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Re: [InetBib] SWR2 Aula ueber information overload



Ich möchte noch mal auf Max Otte zurückkommen. Obwohl es ja usus ist
Google zu kritisieren, während gleichzeitig weltweit die allermeisten
Recherchen in Google getätigt werden, liegt es sicher nicht an Google,
wenn das wachsende Problem der Desinformation immer störender wird. Dieses
Problem entsteht durch die Reklame, bei der es quasi als professionell
gilt, zu desinformieren. Da ist die Reklame für Produkte, für
Interessengruppen, für Autoren, Hypothesen, Bibliotheken, Modelle (Global
Warming), Therapien, Medikamente, etc.

Es gilt ja schon als unprofessionell, wenn eine Loby nicht nur
rücksichtslos versucht ihre Interessen durchzusetzen und im Ranking bei
Google nach oben zu gelangen, sondern sich um objektive Information
bemüht. Das geht inzwischen soweit, dass immer mehr Menschen behaupten, es
gäbe soetwas wie Objetivität gar nicht. Eine solche Ansicht öffnet jeder
Desinformation Tür und Tor. Insofern wäre Ottes Aufruf  zu verbesserten
Qualtätsstandards in der Informationsversorgung nur zuzustimmen. Das würde
aber natürlich sofort als Zensur und als Einschränkung der Pressefreiheit
gewertet werden. Hier verstehen Fernsehen, Presse oder Rundfunk keinen
Spaß, da sie sich heute weitgehend aus Reklame finanzieren. Insofern haben
wir keine Informationsflut, sondern eine Flut an offener, versteckter oder
viraler Werbung. Also eine Flut an gezielter Desinformation.

Hier Abhilfe zu schaffen ist die eigentliche Aufgabe von Information
Professionals, Bibliotheken, DGI oder all den informationskompetenten
Fachleuten, die in der Lage sind Fehlinformationen als solche zu
identifizieren.

Wir brauchen weiterhin Medienkompetenz statt Medienabstinenz.

MfG

W. Umstätter

P.S. Es ist kein Fehler für eine gute Sache Reklam zu machen, aber jeden
Unsinn zu Wissenschaft, oder jeden Schrott zu Kunst hoch zu stilisieren
ist auf die Dauer wirklich wirtschaftsschädigend.


Der Finanzwissenschaftler Max Otte diskutiert in SWR2 Aula das Problem
der Fehl- und Desinformation durch zuviel Information aus
wirtschaftlicher Sicht. Er lobt Wikipedia ausdrücklich, ist aber
pessimistisch, ob sich das Projekt langfristig wird behaupten können,
weil es nur freiwillig organisiert sei. Er kritisiert Google, weil es
als Suchmaschine letztlich fachliche Kompetenz bei der Aufbereitung und
beim Umgang mit Informationen -- und damit auch Mehrwert -- vernichte.
Den Ausweg aus der Desinformation sieht Otte in einer Stärkung des
Staates, der vor allem im wirtschaftlichen Bereich wieder mehr Standards
setzen müsse, aber auch in einer Medienabstinenz: "Weniger ist mehr".

Manuskript (PDF) und Audio (mp3):
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/-/id=660374/nid=660374/did=6095606/1bzw660/index.html

Jürgen Fenn.

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