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[InetBib] Verhandlungen mit der VG Wort gescheitert



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wie bereits mehrfach auch hier diskutiert, können seit einigen Jahren 
elektronisch veröffentlichte Texte durch die VG Wort vergütet werden 
[1]. Dazu kommt ein Zählverfahren zum Einsatz (auch als METIS bekannt), 
das sich auf die Technologie so genannter Zählpixel stützt: In 
HTML-Seiten eingebaute pixelgroße Bilder lösen den Zählimpuls bei der VG 
Wort aus. Die Anzahl der derart gezählten Aufrufe einer Seite ist 
Grundlage für eine etwaige Ausschüttung. Für größere Bestände von 
Publikationen (z.B. auf Repositorien) ist bereits dieses Verfahren 
problematisch, weil schwer zu implementieren.

Gänzlich unbrauchbar wird der Ansatz bei der Zugriffszählung von 
PDF-Dokumenten, die bekanntlich den größten Teil vieler Repositorien 
ausmachen: Weil sich darin keine Bilder einbauen lassen, muss die 
gesamte HTTP-Anfrage über den Zählserver der VG Wort umgelenkt werden. 
D.h., URLs auf zu zählende PDF-Dokumente müssen mit 
http://vg00.met.vgwort.de... beginnen und auch so an Suchmaschinen, 
Aggregatoren usw. weitergegeben werden, damit jeder Zugriff gezählt 
wird. Nach der Zählung erfolgt der Redirect auf die eigentliche PDF-Datei.

Weil insbesondere das Verfahren zur Zählung von PDF-Dateien für 
Repositorien nicht akzeptabel ist (Branding, Abhängigkeit der 
Verfügbarkeit von Dritten), gab es seit 2007 Bemühungen von DINI 
(Deutsche Initiative für Netzwerkinformation), gemeinsam mit den 
Verantwortlichen bei der VG Wort zu einem alternativen Zählverfahren zu 
kommen. Dazu ist in den letzten 18 Monaten ein Konzept erarbeitet 
worden, nach dem die Zählimpulse von der Auslieferung der Dokumente 
entkoppelt werden und direkt durch die betreffenden Repositorien 
ausgelöst werden ("Proxy-Lösung").

Obwohl das Konzept in beiderseitigem Einvernehmen erstellt wurde und die 
technischen Unzulänglichkeiten des METIS-Verfahrens auch mehrfach 
bestätigt wurden, kam seitens der VG Wort kurz vor der prototypischen 
Realisierung mit einigen Repositorien nun die Absage an die tatsächliche 
Umsetzung dieses Alternativverfahrens. Weil bei der Nutzung des 
Proxy-Verfahrens "Missbrauch nicht ausgeschlossen werden kann" und der 
Abschluss entsprechender Vereinbarungen mit den betreffenden 
Repositorien zu aufwendig seien, habe man sich dafür entschieden, 
ausschließlich das Standardverfahren einzusetzen.

Nachdem es lange Zeit nach einer vernünftigen Einigung in dieser Sache 
aussah, hat uns diese Entscheidung sehr überrascht. Sie zeigt, dass die 
VG Wort an einer praktikablen und ihrem Auftrag gerecht werdenden Lösung 
kein Interesse hat bzw. Betreibern von Repositorien ein unbrauchbares 
Verfahren aufzwingt, weil den meisten Autoren natürlich schwer zu 
vermitteln ist, warum Repositorien nicht umsetzen können, was für eine 
private Homepage doch so einfach scheint.

Schöne Grüße,
Uwe Müller
- für die DINI-AG Elektronisches Publizieren -

[1] http://www.vgwort.de/verguetungen/auszahlungen/texte-im-internet.html

-- 
Uwe Müller
Humboldt-Universität zu Berlin

Institut für Bibliotheks- und
Informationswissenschaft
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