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Re: [InetBib] Blog-Beitrag zweifelt Gutachten zu Stralsund an



On Thu, 29 Nov 2012 17:27:21 +0100
 h0228kdm <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx> wrote:
Wenn man will kann man alles missverstehen.
Von "veraeussern" war doch weder wörtlich noch inhaltlich
die Rede.
MfG

Walther Umstätter

Am 29.11.2012 16:57, schrieb Klaus Graf:
On Thu, 29 Nov 2012 13:11:23 +0100
 h0228kdm <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx> wrote:
Sollte man da nicht lieber mal
versuchen eine wirkliche Bestandsaufnahme zu machen
(was
da noch alles verschimmelt und zerfällt), um dann eine
gesamtdeutsche Lösung zu suchen - inklusive Erfassung,
Dublettensuche, Digitalisierung und Restaurierung?

Soweit hier impliziert wird, man koenne gesamtdeutsch
sog.
Altbestands-Dubletten veraeussern, halte ich das fuer
ungeheuerlich und waere fuer eine Klarstellung dankbar.

Nachdem der Schreibzugriff in Archivalia
wiederhergestellt
ist, gibt es einen Ueberblick:

http://archiv.twoday.net/stories/219044754/

Was soll denn dann bitteschoen "Dublettensuche" in diesem
Kontext bedeuten?

Bibliographische Unternehmungen wie VD 16 usw. weisen
selbstverstaendlich Mehrfach-STANDORTE nach, wobei bei
fruehneuzeitlichen Drucken schon aufgrund von
Druckvarianten nicht selten keine DUBLETTEN (Doppelstuecke)
vorliegen. 

Dublettenbestaende werden in wissenschaftlichen und
Spezialbibliotheken ueblicherweise gebildet, um sie durch
Verkauf oder Tausch auszusondern.

Ich darf zum Thema aus Nr. 1488 der Herbstauktionen von
Reiss zitieren: "Die folgenden, unter der Einlieferer-Nr.
201 katalogisierten Titel stammen aus der Bibliothek von
Carl Friedrich Gauss. Sie wurden im Oktober 1951 aus den
Beständen der Niedersächs. Staats- und
Universitätsbibliothek in Göttingen als Dubletten
ausgeschieden und gelangten in Privatbesitz. Sämtliche
Titel tragen den datierten und signierten
Ausgeschieden-Stempel der Bibliothek auf dem Titel, dem
vorderen Deckel oder dem Umschlag, außerdem den ovalen
Stempel "Bibliothek der königl. Sternwarte Göttingen"
und/oder den rechteckigen Stempel "Gauss-Bibliothek" sowie
eine Bibliotheks-Sigle; zusätzlich sind einige Tafeln auf
der Rückseite gestempelt. In einigen Bänden finden sich
zudem eigenhändige Besitzvermerke oder Einträge von Gauss,
auf diese wird jeweils separat hingewiesen." 

Die Pressemitteilung von Reiss ist begeistert:

"Sensationell verlief der Absatz der in Auktion 154
inkorporierten gut 100 Titel aus der Bibliothek des großen
Mathematikers. Die Gesamtschätzpreissumme wurde mehr als
verdoppelt. Gleich zu Beginn gab es einen furiosen Auftakt.
Als ein Wegbereiter der modernen Computertechnik gilt
Charles Babagge. Sein Werk ?On the Influence of Signs in
Mathematical Reasoning?, Cambridge, J. Smith, 1826, war in
dem vorliegenden Gauss?schen Exemplar mit einer
handschriftlichen Autorenwidmung versehen. Nach einem
heftigen Bietgefecht wurde die so veredelte Zimelie bei
geschätzten 6.000 Euro schließlich mit 30.000 Euro an einen
im Saal anwesenden Interessenten abgegeben. Gauss? eigenes
Exemplar seiner ?Allgemeinen Lehrsätze in Beziehung auf die
im verkehrten Verhältnisse des Quadrats der Entfernung
wirkenden Anziehungs- und Abstossungs-Kräfte?, erschienen
in Leipzig bei Weidmann im Jahre 1840, stieg von 5.000 auf
17.000 Euro. Hatte vor zehn Jahren das Merkle-Exemplar der
Gauss?schen Koproduktion mit Wilhelm Weber, die ?Intensitas
vis magneticae terrestris ad mensuram absolutam revocata?.
Göttingen, Dieterich, 1833, nur 600 Euro bei Reiss
erbracht, so fiel der Hammer für das vorliegend angebotene
Autorenexemplar erst bei 7.000 Euro. Von 10.000 auf 32.000
Euro stieg ein Werk von Gauss? Lehrer J. F. Pfaff,
?Programma inaugurale in quo peculiarem differentialia
investigandi rationem ex theoria functionum deducit?,
Helmstedt, J. H. Kühnlin, 1788. Bei seinem Erscheinen gegen
Ende 1851 in Göttingen blieb die Dissertation des
bedeutenden Mathematikers Bernhard Riemann nahezu
unbeachtet. Heute erzielte seine Abhandlung über die
?Grundlagen für eine allgemeine Theorie der Functionen
einer veränderlichen complexen Grösse? aus der
Gauss-Bibliothek bei geschätzen 5.000 einen Zuschlag von
30.000 Euro."

Nun ist auch diese kleine Sammlung in alle Wunde zerstreut,
was uebrigens sehr verantwortungsbewusst vom Auktionshaus
ist (das uebrigens auch die Stralsund-Provenienz nach
Kraeften bewusst verschleiert hat), denn wie wir alle der
einschlaegigen Propaganda entnehmen koennen, geht es bei
privaten Sammlern den Buechern immer besser als in der
Forschung zugaenglichen wissenschaftlichen Bibliotheken.

Vermutlich konnte und wollte die SUB Goettingen nicht
mitbieten ... 

Klaus Graf

-- 
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