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Re: [InetBib] Theseus ....



Sehr geehrter Herr Hauer,

besten Dank fuer diese, wie ich meine, sehr interessante Einschaetzung.

Nur in einem Punkt frage ich mich, ob es nicht moeglich sein sollte
aus 90 Mio. Euro etwas vernuenftiges zu machen, auch wenn ich
Ihre Einschaetzung teile, dass der bisherige Modus,
man unterstuetzt die "ueblichen Institute und Organisationen",
bisher nicht besonders erfolgreich war.
Das muss man aber machen, weil immer weniger Institute
von dem Geld das sie bekommen ueberhaut noch
existieren koennen. Also verbringen sie immer mehr Zeit und
Personalkosten mit Projektantraegen.

Mir ist einmal aufgefallen, dass die USA beispielsweise bei der NASA
anders vorgehen. Die suchen sich weltweit Leute, die sie unterstuetzen.
Dazu haben sie in der NASA hoechst erfahrene Wissenschaftler,
die gute Ideen auch erkennen und gezielt nach Begabungen suchen,
und nicht einfach auf Antraege Warten die sie z.T. selbst nicht verstehen.

Geheime externe Gutachter zu fragen, ob sie dies oder jenes Projekt
befuerworten wuerden ist abwegig. Das hat fuer viele nur dann einen Sinn,
wenn sie hoffen auf diesem Wege selbst ein Projekt zu bekommen.
Darum sind ja in Deutschland die Projektbeurteiler oft auch Projektnehmer.

Die "zwei, drei Menschen, die sich ideal ergaenzen" muss man erst erkennen,
und sie sind nicht unbedingt diejenigen, die die besten Projektantraege
schreiben. Im Gegenteil, ich habe wiederholt Spezialisten der
Projektakquise getroffen, die wissenschaftlich gesehen katastrophal
ahnungslos waren. Das laesst sich belegen, und ist unser eigentliches
Problem.
Darum sind wir hier in guter Hoffnung, dass man in Deutschland
doch noch mal den Weinberg Report in die Hand nimmt und genauer,
cum grano salis, liest: "Das Schreiben von Reviews ist eine Aufgabe,
würdig der besten Koepfe, die faehig sind, große Gesamtheiten von
Ergebnissen zu ueberblicken..."
Deutschland war mal fuehrend auf dem Gebiet der Rezensenten, die nun fast
nur noch in den USA sitzen - nicht weil es hier zu wenig der
"besten Koepfe" gibt, sondern, weil die Wissenschaftslogistik nicht stimmt.

"The secret of good science is simple:
"No politics, no committees, no reports, no referees, no interviews -
just gifted, highly motivated people picked by a few men of good judgement".
(Max Perutz)
(Schon wieder so ein Satz der leider nicht von mir stammt ;-)

MfG

W. Umstätter

----- Original Message -----
From: <Manfred.Hauer@xxxxxxxxxx>
To: <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Sent: Tuesday, August 21, 2007 9:52 AM
Subject: [InetBib] Theseus ....


Sehr geehte Damen und Herren,

Anmerkung zu Theseus:

1. Projektpartner: Schaut man auf die Projektteilnehmer, so sind es die
ueblichen Institute und Organisationen, die schon seit Jahren im Bereich
Information Retrieval aktiv sind und vor allem durch Spin-Offs einige
Bedeutung am Markt erlangt haben. Ob diesmal viel mehr als Forschung
herauskommt, wird man sehen.

2. Thematisch: es sind die ueblichen Themen der Retrieval-Forschung, die
hier augelistet sind. Grundsaetzlich Neues und Anderes konnte ich nicht
entdecken. Die starke Fokusierung auf multidmediale Daten ist vielleicht
interessant. Google hat ja auch You-tube gerade gekauft, also ein
allgemeiner Trend. Es ist nicht davon auszugehen, dass Google auch nur
eines dieser durchaus anspruchsvollen und spannenden Themen nicht auf
seiner Forschungsagenda hat.

3. Das hier ein ernsthafter Gegenspieler zu Google entstehen wird, halte
ich angesichts des offiziellen Teams fuer unwahrscheinlich. Wirklich
innotive Unternehmen sind noch nirgendwo aus 90 Millionen-Foerderprojekten
direkt hervorgegangen, sondern oft durch zwei, drei Menschen, die sich
ideal ergaenzen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort durchgebissen
haben. Dass aus einem solchen Projekt heraus solche Personen heraustreten,
ist moeglich, aber nicht gezielt steuerbar. Angesichts der riesigen
Gewinne, die Google taeglich einfaehrt - wir alle klicken ja offensich oft
genug auf die dezent verpackte Werbung - wird es verflixt schwer, ein
grosses international bedeutendes Gegegengewicht zu schaffen. Da reichen
auch die Millionen des Wirtschaftsministers nicht.

4. Auf alle Faelle muss dieses Gegengewicht nicht nur frei zugaengliche
Daten technisch interpretieren (die Aufgabe einer Suchmaschine, egal ob
mit oder ohne Ontologien und grafischer Visalisierung von
Suchergebnissen), sondern aktiv Inhalte generieren oder exklusiv
lizenzieren. Wikipedia ist ein Beispiel dafuer. Google generiert viel
Inhalt bereits ueber eMail, Chat, Open-Office, Weblogs, You-tube und kennt
die Festplatten der einzelnen Nutzer schon besser als diese selbst. Diese
Inhaltskomponente sehe ich in Theseus noch nicht, ausser das
Digital-Rights-Management vorangetrieben werden soll - aber wessen Content
soll da geschuetzt werden vor wem?

5. Die spannenste Nutzung des Internets ist nicht darin herumzusurfen,
sondern Rechner automatisch mit Rechnern kommunzieren zu lassen. Diese
Aspekte sind in Theseus zwar enthalten, aber hier loest sich das Internet
am Ende in Million von Einzelanwendungen auf - ob mehr als
fortgeschriebene Standards aus dem Projekt herauskommen koennen, wird sich
zeigen.

Und wenn Sie schon jetzt semantisch wissenschaftliche Literatur suchen
wollen, kommen Sie bei uns vorbei: http://www.dandelon.com.

Mit freundlichem Gruss
Manfred Hauer


AGI - Information Management Consultants
Dipl.-Inf.wiss. Manfred Hauer M.A.
Mandelring 238 b
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Manfred.Hauer@xxxxxxxxxx
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