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(Fwd) R-Reform broeckelt weiter



Die WELT: Initiative von Frauen gegen die Reform
  http://www.wams.de/data/2004/05/30/284523.html

Allensbach: nur 13% sind eindeutig fuer die Reform:
  http://www.ostseezeitung.de/kul/start_167830_1207394.html
Die Zahl der Gegner wurde kleiner, merklich groesser wurde aber nicht
die der Befuerworter, sondern die der Gleichgueltigen.

Und die FAZ am 26.5., Nr. 121 / Seite 35
brachte folgenden Kommentar: (die FAZ-Links sind zu lang, deshalb der gesamte
Text)

"Stolz, zum Beispiel

25. Mai 2004 Es gibt zahllose gute Gründe, die mißratene Rechtschreibreform
zurückzunehmen, und einige wenige Hindernisse, die den Weg zurück zu den
bewährten Regeln der deutschen Rechtschreibung versperren. Da wäre zunächst
die
Kultusministerkonferenz, die aus Angst, ihr Gesicht zu verlieren, an einer
Fehlentscheidung festhält. Dabei übersehen die Politiker geflissentlich, daß
ihr
Ruf in dieser Frage längst verspielt ist. Allein die Geste, einen Fehler
einzugestehen und zu korrigieren, könnte der lädierten Institution wieder zu
Ansehen verhelfen. Sie würde die Kultusminister zu dem machen, was sie dem
Anschein nach nicht sein wollen: souveräne und verantwortungsvolle Politiker,
also
Ausnahmegestalten. Da wären auch die Reformer selbst, die Wagenburg der
Zwischenstaatlichen Kommission, die längst jeden Kontakt zur Außenwelt
verweigert.
Hier ist Hopfen und Malz verloren, wie zuletzt die gescheiterten Gespräche
über
den Kompromißvorschlag der Akademie für Sprache und Dichtung gezeigt haben.
Da
sind aber auch die Verlage. Während die wichtigen belletristischen Häuser
ihren
Autoren überwiegend die Wahl der Rechtschreibung überlassen, argumentieren
Sachbuch- und Schulbuchverlage erstaunlicherweise zumeist rein ökonomisch,
als
ginge sie Inhalt und Form der von ihnen verlegten Bücher überhaupt nichts an.
Sie
beschwören die finanzielle Katastrophe, die eine Rückkehr zur bewährten
Regelung
bedeuten würde, da dann die Lagerbestände wertlos und der Satz neuer Bücher
nötig
würden. Wenn diese Argumentation triftig wäre, hätte sie schon für die Reform
selbst gelten und diese verhindern müssen. Damals wurden die Verleger jedoch
mit
einer Übergangszeit getröstet, außerdem lockte der Umsatz, den die neuen
Bücher
versprachen. Aber gilt nicht dasselbe heute auch? Die Rückkehr zur bewährten
Regelung müßte ja ohnehin durch eine Übergangszeit erleichtert werden, in der
mehrere Varianten einer Schreibweise erlaubt wären. Derlei ökonomische
Erwägungen
haben einen nicht minder wichtigen Gesichtspunkt fast vollständig aus der
öffentlichen Debatte verdrängt. Wie steht es eigentlich um die Verantwortung
der
Schulbuchverlage den Schülern gegenüber? Wie fühlt sich denn wohl ein
Schulbuchverleger, der weiß, daß seine Deutschbücher das Gegenteil dessen
bewirken, was sie bewirken sollen, daß sie also das Lernen nicht erleichtern,
sondern erschweren? Karin Pfeiffer-Stolz, Verlegerin des Dürener Stolz
Verlages,
hat darauf jetzt eine Antwort gegeben. In einem offenen Brief ruft sie ihre
Kollegen dazu auf, sich zu ihrer Verantwortung zu bekennen. Sie selbst will
künftig keine Bücher und Lernhilfen für den Unterricht mehr in der neuen
Rechtschreibung verlegen, denn nach mehreren Jahren des guten Willens und des
"Gehorsams" sei nun der Punkt erreicht, "an dem sich Hand und Auge weigern,
mit
defekten Werkzeugen defekte Werkstücke zu erzeugen und damit zur Zerstörung
einer
historisch gewachsenen Schriftsprache beitragen zu müssen". Frau Pfeiffer-
Stolz
kann und will nicht länger für Bücher verantwortlich sein, deren "Sprache
fehlerhaft und zugleich schwierig zu lesen und zu verstehen" sei. Das
finanzielle
Risiko, das sie damit zweifellos eingeht, so sagt Karin Pfeiffer-Stolz im
Gespräch, interessiere sie dabei letztlich weniger als die Zukunft unserer
Schulkinder. Es wäre wahrlich schlecht bestellt um ihre Zunft, stünde Karin
Pfeiffer-Stolz mit diesem Interesse allein da unter Deutschlands
Schulbuchverlegern.

igl"



Bernhard Eversberg
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