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Re: [InetBib] Public Library of Science



Das zentrale Moment scheint mir in der Frage zu liegen, "aus welchem Topf
das Geld
stammt" und damit hängt zusammen, wer den Nutzen hat.
In einer Buchhandlung wird "Information verkauft" (genau genommen nur die
Erlaubnis, die
Information zu nutzen), mit dem legitimen Ziel des Verkäufers Geld zu
verdienen.
In einer Universitätsbibliothek beispielsweise bezahlt sozusagen die
Universität,
weil sie damit einen Gewinn an verbesserter Lehre und Wissenschaft für sich
anstrebt.

Insofern wäre es die erste Pflicht einer "Eliteuniversität" (aber auch die
eines Staates)
Strukturen im Knowledge Management zu schaffen, damit auch ganz normale
Menschen in der Big Science
Spitzenleistungen hervorbringen können, denn die Zahl der Genies kann man
nicht erhöhen,
und sie teuer (wie Spitzensportler) einzukaufen ist hinaus geworfenes Geld,
wenn sie dann in einem Land (Universität) arbeiten müssen, in der sie die
reale Infrastruktur
aufreibt.
Inzwischen übernehmen diese Aufgabe immr stärker der Staat selbst bzw. die
Konsortien.

Während sich Bibliotheksverwaltung dait immer stärker zentriert, wird die
Benutzung immer stärker dezentriert.

Insofern ist das Ziel einer Bibliothek aus Benutzersicht die Arbeit dieser
Benutzer zu fördern.
Verleger tun das auch, aber mit einem gesunden (manchmal auch ungesunden)
Eigeninteresse.
Sie bekamen schon immer das Geld von den Endnutzern, oder auch von
Bibliotheken sozusagen als
Spargemeinschaften - weil Information und Wissen eben keine Ware wie jede
andere ist.



MfG

W. Umstätter




-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx]Im Auftrag von Dale Askey
Gesendet: Dienstag, 10. Januar 2006 17:58
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Public Library of Science


KollegInnen -

Walther Umstätter wrote:
Meine Frage:
Gehen wir hier bei InetBib, bei der Aussage "das ist eine Bibliothek"
noch immer davon aus,
dass da ein oder mehrere Gebäude mit gedruckten Büchern stehen müssen,
oder aktzeptieren wir zumindest in der Fachwelt auch Virtuelle
Bibliotheken (library without walls) als Bibliotheken?

Ja, natürlich, d.i., natürlich akzeptiere ich zumindest, daß
Bibliotheken auch virtuell sein können. Das ist aber hier nicht die
Frage, denn ...

Nach der Definition: Die Bibliothek ist eine Einrichtung die unter
archivarischen,
ökonomischen und synoptischen Gesichtspunkten publizierte Information
für ihre
Benutzer sammelt, ordnet und verfügbar macht,
ist für mich eindeutig was eine Bibliothek ist.

... eben das tut PLoS nicht. Sie erfüllt in keinerlei Weise eine von
diesen genannten Aufgaben, sondern verlegt Fachzeitschriften, wenn auch
unter neuartigen Bedingungen. Es stimmt allerdings, daß man behaupten
könnte, ein Verleger, der Objekte umsonst verteilt, eine Bibliothek sei,
denn er macht Information verfügbar, aber das wäre eine falsche
Argumentation. Denn PLoS verlangt immerhin Geld für deren Produkte, bloß
über alternative Wege. Eine Universität mit einem aktiven
Forschungsunternehmen bezahlt z.B. wesentlich mehr für einen PLoS-Titel
(wegen den Autorenbeiträgen) als für viele kommerzielle oder society
Fachzeitschriften. Der Unterschied ist nur aus welchem Topf das Geld
stammt, sonst nichts, zumindest aus der Perspektive der Universität und
deren Bibliothek.

MfG

Dale Askey



Sie ist keine Buchhandlung, und darum ist es auch etwas problematisch
von Kunden zu sprechen -
auch wenn unsere Nutzer kundig sein sollten ;-).

Das Bibliotheken Geld kosten ist sicher selbstverständlich.
Das bringt ein intelligenter Staat auch auf, um weit höhere Ausgaben zu
vermeiden,
und um seine Macht als Staat (durch Wissen) zu vermehren.

MfG

W. Umstätter

Dale Askey wrote:

Ich stimme Herrn Graf in diesem Fall zu. PLoS ist bloß im Namen eine
Bibliothek, funktioniert aber als Verleger und Verfechter der
Open-Access-Idee.

Die Mittel kommen von einer massiven Subvention, allerdings nicht vom
Bund, sondern von einer privaten Stiftung namens Gordon and Betty
Moore Foundation ($9 mio.). Ich habe nichts gegen PLoS, aber es ist
doch wichtig zu verstehen, daß ohne dieses Geld die durchaus
hochqualitativen Zeitschriften nicht kostenlos sein könnten. Die
Beiträge, die PLoS von den Autoren für die Veröffentlichung eines
Artikels verlangt, decken keineswegs die Produktionskosten.
Darüberhinaus gibt PLoS ihre Kosten pro Artikel nicht bekannt, was ein
ziemlich großes Ärgernis für die Verleger von nichtkommerziellen
"society journals"--eben die, wo PLoS sagt, macht mit--die auf keiner
so schönen Subvention sitzen, ist. Es läßt sich also Fragen, was
passiert wenn das große Geld weg ist.

Schönen Gruß
Dale Askey



Klaus Graf wrote:

On Mon, 9 Jan 2006 09:57:43 +0100
 "Elisabeth Simon" <e_simon@xxxxxxxx> wrote:

LIeber Herr Dietz, lieberHerr Graf, verzeihen Sie bitte,
daß ich mich jetzt auch noch in Ihre Diskussion mische. Also die
Public Library of Science ist sowohl eine Bibliothek




Was verstehen Sie denn bitteschoen unter einer Bibliothek?
Koennen Sie irgendwelche Beweise fuer Ihre These anfuehren?
Die PLoS ist keine Bibliothek, es sei denn z.B. die
Duesseldorfer Virtuelle Bibliothek ist in genau dem
gleichen Maße eine Bibliothek wie die Duesseldorfer
Stadtbuecherei.

Die PLoS unterhaelt keinen Buchbestand, sondern gibt
Open-Access-Zeitschriften online heraus, die sekundaer auch
als Druckausgaben vertrieben werden.

Klaus Graf




--
Dale Askey
Web Development Librarian
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118 Hale Library
Manhattan, KS 66506
(785) 532-7672



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