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Re: [InetBib] "Vermarktung" von Diplomarbeiten



On Fri, 2 Sep 2005 17:03:05 +0100 (BST)
 Sÿfffff6ren Niehÿffffe4user	<notabriton@xxxxxxxxxxx>
wrote:

> Aus Gesprächen mit Kommilliton/innen weiss ich allerdings
> dass der Wunsch nach einer öffentlichen Verfügbarkeit der
> Arbeit meist wenig ausgeprägt ist. Und zwar kaum weil man
> die Arbeit lieber verkaufen möchte, sondern aus der
> (zugegebener Maßen sicher zu 95 % unbegründeten)  Sorge
> heraus,  interessierte Personen/Konkurrenten/Arbeitgeber
> könnten sich die Arbeit besorgen und  - unabhängig von
> der Note des Studienabschlußes - aus ihrer subjektiven
> Sicht zu einer negativen Bewertung der Leistung kommen. 
> 
> Es ist mir klar dass solche Vorgehensweisen  für einen an
> der Publikation seiner Werke interessierten
> Wissenschaftler zwangsläufig unverständlich erscheinen
> müssen. Sie sind aber Realität an einer Massenuniversität
> an der die überwältigende Mehrheit der Studierenden keine
> Uni-Karriere anstrebt sondern eher froh ist, die oftmals
> als solche empfundene "Bürde" der Abschlußarbeit mit
> akzeptablem Ergebnis bewältigt zu haben. 

Ich denke, solche Einschaetzungen sind sehr wertvoll, weil
seit vielen Jahren es schlicht und einfach an Empirie
fehlt. Die etablierte Hochschulforschung beschaeftigt sich
mit allem Moeglichen, nur nicht mit diesem Thema.

Die Kommunikations- und soziale Interaktionsform
"Publizieren" hat fuer Wissenschaftler und Studenten eine
durchaus unterschiedliche Bedeutung.

Werden aber die wirklich guten Abschlussarbeiten nicht
ohnehin irgendwie gedruckt? Nein! Der Hochschullehrer, der
eine sehr gute Arbeit beurteilt, kann zumindest im Bereich
des traditionellen Drucks in der Regel auch nicht ohne
weiteres eine Publikationsmoeglichkeit aus dem Aermel
schuetteln. Hinzu kommt: Sehr gute Kandidaten wissen selbst
am besten um die Luecken oder Unzulaenglichkeiten ihrer
eingereichten Arbeiten und erkennen daher auch, dass eine -
mehr oder minder umfangreiche - Ueberarbeitung am Platz
ist.  Wenn sie sich aber energisch in ihrem beruflichen
Umfeld einarbeiten sollen (und auch die Familie zu ihrem
Recht kommen soll) fehlt dafuer schlicht und einfach die
Zeit.

Eine sofortige Online-Veroeffentlichung einer
unvollkommenen Arbeit waere daher der
Nicht-Veroeffentlichung und Nicht-Rezeption der Arbeit
vorzuziehen.

Klaus Graf



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