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Re: Deutsche digitale Bibliotheken



Da ich ein intensiver Nutzer der Resultate von Digitalisierungsprojekten
bin, begruesse ich die Diskussion darueber.
Die Evaluierung solcher Projekte ist ein Desiderat.

Ich koennte eine riesige Maengelliste anfuehren, beschraenke mich aber auf
das, was mir spontan einfaellt.
Mangelnde internationale Kooperation: Gallica hat im Januar ueber 1000
Titel digitalisiert, darunter einige deutsche. Aber die Auswahl der
deutschen Titel scheint voellig willkuerlich.
Voellig unzulaenglicher Nachweis: Es ist Gluecksache, ob man auf die
Information stoesst, dass ein Titel digital vorliegt. Im KVK muesste man
Online-Quellen filtern und alle digitalisierten Buecher am besten des
ganzen deutschen Sprachraums nachweisen koennen (also auch die in alo =
literature.at).
Die Auffindbarkeit mit Suchmaschinen ist - ebenso wie bei den
Hochschulschriftenservern - nach meinen Erfahrungen miserabel. Jedes
Projekt sollte eine oder mehrere HTML-Seiten haben, die eine einfache URL
besitzen, von Suchmaschinen indiziert werden koennen und alle Grunddaten
des jeweiligen Titels enthalten. Eine solche simple Seite ins Netz zu
stellen, ueberforderte vermutlich die technischen Moeglichkeiten des
deutschen Digitalisieren wohl keineswegs (wiewohl man sich natuerlich nach
den unglaublichen Goettinger Vorkommnissen vom Dezember ernste Sorgen um
das Gewerbe machen muesste ...)
Wenn die Daten auf dieser Seite nach Einstelldatum geordnet waeren, waere
ein weiteres Desiderat erfuellt. So weiss man bei der HAB nicht, was neu
digitalisiert wurde. Auf der Startseite steht nur etwas von den
Festdrucken, dass viele andere Schriften quer durch den Garten via GBV
konsultierbar sind, wissen hier wohl viele nicht.
Sinnvoll waere ein kooperatives Weblog, das alle News/Neuzugaenge von
Bibliotheksservern nach Fachgebieten anbieten wuerde. Aber die
Neuigkeitenseiten der deutschen UBs beschraenken sich immer auf die
jeweils neuesten Lizenzprodukte, die externe Nutzer ohnehin nicht zur
Kenntnis nehmen duerfen.
Die Digitalisierungsprojekte wesen zu sehr im Verborgenen. Wer weiss zB,
dass in MIAMI (ULB Muenster) ein paar allgemein interessante Altdrucke
eingestellt wurden (z.B. Huebners genealogische Tabellen)? (Was ich
persoenlich besonders interessant finde, zeige ich in netbib an, es ist
dann auch im Netbib-Newsletter nachlesbar.) In einem Fall hatte ich
ueberprueft, ob im OPAC von Muenster ein Link zum Digitalisat zu finden
ist: Fehlanzeige. Ebensowenig fand ich die vielen Drucke des MPIG zur
Rechtsgeschichte in HEBIS. Ich moechte nicht wissen, wieviele Fernleihen
herausgehen, obwohl das Buch irgendwo frei zugaenglich digitalisiert ist
(wobei man natuerlich nachvollziehen kann, dass Benutzer auch das Buch
moechten, aber anbieten sollte man ihnen die Moeglichkeit der
Online-Einsichtnahme schon).
Von allen Buechern sollten die Inhaltsverzeichnisse (evtl. auch die
Register) als Text erfasst werden (das kann ggf. auch von dritter Seite
geschehen, mit Links zu den Seiten). In MIAMI sind noch nicht einmal die
kompletten Buchtitel eingestellt (und die "Navigation" ist kuemmerlich).
Jeder neuer Titel sollte von den Betreibern den anerkannten
WWW-Verzeichnissen unaufgefordert gemeldet werden. Englische Buecher der
Online Books Page bzw. IPL, lateinische Buecher mit ab ca. 1300/1400
entstandenen Texten den Nltexts von Sutton, rechtshistorisch relevante
Buecher dem Deutschen Rechtswoerterbuch (das uebrigens das Grundwerk A-Z
des Mnd. Woerterbuchs von Schiller-Luebben gerade verfuegbar gemacht hat)
usw.
Linklisten von UBs sollten sich lieber intensiver um die Verlinkung
entlegener E-Texte kuemmern als um die 100.000 Auflistung gewisser
Startrampen.
Soweit ein paar Gedanken ...

Klaus Graf






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