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Re: Volltextserver für Psychologische Literatur



Lieber Herr Graf, liebe Kolleginnen und Kollegen,

On Wed, 16 Jul 2003, klaus.graf wrote:

> Lothar Kalok schrieb:
>
> > Das Projekt steht, zumindest der Beschreibung nach, in Konkurrenz zu den
> > lokalen E-Publikationsprojekten an den Hochschulen.
>
> Wir sollten froh sein, dass ueberhaupt Texte als E-Texte vorliegen und
> solche Bedenken WIRKLICH ZURUECKSTELLEN.
>
> In anderen Faechern (Physik, Mathematik) ist die Existenz etablierter
> disziplinaerer E-Print-Server kein Grund zur Unruhe.

Unruhig bin ich deswegen noch lange nicht, mein Temperament
unterscheidet sich deutlich von Ihrem ;-).
Manches entwickelt seine Strukturen im Lauf der Zeit, aber es waere
gelegentlich nicht verkehrt, zu Beginn zu ueberlegen, wie die Strukturen
aussehen sollten.

Positiv finde ich vor allem, dass der Dienst kostenlos sein soll
und dass durch die Nutzung von OPUS eine Vernetzung einfacher
moeglich ist als mit speziellerer Software.

Zur Physik:
Hier wird von Aussenstehenden vieles idealisiert dargestellt, was
nur auf Teilbereiche der Physik zutrifft. Das X-Archiv
http://xxx.uni-augsburg.de  (Mirror in Deutschland)
wird primaer in den Bereichen Hochenergiephysik / Kernphysik genutzt.

Ob und wie sich das auf andere Bereiche der Physik ausdehnt, bleibt
abzuwarten. In der Regel handelt es sich um Zeitschriftenaufsaetze,
nicht um Diplomarbeiten oder Dissertationen. Diese werden in der
Regel lokal angeboten, sei es durch einen Hochschulserver oder
durch die Fachbereiche. Die Speicherung auf Fachbereichsservern
wird von einigen Physikern stark favorisiert, hat aber das Problem,
dass bei Ortswechseln /Pensionierung der Professoren einiges unter den
Tisch faellt.

Vor vielen Jahren lag die Zahl der Publikationenen in Physik bei
ca 200.000 pro Jahr. Nur ein Bruchteil davon duerfte im X-Archiv
vorliegen. Zur Problematik des wiss. Publizierens gibt es
einen interessanten Aufsatz:

http://arXiv.org/blurb/pg02pr.html

> Wenn disziplinaere Server erfolgreicher beim Sammeln von E-Texten sein
> sollten, dann sollten sich die Hochschulschriftenserver einmal
> ueberlegen, woran das wohl liegt.

Zentrale Einrichtungen in Universitaeten sind oft unbekannt, nicht
nur diese Server. Medienzentren haben oft das gleiche Problem.
(Selbst Webseiten der Fachbereiche geht es so, da das Hauptaugenmerk
auf der "kleinsten wissenschaftlichen Einheit" liegt. Auch das
ist nicht nur auf den Webseiten so ;-)  )
Die potentiellen Autoren haben oft nichts dagegen,
dass ihre Arbeiten auch auf einem zentralen Server liegen, aber
sie werden oft nicht selbst aktiv, da sie lokal natuerlich viel
flexibler sind. Das Problem liegt nicht darin, dass dezentral
gespeichert wird, sondern in den Problemen der Kontinuitaet.

> Im Bereich der Rechtswissenschaft gibt es genau drei Dokumente, wobei es
> einen ausserordentlich erfolgreichen Jura-Server der gleichen
> Universitaet gibt, die "Saarbruecker Bibliothek" mit ganz vielen
> Artikeln:
>
> http://www.jura.uni-sb.de/projekte/Bibliothek/katalog.html
>
> Ganz offensichtlich mangelt es hier an der Kooperation.

Warum? Ich sehe darin durchaus eine Arbeitsteilung, vor allem,
wenn man davon ausgehen kann, dass der Jura-Server kontinuierlich
betreut wird.

> Ich sehe die Frage, WO ein digitales Dokument dauerhaft archiviert ist
> (ggf. auch in gleicher Version mehrfach) als absolut nachrangig an,
> solange
> - es ueber gaengige Suchwerkzeuge (allgemeine Suchmaschinen,
> Verbundkataloge, OAIster) und
> - fachspezifische Linklisten/Virtuelle Bibliotheken auffindbar ist.

Sie sollten noch das Kriterium der mittel- oder noch besser
langfristigen Verfuegbarkeit nennen.

Auch hier etwas Wasser in den Wein: auf der Seite
  http://xxx.uni-augsburg.de/RobotsBeware.html
wehrt sich das Archiv gegen die Indexierung durch Suchmaschinen.

Bei einer Google-Suche wird man dennoch fuendig, z.B.
http://arxiv.org/abs/physics/0212042
allerdings findet man nicht alles, was man bei direkter Suche
im Archiv finden kann. Leider habe ich nicht die Zeit, dies
genauer zu untersuchen.

Viele Gruesse
Lothar Kalok


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