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Re: AW: Informationsbegriff



On Tue, 16 Oct 2001, Wolfgang Prauser wrote:
> ich bin doch immer wieder überrascht, mit welch´ hoher Fachlichkeit und
> sozialer Kompetenz Ihr Euch immer wieder gegenseitig welche auf´s Maul
> haut...

... which brings me to:
wie sieht hier eigentlich der Diskussionsstand aus zum Thema "Freie
Wissensgesellschaft" bzw. aktuelle Versuche des Abbaus derselben
(s. zB. folgenden Telepolis-Artikel:
http://www.heise.de/tp/deutsch/special/wos/9810/1.html)?

Auch wenn ich noch nicht so lange dabei bin, habe ich den Eindruck, dass
sich hier doch eher (netz-)kompetente und aufgeschlossene
KollegInnen tummeln. Mich würde es daher einmal interessieren, wie ihr
hier auf der Liste zu diesen Themen steht, zB auch
P2P-File-Sharing-Systeme, Recht auf freie private Kopien, "Zensur durch
Filtersoftware", die Forderungen der GEMA/VG Wort auf Urheberabgaben auf
PCs (ohne bisherige Modelle für eine entsprechende Tantiemenausschüttung
an digital arbeitende Künstler) etc.

Ich bin u.a. deshalb Bibliothekarin geworden, weil für mich der
Einsatz für einen FREIEN Zugang aller Bürger zu möglichst allen
öffentlich zugänglichen Informationen (und damit auch -vielleicht
später- Wissen) eine wichtige und ehrenvolle gesellschaftliche Aufgabe
darstellt - und finde mich da auch wieder in den Forderungen der
OpenSource/Hacker-Community.. und finde es, ehrlich gesagt, ziemlich
schlimm, was da gerade politisch so abgeht, in Richtung backlash,
zB auch in Amerika (SSSCA, Filter in Public Libraries etc.)

Auf der anderen Seite wird mir ganz anders, wenn ich zB Bertelsmann-Chef
Middlehoff im Interview sagen höre, e-books (er meint damit wohl
vor allem "kopiergeschützte") seien doch ganz prima (das
war ca. 1999, als der Hype noch hoffnungsvoll war), weil man damit zB
auch endlich an vergriffene Titel kommen könnte - als habe es
Bibliotheken nie gegeben!

Also: wäre es nicht an der Zeit, dass gerade die BibliothekarInnen mal
deutlich gesellschaftlich Stellung beziehen zu einem der ureigensten
Themen ihres Berufes, welches IMHO akut gefährdet ist: zum Thema des
freien (im Sinne von einkommensunabhängigen und datenschutzkompatiblen)
Zugangs zu Informationen (und Bildung)? Wollen wir wirklich mitansehen,
wie Firmen wie Microsoft da ein Monopol an sich reissen, zB durch
Kopierschutz in digitalen Büchern (die nur in ihrem firmen-eigenen
schrecklichen Lesegerät abrufbar sind) oder gar direkt in Dateien auf
der Festplatte, so dass wir in Zukunft für jede Lektüre (!) oder
Speicherung eines WErkes in einem (!) speziellen digitalen Medium extra
bezahlen sollen? Nicht an die Künstler, wohlgemerkt.. Die werden davon
wohl eh nix zu sehen kriegen.

Just my thoughts.
Ist schon spät. Sorry.

Beste, kollegiale Grüße,
Nika Bertram


--
"John! You almost crashed into the Empire State Building, ha ha!"
"Hey! Now that would have been something!"
Martha and John King, Aviation Video Instructors in
Microsoft Flight Simulator 2000, "First Steps"



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