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Re: [InetBib] semiotische Enzyklopädie



Hallo Herr Umstätter,

meinten Sie einen online verfügbaren Thesaurus? idealerweise 
qualitätskontrolliert und kollaborativ erweitert? Sie haben ja bereits eine 
sehr gute Diskussionsgrundlage verfasst 
(http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/wistru/definitions/hierdef01b.pdf), die als 
Basis für einen exemplarischen Thesaurus in dienen könnte. Beispiele der 
Semantic Web Company können sie sich hier ansehen: 
http://prod.poolparty.punkt.at/

Linked Open Data resources wie die von Ihnen erwähnten YAGO oder DBPedia können 
übrigens auch angesprochen und abgefragt werden, um Konzepte mit zusätzlichen 
items (z.B. Bildern, Definitionen, weiteren related concepts) anzureichern.

mfg
Gerd Zechmeister

----- Ursprüngliche Mail -----
Von: "bere nike" <bere.nike@xxxxxxxxxxx>
An: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Gesendet: Dienstag, 15. Mai 2012 19:36:15
Betreff: Re: [InetBib] semiotische Enzyklopädie

Hallo Herr Umstätter,

ich bin mir nicht ganz sicher, ob Sie das meinen ...

Im Bildwörterbuch (Dt., Engl., Franz.) der Brockhaus-Enzyklopädie (20. 
Aufl., Bd. 25) finden Sie hierarchisch geordnete Begriffe, die zwar 
nicht beschrieben, aber doch bildlich dargestellt werden.

Einen schönen Abend wünscht

Bernhard Welsch


Am 15.05.2012 18:27, schrieb Walther Umstaetter:
Kennt irgend jemand eine semiotische Enzyklopädie, in der die enthaltenen
Begriffe nicht nur alphabetisch sondern polyhierarchisch geordnet und
genauer bebildert, beschrieben, definiert oder erläutert werden?

Hintergrund der Frage:
Wenn man über die Jahrhunderte hinweg sieht, wie viel Unsinn in
Bibliotheken gespeichert worden ist, könnte man verzweifeln.
Interessanterweise ist dieser mannigfache Unsinn auch noch urheber- und
verwertungsrechtlich geschützt. Der Hofbibliothekar in Weimar, C.F. Hebbel
hatte Recht, als er schrieb: „Es ist unglaublich, wie viel Geist in der
Welt aufgeboten wird, um Dummheiten zu beweisen.“

Insofern hat man in der Aufklärung sich nicht im Sinne Poppers um die
Falsifizierung all dieses Unsinns gekümmert, sondern versucht, in einer
Enzyklopädie nur das zusammen zu tragen, wovon man glaubte, dass es
ausreichend gesicherte Information (Wissen) war. Das war eine für damalige
Zeiten große Leistung. So dass man sich nicht die zusätzliche Arbeit
machte, alle alphabetisch geordneten Begriffe auch in eine thesaurusartige
Polyhierarchie zu bringen, in der Unterbegriffe möglichst stringent
definitorische Elemente des jeweiligen Oberbegriffs erben. Damit sind auch
Lexika in sich oft recht widersprüchlich.

Erstaunlicherweise ist es meines Wissens der Menschheit bis heute, rund
zwei Jahrhunderte danach und im Zeitalter des Internets, noch immer nicht
gelungen, anstelle einer einfachen alphabetisch enzyklopädischen
Begriffsauflistung wie bei Wikipedia, eine semiotisch vernetzte
enzyklopädische Thesaurusstruktur zu kreieren, obwohl wir in Wordnet
immerhin eine solche semiotische Vernetzung von Begriffen haben und in
Projekten wie Yago oder DBPedia schon entsprechende Inhalte neudeutsch
gemerged bzw. verlinkt wurden.

Eine solche semiotische Enzyklopädie wäre meines Erachtens die
Voraussetzung um das heutige Wissen der Welt möglichst stringent zu
ordnen. In ihr könnten die semiotisch vernetzten Begriffe in ihren
Definitionen auch so weit als möglich begründet (evident gemacht) werden.

Es ist natürlich naheliegend, dass Wissenschaftler die Projekte anmelden,
schon bei semantisch schlicht vernetzten Begriffen gern vollmundig von
Knowledge base etc. sprechen, der unterschied ist aber sehr einfach. Frei
nach J.C. Maxwell, ist Wissen der Vergleich der Konsequenzen einer
Hypothese mit den entsprechenden Tatsachen. Erst wenn diese beiden
kongruieren, werden Hypothesen zu Theorien. Dagegen können
konstruktivistisch-semantische Netze reine Fiktion sein, wie z.B. Flatland
von E.A. Abbott. So haben auch Träume und Konstruktiwissmus mit Wissen
bekanntlich wenig gemein.

Mit freundlichen Grüßen

W. Umstätter



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