[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: Rechtschreibreform und Sacherschliessung



K. Makoschey schrieb:
> 
> > Die Datenbestaende wachsen zwar gigantisch an, sie interessieren aber
> > "nur noch" Historiker (auch Literarhistoriker usw.), sobald sie erst mal
> > das eine oder andere Jahr auf dem (Buch-)Ruecken haben.
> 
und W. Umstaetter merkt richtig an:

> Eigentlich besagt, die Halbwertszeit eher das Gegenteil. Auch wenn die alte
> Literatur weniger stark gebraucht wird als die neue, so bleibt sie bis ins
> Unendliche notwendig. Hinzu kommt, dass gerade die sog. citation classics
> um etwa 4 Prozent ueberproportional genutzt werden.

Aus dem Grund ist es also nicht richtig, von einer "Uebergangszeit" zu 
sprechen. Alle neuen Daten gehen in die immer groesser werdenden 
Datenbanken, aus denen keine alten Daten wieder ausgeschieden werden,
d.h. die Inkonsistenzen kumulieren. Darauf wollte ich immer hinaus. 
Durch die Reform sind ohne Not neue Inkonsistenzen geschaffen worden,
zusaetzlich zu den sowieso schon vorhandenen. Ja, wir haben schon 
lange mit eigentlich schlechten Daten gelebt, aber gibt es eine 
Untersuchung, die beweist, dass das nicht viel ausgemacht hat - und 
also ruhig noch mehr Probleme hinzukommen duerfen? Das ist doch nur 
ein subjektiver Eindruck.

Dann meint W. Umstaetter noch:
> weil wir beim Retrieval schon von Anfang an mit dieser Problematik (ss, ue,
> Transskribierung etc.) gelebt haben. Zum Teil wird das heute bekanntlich mit
> den fuzzy searches abgefangen.
> 
Das hatte ich in meiner Darstellung auch schon relativiert, denn ein 
Patentrezept darf man sich davon nicht erhoffen: 

1. Man kann nicht erwarten, dass Fuzzy-Methoden ueber kurz oder lang 
in allen Katalogen ueblich sein werden, noch weniger kann man 
erwarten, dass sie auf gleiche Weise arbeiten werden.
2. Fuzzy-Methoden vergroessern i.d.R. die Ergebnismengen, aber nicht
die Praezision. Es kommen zwangslaeufig auch oft unerwuenschte 
Treffer raus.
3. Durch Fuzzy-Methoden arbeitet ein Katalog scheinbar nicht mehr
deterministisch. Manchmal kommt was, manchmal nicht - 
undurchschaubar, nicht nachvollziehbar. Das ist bisher nicht so, da 
kann man mit etwas Kenntnis immer begreifen, warum dies oder das 
gekommen ist bzw. nicht. Mir scheint also, dass die Kataloge durch
"fuzzy" eher an Vertrauenswuerdigkeit verlieren wuerden. 
Zumindest muss man wohl dann fordern, dass die "fuzzy"-Option 
wahlweise einschaltbar ist. 

Eine gute Fuzzy-Loesung sind im uebrigen die alphanumerischen 
Register, in denen man vor- und zurueck blaettern kann. Darin sieht 
man unmittelbar, was es gibt und welche Schreibweisen. Statt dass 
einem das Programm eine Ergebnismenge vorlegt, ohne zu erklaeren, wie
sie zustande kam - und ohne anzuzeigen, was man haarscharf verpasst 
hat. Im Register sieht man's.

MfG B.E.

Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329, 
D-38023 Braunschweig, Germany
Tel.  +49 531 391-5026 , -5011 , FAX  -5836
e-mail  B.Eversberg _at__ tu-bs.de  


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.