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Re: [InetBib] Deutscher Bundestag: Umfassendes Plädoyer für Open Access im Wissenschaftsbereich



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Die Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ spricht sich
für eine umfassende Unterstützung des Open Access-Prinzips im
Wissenschaftsbereich aus. Nach den Vorstellungen der Enquete-Kommission
soll Open Access in der deutschen Forschungsförderungspolitik und in der
deutschen Hochschullandschaft auch durch die gemeinsame Entwicklung
einer nachhaltigen Open Access-Strategie vorangetrieben werden.
Die vollständige Pressemitteilung hierzu finden Sie unter:

http://www.bundestag.de/presse/hib/2012_06/2012_314/03.html

Mit freundlichen Grüßen,
Anja Oberländer

So wichtig Open Access ist, die Enquete-Kommission „Internet und digitale
Gesellschaft“ sollte das Problem, der Verquickung von Werbung zur
Vermarktung von Wissen nicht übersehen.

Die Verquickung von Werbung, Information (News) und Wissen(schaft) hat
auch im Urheberrecht weitreichende Folgen. Dieses Problem wird immer
virulenter, weil die Online Revolution die Printmedien in eine immer
größere Existenznot gebracht hat. Nun macht Bild in ihrer 41
Mio.-auflagen-Zeitung über eine halbe Seite Reklame für ihre
Zukunftshoffnung „News- und Entertainment-Portal". Die Zeitung auf
Smartphone oder iPad. Damit wird die Verquickung von Werbung und
Verdummungsverstärkung für immer mehr Zeitungen und Fernsehkanäle immer
wichtiger.

Ist es nicht süß, dabei zu sehen, wie die Bild-Zeitung unter diesen
Vorgaben sich bei ihrem 60sten Geburtstag bemüht, eine renommierte Zeitung
zu sein, in dem sich die Chefredakteure mit den Bundeskanzlern abbilden
lassen und mit dem Altbundeskanzler Schmidt ein Interview führen, in dem
dieser völlig richtig feststellt: Bild „kann nur Trends verstärken, aber
keine eigenen setzen.“ Das wusste zwar schon Paul Lazarsfeld ("Minimal
Effects Studies") vor rund 70 Jahren, aber es führt dazu, dass Bild seit
60 Jahren der Verdummungsverstärker Nummer 1 in Deutschland ist.

Bild nennt es Polarisierung, was in Wirklichkeit ein permanentes Streit
anzetteln ist, nur damit möglichst alle Bürger gezwungen sind, den
Schlagzeilenunsinn zu lesen. (Motto: „Bild dir deine Meinung“; „Mitreden
können – dazu gehört Bild“; „Bild-Nörgler, die noch nie in unsere Zeitung
geschaut haben“). Nationalökonomisch kostet das natürlich unglaublich viel
Geld, die Dummen und die Intelligenten, kurzum alle, dazu zu zwingen, sich
mit so viel Unsinn auseinander setzen zu müssen, nur um diesen entkräften
zu können – als hätte die Menscheit nichts besseres zu tun.

Es ist zwar richtig, dass auch Wissenschaft nichts anderes ist, als
Falsifiaktion - aber doch nicht auf diesem Niveau.

Da setzen also täglich Verlage und Fernsehsender Unmengen Unsinn in die
Welt, nur damit man gezwungen ist, ihre Reklame zur Kenntnis zu nehmen.
Danach machen sie Studien, die zeigen sollen, dass Zeitungslesen die
Bildung erhöht, als wüssten sie nicht was Bildung ist, und es steht zu
befürchten, dass etliche, Redakteure, Journalisten, Verleger etc. sogar
selbst dieses Niveau haben. So scheint man auch bei der Bild-Zeitung
wirklich zu glauben, man betreibe professionellen investigativen
Journalismus, weil man den Henri-Nannen-Preis und andere Auszeichnungen
erhielt.

Auch wenn ich weiß, dass seit Jahrtausenden Menschen angst davor hatten,
dass die Menschheit immer mehr verdummt ("Gilgamesch in einem Brief
an seinen Bruder"), und dass der Trend (dank Wissenschaft und Bibliothek)
in entgegengestzter Richtung verlief, die Werbung hat das Potential dazu,
auch Wissenschaft und Digitale Bibliothek zu ruinieren.

Dagegen bietet Open Access die Chance, dass Publikationen neutral für sich
selbst publiziert werden.

MfG

Walther Umstätter

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