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Re: [InetBib] [OT] informationsethik, e-mail, Webforen



Lieber Herr Scheithauer,

erst kürzlich wurde hier in der Liste unter dem Betreff "Spuren im Netz - 
Probleme bei Bewerbungen ???" eine Frage diskutiert, die in eine ähnliche 
Richtung zielte. Dort können Sie ja auch noch nachsehen.

Man muss sich schon des Umstandes bewusst sein, dass man sich im Internet fast 
überall auf öffentlichem Terrain bewegt. 
Das betrifft nicht nur jeden Textbeitrag, den man z.B. in einer öffentlichen 
Diskussionsliste wie Inetbib veröffentlicht, sondern auch jede selbst 
gezimmerte Homepage, die künftig sogar als Web-Veröffentlichung durch die DNB 
archiviert werden soll. Insofern sehe ich hier kein informationsethisches 
Problem - ganz abgesehen davon, dass es über allgemein gültige 
informationsethische Regeln wohl kaum einen Konsens geben dürfte.

Insgeheim trage ich noch immer den rebellischen Wunsch in mir, irgendwann nur 
noch auf solche E-Mails und andere elektronische Kommunikationsformen zu 
antworten, die wenigstens ansatzweise eine Verwandtschaft zum Brief erkennen 
lassen. Die Praxis indes sieht vielfach anders aus. Selbst von Lehrenden 
bekomme ich bisweilen E-Mails, die orthographisch und grammatikalisch - vom 
Ausdruck ganz zu schweigen - eine Zumutung sind. Dies trifft auch auf manche 
Beiträge in der Inetbib zu. Ich muss daher zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, 
dass bei vielen E-Mails und Beiträgen die Schnelligkeit der Mitteilung nach 
meinem Geschmack übermäßig zu Lasten von Form und Inhalt geht. Solche 
Mitteilungen wirken daher oft wie unbeabsichtigt bekannt gewordene oder 
veröffentlichte Notizzettel, die man sich in Papierform bestenfalls mit 
vertrauten Kollegen austauschen würde.

Da ich Ihre "Quatschmails" nicht kenne, kann ich mir über deren Inhalt kein 
Urteil bilden. Insgesamt aber würde ich mir einfach bewusst halten, dass es 
auch bei der öffentlichen Kommunikation quer durch alle Bereiche einen gewissen 
Bodensatz gibt, mit dem man - je nach Sichtweise - leben kann oder muss.

Und wenn Sie neben Ihren ordentlichen Beiträgen auch zu Ihren 
"Quatschbeiträgen" stehen können, dann würde ich persönlich  zunächst 
versuchen, meinen Rechtfertigungsdruck abzubauen.

Übrigens besteht bei manchen Anbietern sogar die Möglichkeit, den Inhalt der 
eigenen Beiträge löschen zu lassen.

Mit den besten Grüßen

Robert Scheuble


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Walter Scheithauer [mailto:walter.scheithauer@xxxxxxxxx] 
Gesendet: Samstag, 30. September 2006 20:44
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: [InetBib] [OT] informationsethik, e-mail, Webforen


Liebe Liste,

ein Verwandter hat  im Internet einige dumme Beiträge meinerseits in 
Internetforen und unter anderem auch in dieser Liste gefunden und das 
brühwarm meinen Eltern mitgeteilt, von denen ich teilweise noch 
unterstützt werde. Nun muss ich mich für fasst jeden dümmeren Beitrag, 
den ich in den letzten vierundzwanzig Monaten irgendwo verfasst habe, 
rechtfertigen. Nun meine Frage: Verletzt dieser Zwang, mich für alles, 
was ich im Internet in Foren und Mailinglisten geschrieben habe, nicht 
irgendwie die Regeln der Informationsethik ? Ich weiss, ich habe 
manchmal Quatsch geschrieben und stehe auch zu meinen Fehlern. Aber  
darüber der Familie Rechenschaft ablegen zu müssen kommt mir fast so 
vor, als würden meine Briefe gelesen.
Wie ist Ihre Meinung dazu ? Für alle Argumente, mit denen ich meine 
"besorgte Familie" beruhigen kann, bin ich sehr dankbar.


Mit freundlichen Grüßen



Walter Scheithauer



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.