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OT : Die Buchhändlerin



Liebe Listenteilnehmer,

kurz vor dem Wochenende etwas zum schmunzeln und nachdenken. DIE ZEIT
bringt in dieser Woche in ihrer Glosse im Literaturteil eine
Charakteristik der ?typischen? Buchhändlerin:

?Was kann ich für Sie tun?

Menschen in der Buchhandlung

Von Jochen Jung

Vor einigen Wochen in einer Buchhandlung. Da stand ich und wollte eine
Auskunft. Als ich versuchte herauszufinden, welche der Gestalten, die da
mit schief gelegtem Kopf vor den Regalen standen, die gesuchte
Buchhändlerin sein könnte, tippte ich auf eine unscheinbar angezogene
junge Frau, die aus den Augenwinkeln die übrige Kundschaft musterte und
leise vor sich hin zu pfeifen schien. Oder spitzte sie nur das Mündchen?
Wie auch immer, sie war eine bestens informierte Kundin, die mir alles
sagen konnte, was ich wissen wollte.

Sie erinnern sich noch an das Wort Schwellenangst? Das war eine Art
Buchhandelskrankheit, die noch im vorigen Jahrhundert weit verbreitet
war, inzwischen aber gründlich ausgerottet werden konnte. Vielleicht zu
gründlich. Ist es nicht an der Zeit, darüber nachzudenken, ob das
beliebte Spiel »Rate mal, wer die Buchhändlerin ist?« noch zeitgemäß ist?
Machen denn andere Branchen mit eindrucksvollem Erfolg vor, dass der
Kunde von heute eine persönliche Beziehung zu seinem Serviceleister
aufbauen möchte?

Haben Sie also keine Angst, liebe Buchhändlerin, gehen Sie ruhig auf
Ihren Kunden zu, versuchen Sie zu lächeln, und sagen Sie ihm: »Guten Tag,
was kann ich für Sie tun?« Es könnte der Beginn einer wunderbaren
Beziehung werden ? wenn Sie bereit sind, das Austernhafte abzulegen, sich
zu öffnen und zu zeigen, was für eine Perle Sie sind. Nutzen Sie die
Gelegenheit, und lassen Sie Ihren Kunden über das Gespräch zum Buch, das
jedem Kauf vorangehen sollte, auch ein wenig an Ihrem Leben teilnehmen.
Er wird es Ihnen mit kleinen Einblicken in sein eigenes vergelten.
Tauschen Sie sich aus, Abende könnten sich anschließen, gemeinsame
Urlaube. Tun Sie etwas, üben Sie: »Was kann ich für Sie tun?« So schwer
ist es gar nicht. Der Tag ist nicht fern, an dem Sie hören werden, wie
Ihr Kunde zu Ihnen sagt: »Und, was kann ich für Sie tun?«?

(c) DIE ZEIT 15.07.2004 Nr.30

Vielleicht sind einige der Charaktereigenschaften der Buchhändlerin im
allgemeinen doch deckungsgleich mit dem häufig zitierten und schon so
strapazierten Klischeebild der Bibliothekarin ...

Ob aber das durchschnittliche (was auch immer das sein mag!)
Bibliothekspersonal mit seinen Kunden in Urlaub fährt... ? das bleibt
wohl jedem selbst überlassen...

Aber warum gibt es solche klischeebehafteten Charakterbilder nur von
Buchhändlerinnen und Bibliothekarinnen ? Männer mögen zwar in beiden
Berufsgruppen die Minderheit sein, aber wo bleibt der Bibliothekar als
?Typ??

Ihr Felix Stenert

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