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Re: [InetBib] "europaeische Suchmaschine" - Antwort an Schirrmacher



Lieber Herr Sander-Beuermann,

Am 20.07.2011 10:38, schrieb Wolfgang Sander-Beuermann:

Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung, schrieb dort gestern einen Aufsatz mit der Ueberschrift "Wir
brauchen eine europaeische Suchmaschine".

Im Jahre des Herrn Anno 2004(!), am 4. November, hatte ich in einem 
Brief an Frank Schirrmacher ihm sinngemaess das Gleiche geschrieben.

Meine komplette Antwort an Frank Schirrmacher zu seiner Forderung
"Wir brauchen eine europ?ische Suchmaschine", finden Sie mit Klick
auf:

http://blog.suma-ev.de/content/wir-brauchen-eine-europ%C3%A4ische-suchmaschine-antwort-frank-schirrmacher

Vielen Dank für Ihren Hinewis. Vielleicht hat ja Herr Schirrmacher
kürzlich zufällig ihre Mail wiedergefunden, denn in der Tat ist dieses
Thema nicht neu. Aber es ist doch interessant, dass das Thema nun nach
knapp 7 Jahren auch seinen Weg in die FAZ gefunden hat.

Lars Reppesgard schreibt in seinem Googlereport-Blog dazu übrigens etwas
sehr richtiges:

"Eine sinnvolle Überlegung, wäre da nicht die Erfahrung, das solche
öffentlich geföderten Projekte wenig bringen, weil meist die falschen
profitieren – Technik-Konzerne, die gute Anträge schreiben, aber im
Endergebnis wie beim Theseus-Projekt nur dünne Ergebnisse liefern."

http://googlereport.de/2011/07/19/lesetipp-frank-schirrmacher-fordert-eine-europaische-suchmaschine/

Und was soll eine "europäische Suchmaschine" eigentlich genau anders
machen als Google, Bing usw.? Auch sie muss Inhalte auswerten, filtern,
speichern, ranken usw. Google ist im Übrigen genau deshalb so
erfolgreich, weil sie z.B. die Verlinkungsstruktur von Webseiten
auswertet und viele Nutzerdaten speichert und so die Suchergebnisse auf
den User hin optimiert. Aber das gäbe es bei einer "europäischen
Suchmaschine" (den Datenschützern sei Dank) vermutlich nicht. Also
bekäme man als User wohl einen ungefilterten Wust an Datenmüll zurück,
Erinnert mich irgendwie an AltaVista 1998 (das war ja damals die
Suchmaschine-Nr. 1 bis Google mit deutlich besserem Ranking auf den Plan
trat).

Schirrmacher schreibt: "Aber eine europäische, nicht
privatwirtschaftliche Suchmaschine, die keiner politischen oder
ökonomischen Kontrolle unterliegt, ist vielleicht das wichtigste
technologische Projekt der Gegenwart"

Oder die größte Illusion, denn woher soll das Geld kommen? Von der EU?
Bei EU-Projekten werden für die technologische Umsetzung in aller Regel
große Konzerne beauftragt. Dann davon auszugehen, es gäbe keine
politische oder ökonomische Kontrolle, ist weltfremd. Da lasse ich mich
doch lieber weiterhin von Google bevormunden ;)

Hier noch ein Zitat aus einem treffenden Leserkommentar:

"Ob wir nun eine eigene europäische Datenbank benötigen oder nicht,
hängt allein davon ab, ob Google uns finden lässt, was wir suchen. Erst
wenn Google das nicht mehr täte und Bedarf nach mehr Information
entstünde, läutet die Stunde für die Konkurrenz."

Und selbst wenn es eine solche Konkurrenz irgendwann geben würde, müsste
sie immer noch erst mal Millionen Nutzer anziehen bzw. von Google
weglocken. Google ist aber inzwischen viel mehr als eine Suchmaschine
sondern ein Portal mit Dutzenden von Angeboten.

Viel wichtiger sind da aus meiner Sicht schon Digitalisierungsprojekte
auf nationaler und europäischer Ebene, bei der es um die dauerhafte und
zuverlässige Speicherung und Bereitstellung geht. Eine europäische
Suchmaschine a la Google braucht dagegen niemand.

Viele Grüße

Sebastian Wolf

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