.de
>To: Internet in Bibliotheken  Errors-to:
>errors _at__ ub.uni-dortmund.de
>Reply-to: Internet in Bibliotheken  MIME-version:
>1.0 X-Mailer: Pegasus
>Mail for Win32 (v3.12cDE) (via Mercury MTS (Bindery)
>v1.48) Content-type:
>text/plain; charset=ISO-8859-1
>Content-transfer-encoding: 8BIT Comments:
>Originally To:
>inetbib _at__ ub.uni-dortmund.de X-Listname:  List-Subscribe: 
>List-Unsubscribe: 
> List-Help:   Hallo zusammen, am Samstag konnte man in
>der SZ lesen: 
>http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel919.php  "...
>Ankündigung von
>Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Middelhoff, sich vom
>profitablen
>Fachverlag (Gabler, Vieweg, Springer Wissenschaftsverlag)
>trennen zu
>wollen. ... Middelhoff will die Sparte  jedoch zu einem hohen
>Preis an
>einen konkurrierenden Verlag verkaufen." *** Bei der Gelegenheit:
>Arnoud de
>Kemp vom BertelsmannSpringer-Verlag hat sich auf dem
>Bibliothekartag in
>Augsburg oeffentlich beklagt, zu einer Veranstaltung
>(der
>Erwerbungskommission ?) eingeladen und danach wieder ausgeladen
>worden zu
>sein. Grund fuer die Ausladung soll gewesen sein, dass der
>Vertreter von
>Elsevier, der einen Empfang gesponsert habe, dies gewuenscht
>haette. ???!! 
>Weiss man mittlerweile Naeheres?  Wir sollten auch einmal
>grundsaetzlich
>darueber nachdenken, ob es zulaessig und nicht eher
>Vorteilsnahme im Dienst
>ist, wenn wir unsere Veranstaltungen von unseren
>Lieferanten bezuschussen
>lassen. Sponsoring ist doch nur dann korrekt,
>wenn eine Bevorzugung des
>Sponsors von vorneherein ausgeschlossen ist,
>weil es grundaetzlich keine
>Geschaeftsbeziehungen gibt. Beispiel: eine
>Baeckerei oder ein
>Bekleidungsgeschaeft spendet fuer eine Bibliothek oder
>von mir aus auch
>fuer eine Bibliotheksfeier.  Dass aber eine Bibliothek
>oder ein
>Bibliotheksverband Gelder von einem Grossverlag nimmt, der mit
>anderen in
>Konkurrenz steht, scheint mir schlechterdings unakzeptabel, wo
>nicht
>kriminell zu sein.  Vielleicht ein Thema fuer den Mittagschat? 
>Herzliche
>Gruesse, Ihr Thomas Hilberer     ------- Dr. Thomas
>Hilberer,

Lieber Herr Hilberer,

auch Sie scheinen offenbar gefangen im Bürokratismus des deutschen
Bibliothekswesens. Die Angst vor "Vorteilsnahme im Dienst", die Angst vor
falschen Sponsoren und die Angst vor Ein- und Ausladung von Referenten sind
nur Symptome eines verkrampften Umgangs mit der Wirklichkeit. Diese ganze
Angst ist der Grund für die teilweise Erstarrung des deutschen
Bibliothekswesens. Angst vor Budgetkürzung, Angst vor dem Rechnungshof,
Angst vor kritischen Bemerkungen, Angst vor der Wahrheit, Angst vor dem
Verlust von "Pöstchen" und jetzt auch noch Angst vor belegten Brötchen?
Dahinter steckt die Urangst vor dem Fall in die Bedeutungslosigkeit und das
gesellschaftliche Abseits des Bibliothekswesens und seiner Funktionäre. 
Dabei gibt es gar keinen Grund: Wer hat jemals davon gehört, daß man
eine/einen Bibliotheksdirektor/in entlassen hätte, weil er/sie zu rührig
war? Weil er/sie zu viele Gelder akquiriert und zu viele Projekte an Land
gezogen hätte?
 
Es gehört zu verantwortlichem Handeln von Entscheidern, daß sie auch an
wirtschaftlichen Prozessen mitwirken und nicht nur durchlaufende Posten der
Zuwendungsgeber sind. Nur weil viele Bibliotheksbeamte diese Verantwortung
scheuen und gar nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, ist dies noch
lange kein Grund, die Brötchen von Elsevier, Springer und Co wieder
abzubestellen. Geben und Nehmen, Austeilen und Einstecken gehören nun
einmal zur Realität. Ich habe schon längst wieder Brötchen bestellt - und
meinem Sponsor auch gesagt, wie dick sie belegt sein sollen. In diesem
Sinne guten Appetit und beste Grüße nach Tübingen,

Ihr R.Ball


	Dr. Rafael Ball
Forschungszentrum Juelich GmbH
- Leiter der Zentralbibliothek -
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