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[InetBib] OpenSource Recherche-Portal OpenBib



Liebe Inetbib-Leser,

nachdem Edlef Stabenau im netbib-weblog vor einigen Wochen einen
entsprechenden Beitrag zum Thema 'RSS-Feeds aus dem Katalog in Koeln'
unter

http://log.netbib.de/archives/2006/09/21/rss-feeds-aus-dem-katalog-in-koln/

verfasste, moechte ich nun im Rahmen dieser Liste das zugrundeliegende
OpenSource Recherche-Portal OpenBib (www.openbib.org) vorstellen.

Mit OpenBib kann eine Vielzahl von Katalogen unter einer
Rechercheoberflaeche im Web angeboten werden. Dazu gehoeren dann noch
diverse Zusatz-Features, wie z.B. die angesprochenen RSS-Feeds.

Urspruenglich als Freizeitprojekt im Bereich Web- und
Datenbank-Entwicklung von mir begonnen, wurde es sehr bald von der USB
Koeln uebernommen und ist dort nun bereits seit Oktober 1997 mit einer
kurzen Unterbrechung in verschiedenen Projekten im Einsatz.

Seit seiner ersten Version steht OpenBib unter der GPL und basiert
seinerseits wieder auf verbreiteten OpenSource-Komponenten - speziell
Linux, Apache, MySQL sowie Perl. Damit stellt es ein typisches
LAMP-System dar.

Grundprinzip ist eine Entkopplung der verwendeten Bibliothekssysteme
(Ausleihkomponente s.u.)  von dem Recherche-Portal, damit diese
Systeme nicht zusaetzlich mit Recherche-Anfragen belastet
werden. Durch diese Entkopplung ist darueber hinaus sowohl eine
Skalierung mit mehreren Portal-Servern wie auch die Verwendung
verschiedenster (Ursprungs-)Bibliothekssysteme moeglich - es muss
lediglich eine Konvertierung der jeweiligen bibliographischen Daten in
das MAB2-basierte Standard-Metadaten-Format des Portals erfolgen. Als
Datenlieferanten koennen aber ebenso beliebige andere Datenquellen
dienen. So werden mit OpenBib z.B. derzeit auch verschiedene
OAI-Repositories geharvestet - darunter der Hochschulschriftenserver
der Universitaet zu Koeln.

Alle bibliographischen Daten der jeweiligen Kataloge sind auf jedem
Portal-Server in getrennten SQL-Datenbanken verfuegbar - einem 'externen'
Katalog - z.B. eines (theoretisch beliebigen) Bibliothekssystems -
entspricht also immer eine 'lokale' Datenbank auf allen Portal-Servern. Fuer
die Recherche stehen derzeit ein SQL- sowie ein Suchmaschinen-Backend zur
Verfuegung. Der (Wieder)-Aufbau aller Kataloge mit ihren bibliographischen
Daten geschieht naechtlich auf allen Servern. Eine direkte Kopplung des
Recherche-Portals zur Ausleihkomponente des Bibliothekssystems - z.B. zur
sekundengenauen Ermittlung des Ausleihstatus oder zu Zwecken der
Authentifizierung - wird ueber SOAP-basierte WebServices realisiert.

Derzeit werden mit OpenBib in der Version 1.2.x an der USB Koeln
verschiedene Portale realisiert. Es sind dies u.a.:

 * Das KUG Recherche-Portal (129 Kataloge mit insgesamt 5214453 Titeln)
   (http://kug.ub.uni-koeln.de/)

 * Die Digitale Einbandsammlung der USB Koeln
   (http://einbandsammlung.ub.uni-koeln.de/)

 * Die Virtuelle Bibliothek Elise und Helene Richter 
   (http://richterbibliothek.ub.uni-koeln.de/)

 * Die Virtuelle Bibliothek Historische Bestaende im Rheinland 
   (http://rheinlandbib.ub.uni-koeln.de)

Kurz vor der Fertigstellung ist die neue Version 2.0, die eine
substantielle Weiterentwicklung darstellt. Mit dieser Version verfuegt
die Portal-Software nun u.a. ueber folgende allgemeine Features:

* OpenBib ist OpenSource
* OpenBib basiert auf Standardkomponenten und bibliothekarischen Standards
* OpenBib ist ueber verschiedene Views bzw. Sichten individualisierbar
* OpenBib ist modular aufgebaut
* OpenBib integriert Suchmaschinen-Technologie
* OpenBib kann auf entfernte Datenbanken ueber das Z39.50-Protokoll zugreifen 
  (noch experimentell)
* OpenBib ist flexibel im internen Katalog- bzw. Metadaten-Format
* OpenBib bietet viel Flexibilitaet fuer den Datenimport
  - Parametrisierbare Schnittstelle
  - Plugin-Mechanismus fuer verschiedene Quell-Datenbanktypen
  - Inkrementelles Live-Update ueber WebServices
* OpenBib laesst sich ueber WebServices an das Lokalsystem koppeln
* OpenBib bietet externe Zugriffsschnittstellen
* OpenBib verfuegt ueber eine intelligente Lastverteilung
* OpenBib realisiert Content- bzw. Catalogue-Enrichment
* OpenBib bietet Neuzugangslisten als RSS-Feeds
* OpenBib bietet ein web-basiertes Administrationsinterface
* OpenBib respektiert die Sicherheit seiner Nutzer

Eine ausfuehrlich erlaeuterte Fassung dieser Features finden Sie unter

http://www.openbib.org/e92/e93/e196/index_ger.html

Weitere Informationen zum Portal finden Sie im Technischen Handbuch unter

http://www.openbib.org/docs/openbib-technical.pdf

Speziell dieses Technische Handbuch haelt genug Informationen bereit, um
einen tieferen Blick - jenseits des Source-Codes - in OpenBib zu
bekommen.

Zwar ist die neue Version 2.0 schon jetzt feature-complete, d.h. alle
Features sind als solche implementiert - unabhaengig davon muessen
aufgrund der tiefgreifenden Aenderungen, die fuer diese Version
vorgenommen wurden, noch eingehende Tests durchgefuehrt werden. Da
Version 2.0 derzeit lediglich auf meinen Entwicklungs- und
Test-Servern zu Hause installiert und meine Freizeit begrenzt ist,
werden etwaige Fehlerbereinigungen also nicht schon morgen erfolgt
sein ;-)

Allgemeine Informationen zum KUG-Projekt der USB Koeln finden Sie
unter

http://www.ub.uni-koeln.de/dezkat/content/veroeff/index_ger.html

Durch die Verwendung von Templates ist die Eintrittsschwelle fuer
Anpassungen bewusst niedrig gehalten, so dass eine visuelle
Individualisierung normalerweise mit geringem Aufwand moeglich ist.

Voraussetzung fuer die Installation (und eine etwaige Weiterentwicklung)
sind derzeit (noch) fundierte LAMP-Kenntnisse, da primaerer
Installationsmechanismus das zugehoerige CVS-Repository ist - ein
Installationshandbuch gibt dabei aber weitgehende Hilfestellung. Ein
fertiges Paket fuer die Debian Linux-Distribution ist in Arbeit, in der
bereits vorhandenen Paket-Version jedoch veraltet.

Das Projekt wird seit einigen Jahren auf BerliOS - einem deutschen
SourceForge-Pendant - gehostet:

http://developer.berlios.de/projects/openbib/

Viele Funktionen sind lokal (sprich: USB Koeln) bedingt, lassen sich durch
die Offenheit des Portals jedoch den eigenen Beduerfnissen entsprechend
anpassen oder erweitern.

OpenBib ist in der Programmierung seit Beginn (leider) eine One-Man-Show. In
Anbetracht des jetzt schon erreichten Entwicklungsstandes mit der Version
2.0 und den Erweiterungsmoeglichkeiten koennte das Portal jedoch auch fuer
den einen oder anderen interessant sein, der ein flexibles Portal einsetzen
moechte, das entsprechende Know-How hat, aber vor schwergewichtigen oder
hochpreisigen (kommerziellen) Loesungen zurueckschreckt.

Falls sich jemand fuer OpenBib interessieren sollte, dann wuerde ich ihm
raten, einen Blick auf die Version 2.0 im HEAD-Branch (bzw. spaeter im
stable-2_0-branch) des CVS (auf BerliOS) zu werfen. Sie ist deutlich klarer
und flexibler strukturiert als die derzeit in Koeln produktiv eingesetzte
Version 1.x, in die ein Einstieg schon allein aufgrund des nicht
MAB2-orientierten Datenformates deutlich erschwert wird.

Fuer weitergehende Fragen stehe ich gerne zur Verfuegung.

Oliver Flimm



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.