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ZLB Berlin auf den Schlossplatz !



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in meiner letzten Mail hatte ich die Pflicht der Verbaende
zur Rechenschaftsgebung in Sachen DBI angemahnt. Am
Schluss hatte ich darauf hingewiesen, dass ich meine Kraft
lieber fuer Dinge verwenden moechte, fuer die es sich lohnt
zu kaempfen. 

Eine solche Sache ist der konkrete Vorschlag, die Zentral- 
und Landesbibliothek Berlin in einem noch zu entscheidenden 
Bebauungsvorschlag auf dem Schlossplatz in der historischen
Mitte von Berlin anzusiedeln. Dieser Vorschlag wird von politischer 
Seite von BUENDNIS 90 / DIE GRUENEN unterstuetzt. Am 
Montag dieser Woche fand hierzu eine oeffentliche Diskussions-
veranstaltung unter der Leitung von Frau Franziska Eichstaedt-
Bohlig (MdB) im Berliner Abgeordnetenhaus statt. Obwohl es 
keine ernstzunehmenden Alternativen oder Gegenvorschlaege 
gibt, wurde das Konzept der ZLB von Senatsbaudirektor Stimmann 
mit der lapidaren Bemerkung vom Tisch gefegt:

"Eine Stadtbibliothek bleibt eine Stadtbibliothek, ist nichts
 von nationaler und schon gar nichts von internationaler Be-
 deutung und kann daher dem Anspruch fuer eine angemessene
 Nutzung dieses zentralen Ortes fuer Berlin nicht gerecht
 werden".

Als Bibliothekar verschlaegt es einem die Sprache und ist
fassungslos und entsetzt ueber solche Worte. Es zeigt aber
welches Bild von "Bibliotheken" in den Koepfen vieler und
gerade auch bei politischen Entscheidungstraegern immer
noch vorherrscht. Waere es nicht an der Zeit, dass sowohl 
von seiten der bibliothekarischen Verbaende als auch von seiten
einzelner anerkannter Persoenlichkeiten des deutschen
Bibliothekswesens in dieser Angelegenheit Frau Dr. Claudia 
Lux als Generaldirektorin der ZLB Berlin der Ruecken gestaerkt 
wird und dieses schiefe Bild korrigiert wird ??

Um nicht missverstanden zu werden: ich denke nicht an
eine Resolution der Verbaende an politische Instanzen und
Entscheidungstraeger, dies hat, so zeigt die Erfahrung "DBI",
so gut wie keine Wirkung, wird allenfalls zur Kenntnis ge-
nommen oder verhallt ungehoert im Wald der Wehklager.

Besser waere es beispielsweise in Artikeln ueberregionaler
Tageszeitungen (FAZ, Sueddeutsche, Berliner Zeitung usw.)
fuer dieses Konzept der ZLB Berlin zu werben und darzustellen,
warum dies nicht nur eine "angemessene" sondern eine
"hervorragende" Idee fuer den Schlossplatz ist. Hiermit wuerde
man sich zugleich als Experte fuer dieses Thema empfehlen.

Am Mittwoch dieser Woche verstaendigten sich Bundesregierung
und Berliner Senat auf die Einsetzung einer Expertenkommission
zur Nutzung und zur Bebauung des Schlossplatzes. Dass
hierbei jedoch auch die Beteiligung von bibliothekarischer Seite 
als moegliche Nutzer ernsthaft erwogen wurde, ist mir nicht be-
kannt, halte ich aber fuer eher unwahrscheinlich. Warum eigentlich?

Sind wir "Bibliothekare" etwa weniger wert als all die "Staedteplaner",
"Architekten", "Kulturhistoriker" und "Denkmalpfleger". Ich denke,
es stuende uns allen gut zu Gesicht, hier etwas mehr Zivilcourage,
Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigene Kompetenz zu
zeigen. Dies erwarte ich, vor allem von denen, die wir in die hoechsten
Aemter gewaehlt haben, die das deutsche Bibliothekswesen zu
vergeben hat.

Ein letztes noch: Mir waere es viel lieber, diese Diskussion NICHT
in INETBIB zu fuehren, sondern in einer Liste der Verbaende. Ich
habe daher meine Stellungnahme zum Verhalten der Verbaende
in Sachen DBI an die Liste des VDB weitergeleitet - bis heute
leider das zu erwartende grosse Schweigen im Walde. Bis dahin
bitte ich alle INETBIBler, die mit dieser Diskussion verschont
werden moechten, um Nachsicht und wuensche allen ein schoenes
Wochenende.

Herzliche Gruesse,

Christoph Albers

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Senatsverwaltung fuer Wissenschaft, Forschung
und Kultur des Landes Berlin (SenWissForschKult)
EHEMALIGES DEUTSCHES BIBLIOTHEKSINSTITUT (EDBI)
CHRISTOPH ALBERS, Kurt-Schumacher-Damm 12-16, 
D-13405 BERLIN, Tel.: 030-41034-464, Fax: -100
E-Mail:	albers _at__ dbi-berlin.de


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