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Re: E-Druck oder E-Text?



Liebe Liste,

die Retrodigitalisierung eigener Veröffentlichungen ist in der Tat recht
aufwendig. Das ist auch der Grund, warum die Hochschulschriftenserver von den
Wissenschaftlern nur zögerlich mit Texten beliefert werden. Da wir hier von
einer Sekundärform eines primär konventionell publizierten Textes sprechen,
möchten die allermeisten Autoren eine brauchbare Übereinstimmung zwischen
Primät- und Sekundärform. Das heißt auf jeden Fall: Zitierfähigkeit.

Die Freiburger Variante eines kollationierten, aber nicht typographisch
identischen Textes halte ich für sachgerecht, aber sehr unpraktisch. Natürlich
haben viele Autoren noch eine WORD-Datei ihres Aufsatzes auf dem Rechner. Doch
das, was letztlich in Druck geht, ist mit dem, was man beim Verlag einreicht,
nicht immer identisch. Hier ist also kritische, vergleichende Lektüre gefragt,
die besonders in den Fußnoten sehr zeitraubend ist. Meine Erfahrungen sind
hier, daß man bis zu vier Stunden für einen zehnseitgen Aufsatz benötigt. Je
nach dem wie der Verlag den Text gesetzt hat (Spaltensatz!), kann auch die
originale Paginierung problematisch sein. Wenn ein Autor vielleicht zehn
seiner alten Aufsätze mit der "WORD-Methode" auf den Server bringen möchte,
dann wird er dafür eine ganze Arbeitswoche opfern müssen. Das wird niemand
machen.

Die Herstellung von pdf durch Scannen ist bei Benutzung eines geeigneten
Programms dagegen sehr schnell getan. Man sollte dazu eine Titelseite mit
Quellenangabe kreieren. FREIDOK gibt hier ein schönes Beispiel und dann
einfach den gescannten Aufsatz dahinterlegen. Das Erzeugen des Dokuments
dauert max. 15 min. Ein sehr taugliches pdf-Programm für diese Zwecke wird für
rund 17 ? bei zweitausendeins.de vertrieben. Die pdf-Variante bei open-office,
die kostenlos ist, erzeugt zu große Dateien, etwa 1 MB pro Seite.  Adobe ist
für private Anwender zu teuer.

Ich denke, der entscheidende Anreiz für die digitale Zweitverwertung ist der
Aspekt der "Dokumentlieferung", also die Möglichkeit, die gleiche
bibliographische Qualität wie die Primärquelle direkt am Schreibtisch
unmittelbar und kostenlos nutzen zu können. Zudem ist bei der Aufnahme auf
einem Hochschulschriftenserver das "Marketing" durch den Nachweis in den
bibliothekarischen Katalogen von Bedeutung.

Die von Herrn Graf angesprochene, sicher sinnvolle technische Möglichkeit des
Durchsuchens, sehe ich hier nicht so sehr im Vordergrund. Soweit es für die
Langzeitarchivierung keine Probleme bereitet, werden Hochschulschriftenserver
aber auch entsprechend aufbereitete pdfs akzeptieren. Allerdings wird hier
wieder Mehraufwand von den Autoren zu leisten sein, zu dem nicht jeder bereit
ist.

Fazit: Eigentlich taugt nur ein pdf-Scan des Originals, der einfach zu
erstellen und mit einem Quellen-Deckblatt versehen ist, für die nachhaltige
Publikation auf einem Server.

Grüße aus Thüringen
Eric Steinhauer
http://www.steinhauer-home.de


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.