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Re: [InetBib] Hybridpublikation: Zahlen aus Autorensicht



Lieber Herr Schindler,

über die Zahl von 65000 verkauften E-Books könnte man wieder lange  
philosophieren. Das ist einerseits nur ein Teil des Marktes, gibt also  
nicht alles wieder. Andererseits ist es immerhin ein Beginn und wie  
Sie sagen, im nächsten Jahr wirds wohl noch viel mehr sein. Und  
drittens zeigt das bei grob geschätzt 30.000 E-Books einen Absatz von  
zwei bis drei pro Titel, also ist die Nachfrage noch erheblich kleiner  
als das Angebot. So viel zum Thema "die Verlage verschlafen alles".

Verblüfft bin ich über Ihre Aussage, dass die Wertschöpfung der  
Verlage auch langfristig in der Allokation und nicht in der Veredlung  
liegt.

Vorhandene Inhalte verfügbar machen, das ist irgendwie natürlich auch  
wichtig. Eigentlich ein Job für Buchhändler und Bibliotheken. Verlage  
befassen sich weniger mit vorhandenen als mit der Entstehung von neuen  
Inhalten. Wie es so schön in unserem Verband heißt: das eine ist der  
verbreitende, das andere der produzierende Buchhandel.

Das Beispiel App Store sehe ich eher als einen weiteren Schritt in der  
Entwertung der Allokationsfunktion. Damit erreiche ich jetzt wirklich  
jeden überall. Aber auch im App Store kostet vieles nix und manches  
viel.

Oder gehen wir in die Belletristik: Hobby- Erzähler bieten ihre Texte  
für fast nichts an, für die richtig begehrten Texte muss man dagegen  
viel zahlen.

Vielleicht helfen Sie mir weiter, wie Sie das meinen: je höher die  
inhaltliche Wertschöpfung desto geringer der Preis?

Gruss
Matthias Ulmer




Am 20.08.2009 um 22:11 schrieb Mathias Schindler <mathias.schindler@xxxxxxxxx 
:

Guten Abend, Matthias,


2009/8/20 Matthias Ulmer <mulmer@xxxxxxxx>:

Es ist doch die ganze Frage Blödsinn: Ist die Kostenlos-Phase des
Internets vorbei? Natürlich nicht! Wer da "Ja" sagt ist doch komisch
drauf.

Ich glaube, dass wir beide gemeinsam mit relativ wenig Aufwand zu
sinnigeren Fragen kämen, die man in einem Branchenbarometer stellen
könnte. Je nachdem, was der Zweck eines solchen Barometers sein
sollte.

Die Änderung liegt darin, dass wir für redundante Informationen als
Verlage in der Vergangenheit Geld bekamen, weil wir sie überhaupt
verfügbar gemacht haben. Heute ist Verfügbarkeit Banane, dafür
alleine zahlt man immer weniger. Die Wertschöpfung entsteht nicht  
mehr
durch Allokation, die Veredelung muss am Inhalt ansetzen.

Hier widerspreche ich; wenn ein Verlag meint, über die
Qualitätsschiene sich messen zu wollen, wird er mittelfristig
verlieren. Sie erwähnten Verfügbarkeit, hier ist noch Luft für
Wertschöpfung: Vorhandene Informationen dann verfügbar machen, wenn
sie benötigt werden und in der Form, die dem (wie auch immer
zahlenden) Kunden hilft. Die Information selbst kann bleiben, wie sie
will. Können Sie mir zeigen, welche Veredelung des Contents Apple mit
iTunes gemacht hat?

Soweit ich das überblicken kann sind die Wachstumsraten bei den On 
line-
Erlösen riesig (von kleiner Basis), bei den konventionellen Umsät 
zen
haben wir eher eine Stagnation.

Wo nichts ist, ist Wachstum immer einfach. Heute war bei Böbla der
Hinweis auf 65k verkaufte E-Bücher, ermittelt durch die GfK. Die
nächsten 3 Jahre ist es weiterhin möglich, innerhalb von einem Jahr
soviele Titel zu verkaufen wie in allen Jahren zuvor.


MfG
Mathias Schindler

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