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[InetBib] DiViBib / Nutzung von E-Books



Sehr geehrte Frau von Löw,

vielen Dank für Ihre Frage - bzw. Fragen. Denn die bisher vorliegenden Daten
zur Nutzung von E-Books und die Frage nach dem Bedarf virtueller digitaler
Bibliotheken sind zwar miteinander verwandt, aber nicht deckungsgleich. Man
muss darauf hinweisen, dass digitale virtuelle Bibliotheken oder "DiViBibs",
wie wir sie verstehen, vom Bestand her eben nicht nur E-Books, sondern auch
Hörbücher, Musik, Videos und Software enthalten. Wenn man nach dem Bedarf
solcher Angebote fragt, kann man derzeit noch nicht auf empirische Daten
verweisen, da sie in der Tat noch nicht vorliegen. Mann kann aber zum
Beispiel auf eine Studie der Stiftung Lesen aus dem Jahr 2000 hinweisen
("Leseverhalten im neuen Jahrtausend"). In dieser Studie wurde nach dem
Zusammenhang zwischen Bibliotheksnutzung und bequemer Erreichbarkeit der
Bibliothek gefragt. Von den Menschen mit einer generell hohen
Medienaffinität, die "ihre" Bibliothek leicht erreichen konnten, waren 42,8
Prozent aktive Bibliotheksnutzer. Unter den Menschen mit dem gleichen hohen
Medieninteresse, die aber aus verschiedenen Gründen (Öffnungszeiten,
räumliche Entfernung usw.) nur erschwert in die Bibliothek kommen, waren nur
15,8 Prozent aktive Kunden der Bibliothek. Das bedeutet, dass eine
Bibliothek mit einem Angebot, dass auf digitalem Wege zu den Kunden kommt,
viele Menschen erreichen kann, welche der Bibliothek bisher fernbleiben. Die
technischen Voraussetzungen sind ja mittlerweile vorhanden: Mittlerweile
sind über 40 Mio. Bundesbürgerinnen und -bürger online, 10 Mio. besitzen
einen MP3-Player usw. 

Was E-Books betrifft, so sehen wir die Studien, die es bisher im
akademischen Kontext gibt, als nicht repräsentativ für die DiViBib an, da
diese erstmals ein Angebot sein wird, über das E-Books auch populärerer
Ausrichtung an eine breite Allgemeinheit ausgeliehen werden können. Dazu
zählen Inhalte wie Job- und Karriereberater, Reiseführer, Ratgeber zu
Bereichen wie Gesundheit, Ernährung, Erziehung usw.
Also Inhalte, die sich an Menschen mit einem punktuellen
Informationsbedürfnis richten. Belletristik als E-Book wird AUCH ein Teil
des DiViBib-Angebots sein, dieser Teil wird aber wohl erst dann für viele
richtig attraktiv werden, wenn die neue Generation von E-Book-Endgeräten,
wie sie Anbieter wie Sony und Philips gerade planen, zu bezahlbaren Preisen
auf dem Markt ist. 

Noch deutlicher sehen wir die Nachfrage nach Angeboten wie digitaler Musik,
digitalen Hörbüchern oder digitalen Videos - hier zeigen Anbieter wie iTunes
oder Amazon, dass es hierfür einen wachsenden Markt gibt.

Was übrigens die DiViBib betrifft, werden wir im kommenden Jahr im
Praxisbetrieb die Nutzung der digitalen Medien von Anfang an evaluieren
lassen. Entsprechende Gespräche dazu mit Hochschulen laufen bereits. Gerne
halten wir Sie hierzu auf dem Laufenden!

Mit freundlichen Grüßen, schöne Feiertage

Christian Hasiewicz

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Löw Luise von
Gesendet: Donnerstag, 21. Dezember 2006 15:22
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] DiViBib GmbH:
StellenausschreibungProjektmanager/-inBibliotheken

Sehr geehrter Herr Hasiewicz, 

Ihre Ausschreibung gibt mir die Gelegenheit doch mal nachzufragen: 
Was fuer Statistiken gibt es ueber den Bedarf an "Virtuellen Bibliotheken".
Auf der Tagung des "Verbundes Bayern" hoere ich, dass es keine
aussagekraeftigen Zahlen zu der Nutzung von e-books/Datenbanken gaebe, da
das Angebot noch nicht bekannt genug waere. Geraunt wird von einer
"Verdreifachung" (Nutzung oder zur Verfuegung stellen?) und der besonderen
Bevorzugung durch Studenten von Lehrbuechern in elektronischer Form. Vor
einigen Jahren wurde auf der Frankfurter Buchmesse behauptet, dass die
e-books 25 Prozent ausmachen wuerden. Ist das Realitaet geworden? Kollegen
behaupten, dass es in ein paar Jahren, Jahrzehnten fast nur noch
"Internet-Leser" gibt. Das halte ich schlicht fuer Unsinn - aber wie sich
das "Nebeneinander/Miteinander" entwickelt, wuerde mich schon interessieren:
50 : 50 ? Wer hat da weitergehende Erkenntnisse/Statistiken?

Mit freundlichen Gruessen, 

Luise von Loew, 
Muenchen



 

-----Ursprüngliche Nachricht-----




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