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Re: [InetBib] Geschlechtergerechtigkeit



Als Google-Vermeider gibt es von mir nur ein "like". ;-)

Viele Grüße,

Katharina Scholl

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Gaßner, 
Michelle
Gesendet: Dienstag, 5. Februar 2013 15:11
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Geschlechtergerechtigkeit

+1
Danke für die Beiträge.

Grüße,
Michelle Gaßner
Library
ISM International School of Management GmbH


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Hendrik 
Bunke
Gesendet: Dienstag, 5. Februar 2013 14:51
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Stellenausschreibung der UB Wuppertal

Warum gibt es hier kein +1 oder eine share Möglichkeit?! Könnten vielleicht 
einfach alle, die dem Beitrag von Frau Ecks grundsätzlich zustimmen, schlicht 
mit einem +1 antworten? 

Frau Ecks hat nämlich für diesen Rant und den dafür notwendigen Mut eine große 
Anerkennung und ein wenig Unterstützung verdient.
Finde ich.

Danke!

viele grüße
hendrik bunke


--On 2013-02-05 14:09, Silke Ecks wrote:
Es ist immer wieder erstaunlich.
Aber natürlich - wenn die Herren sagen, dass die Frauen nicht mehr 
diskriminiert sind, dann wird das sicher stimmen, muss es einfach, 
denn die können das bestimmt viel besser beurteilen, vor allem, wenn 
sie nicht fragen, sondern feststellen - Dinge, die sie als Tatsachen 
bezeichnen, obwohl es nicht einen Schimmer für die Richtigkeit, 
Wahrheit oder auch nur Existenz des Behaupteten gibt.

Leider fallen nach wie vor reihenweise Frauen darauf herein - wenn ein 
Mann, v.a. ein (zunächst) sympathischer oder nahe stehender, so was 
sagt, dann muss es ja wahr sein.

Ich hatte das gerade im privaten Rahmen mit ein paar katholischen 
Landwirten auf dem Geburtstag meiner alten Tante. Die sind auch der 
Meinung, dass wir jetzt ja Gleichberechtigung haben.

Aber gleichberechtigt sind sie, und wer will so einen kleinen Spruch 
in einer Bar auch übernehmen - ich sehe auch durchaus die peinliche, 
politisch manipulative Komponente im Fall Brüderle (die m.E.
allenfalls zeigt, wie Basisdemokratie eben nicht gehen kann und 
sollte).
Aber abgesehen von der Medienebene doch genau so aussieht wie 100 
anderer solcher konstruierten Skandäle, weshalb ich mich auch über die 
Medienkomponente nicht sonderlich aufregen kann, und dem Umstand, dass 
z.Zt. Brüderle zumindest AUCH diskriminiert wird (auch wen 
Diskriminierung eigentlich was gegen Gruppen Gerichtetes ist, also 
müsste man wohl "von der Presse gemobbt wird" sagen, was aber 
zumindest in mir komischerweise nicht sonderlich viel bis gar kein 
Mitgefühl auslöst, sondern eher erweitertes Gähnen - also all dies 
ändert nichts daran, dass das, was B. da gebracht hat, jetzt nicht 
wirklich der Gipfel der Konversationskunst oder irgendwie originell 
oder charmant war; dass es sehr gut, ist, dass diese Debatte nach so 
langer Zeit mal wieder losgetreten wurde; dass sehr viel weniger 
harmlose Sprüche und Situationen zum weiblichen Alltag - ja, diesem 
TÄGLICHEN Trott! - in diesem Land gehören.
Und zwar auch in der Ehe, in Beziehungen.

Oh, und WEHE, Du lächelst nicht dazu, Mädel! Dann kommt ganz schnell 
die Faust aus der Tasche!
Jahrtausende dieser Mischung aus fremdem Vordenken und Soufflieren und 
immanenter physischer Drohung bei Ungehorsam können sicher solche 
Folgen haben. 15.000 Jahre Zeit zum Lernen sollten reichen.
Und deswegen wird geschwiegen und chinesisch weise gelächelt und genickt...

Doch, das ist so, Mann: Einfach weil Du ein Mann bist, und Frauen 
wissen, was u.U., zu erwaten ist. Du kannst der schmächtigste, 
netteste, gewaltloseste, freundlichste, sympathischste in 200 km 
Umkreis sein - die instinktive Bedrohung aus grauer Vorzeit ist da.
Und das bedeutet doppelt und dreifach vorsichtiges und genaues 
Hinhören - wenn Du's denn wirklich wissen willst.

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Diese real existierenden Diskriminierungen, private wie die 
beruflichen, Gewalt, und sexuellen Belästigungen betreffen nun mal zu 
95% ein bestimmtes Geschlecht, und zu einem ähnlichen Prozentsatz ist 
das andere Täter!
Und genau deswegen bestimmt die Formulierung eine Bevorzugung der 
Frauen und nicht der Männer.
Dass sich das Geschlechterverhältnis in diesem einen spezifischen 
Beruf lange umgedreht hat, ist erstmal kein Argument.

(Übrigens erinnere ich mich an eine Untersuchung aus den 80er oder 
90er Jahren, die besagt, dass mit der Zunahme von Frauen im 
Berufsfeld, bzw. der Abwanderung der Männer, das Prestige des Berufs 
sinkt (und das Lohnniveau, glaube ich). Ich weiß nicht mehr, welche 
Berufe genannt waren, meine aber, Bibliothekare waren nicht dabei...

Und hab ich schon die Geschichte von der Zugbegleiterin berichtet, die 
(weiß der Geier, wie wir drauf gekommen sind) irgendwann Mitte der 
90er auf einer Fahrt mir erzählte, und zwar nicht ohne Bitternis, dass 
sie in der DDR Kranführerin gewesen sei, und nach der Wende nun diesen 
Beruf nicht mehr ausüben könne - es gebe auf den Baustellen zu wenig 
Klos für Frauen; der Gesetzgeber bestimme, dass diese Art Tätigkeit 
für das weibliche Geschlecht zu gefährlich sei, Frau selber habe daran 
nichts mitzuentscheiden, ungeachtet ihrer Wünsche; und die 
Gewerkschaften würden diese Art Arbeit bei Frauen nicht unterstützen 
und hätten sie mit dem Versuch, ihre langjährige, qualifizierte und 
geliebte Arbeit einzuklagen, alleine gelassen?
Es hat sich wohl mit Sicherheit bei den Kränen technisch mehr getan 
als bei dieser Sachlage!)

-----------

UND wir hatten just hier oben im Norden diese Debatte in Bezug auf 
angeblich illegale Landtagssitze des SSW, der Partei der dänischen
(u.a.) Minderheiten hier oben.

Ich zitiere aus den Kommentaren auf SHZ.de:

Klar, die Mehrheit entscheidet, dass die Minderheit nicht diskriminiert ist! 
Wer sonst?!

Es ist ja immer wieder lustig, und besonders für Deutschland typisch, wie 
Mehrheiten von selbsternannten Integrierern, die sich auch >noch für 
besonders tolerant halten, darüber entscheiden, welche Minderheiten wann und 
wo unterrepräsentiert sind - ohne die Betroffenen >auch nur im Traum mal 
selber zu hören.

Kinder, Frauen (die nicht mal ne Minderheit sind) , Dänen, Muslims, Friesen, 
Schwarze usw., immer wieder gerne behaupten andere - in >diesem Fall 
offenbar besonders gönnerhafte FDP-nahe Männer - von Ferne beurteilen zu 
können, dass diese Menschen nicht >unterrepräsentiert oder diskriminiert 
sind, wenn nicht gerade die Sarrazin-Schiene besser in den Kram passt - wie 
wärs, diese Menschen >mal persönlich zu fragen?
Da könnte man ja am Ende ne Antwort bekommen!
Da fehlt der Mut, was?

Und Mehrheitsentscheide, das ist Demokratie.

Hat IRGENDWER von Ihnen sich mal ernsthaft, ehrlich und längere Zeit 
WIRKLICH mit einem Mitglied einer diskriminierten Minderheit - es muss 
ja gar keine Frau sein, und auch nicht jemand jenseits einer 
Sprachbarriere - auf Augenhöhe unterhalten? Um zu erfahren, wie das so 
ist, das Diskriminiert-Werden?

Nur mal angenommen, es bestünde das Interesse?
Vielleicht liegt im Fehlen dieses Dialogs und des echten Interesses 
ein Grund für den "Undank" und die unerhörte Nicht-Anerkennung bereits 
geleisteter kleiner und kleinster Schritte, die ja gerade von den in 
diesen Fragen schnell ermüdenden älteren kirchlich-Konservativen immer 
wieder beklagt werden?
Teils wird ja schon ein Dankeschön dafür verlangt, dass der Klaps auf 
den Hintern ausgeblieben, der miese Spruch außer Hörweite gemacht 
wurde! Worauf zu diesem Behufe dann deutlich hingewiesen wird!

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Was im Einzelnen, bei der Einzelnen, als Diskriminierung rüberkommt, 
ist für die Diskriminanten oft überhaupt nicht abzuschätzen - auch und 
gerade die kleinen Gesten, dies "ups" der Gutmenschen, die 
vorsichtigen Blicke, das Aus-den-Fingern-nehmen und Belehren, 
ungefragte Ratschläge usw. können sehr verletzten.

Und das Zusehen der anderen. Die oft gar nicht bemerken können, was vorgeht...

Manches von dem gut Gemeinten verletzt. Es wird meist auch mehr 
gefordert als angeboten wird, Glasperlen gegen Gold, Beschränkung der 
Freizügigkeit, Toleranz und Ausübung der eigenen Kultur gegen 
bedingungslose Anpassung und Schweigen.

Mit irgendwelcher gesellschaftlicher Veränderung, Gleichbehandlung und 
echtem Respekt vor Frauen hat sehr viel von dem, was läuft, und was 
gelaufen ist, und was gesetzlich geregelt wurde, NICHTS zu tun.

Was alles, wie der "Undank" auch nicht im Entferntesten ein Argument 
gegen das Gutmeinen und für das Einstellen jeder Unterstützung sein 
kann. Immerhin sind es Fingerzeige...

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Peinlich ist aber immer wieder besonders die Großspurigkeit von 
Statements darüber, was in diesem Land der Fall ist oder nicht mehr 
der Fall ist, die im Übrigen hier ja anscheinend auch wieder nur von 
Männern gemacht werden, und vor allem auch gerne sehr final sind:
jetzt ist aber gut hier!
Nee, isses nicht!!
Dies ist ein Prozess! Mit den Veränderungen verändern sich die 
Notwendigkeiten! Und dieser Prozess ist mal gerade begonnen worden!

Was in diesem Land der Fall ist, ist nämlich Folgendes:
Deutschland ist im internationalen Vergleich, was Frauenrechte und 
Antidiskriminierungs-Ansätze angeht - also echte und ernst gemeinte -, 
und auch in Sachen Solidarität, ein Entwicklungsland und Jahrzehnte 
hinter dem Westen hinterher!

Was noch lange nicht heißt, dass in GB oder USA die Lage optimal ist.
Aber in Skandinavien und Holland ist sie schon mal ganz erheblich 
anders als hier.

Die Leute, ja, auch die Männer, und wahrhaftig auch die Politiker, 
meinen es dort ernst, und kommen Frauen nicht mit wirklich bösartigen 
und peinlichen Geschichten wie diesem Betreuungsalmosen, das jedem und 
jeder mit einem Rest von An- und Verstand die Schamesröte über "die da 
oben" ins Gesicht treiben müsste.

Ich will jetzt mal nicht sagen, dass es muslimische Länder gibt, in 
denen die Lage der Frauen besser ist, aber Deutschland - ja, genau 
dies Land hier! - ist in Frauenfragen sehr viel näher an (den 
liberaleren von) diesen dran, als es irgendwem lieb sein kann, der 
oder die es mit Nichtdiskriminierung und Gleichberechtigung ernst 
meint.
Aber wir Westler sind ja natürlich so toll modern und fortschrittlich 
und überlegen, da kann man das ignorieren.

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Das Hauptproblem ist aber, dass es anscheinend immer wieder reicht, 
dass irgendwelche Männer sagen, es gibt das nicht mehr, und die Frauen 
zucken zurück und beginnen (wie es das brave Bürgerweibchen das 
19.Jahrhunderts tat) an ihrem eigenen Urteil und Verstand zu zweifeln, 
und VOR ALLEM daran, ob sie überhaupt das Recht haben, zu fordern, was 
sie fordern!
(In diesem Licht ist auch die Gehaltsschere kein Wunder.)

Dazu kommt, dass Männer gerne manipulative oder dialektisch 
argumentierende Behauptungen (wie die vom Risiko der Opferrolle - 
oder, ohne Moderator zu sein, verordnen möchten, was in der Debatte 
und an ihrem Ort angebracht ist) aufstellen, gerne auch unwahre, WEIL 
SIE WISSEN, dass sie damit zumindest die Debatte auf Nebengleise 
umlenken können - weg von dem, was tatsächlich geschieht, und von dem, 
was tatsächlich getan werden müsste -, und damit meist durchkommen - 
die Gutgläubigkeit oder Angst oder Willfährigkeit auf der anderen 
Seite ist einfach zu verlockend.

Und das Nicken und Grinsen der Frauen wird von den Männern als 
Zustimmung interpretiert, obwohl es meist nur ein gezwungenes, 
höfliches Schweigen ist, weil die gemachten Äußerungen oft eigentlich 
nur kräftige Ohrfeigen als Antworten verdienen, frau aber weder die 
Stimmung stören noch gemobbt oder Schlimmeres werden will.

Ich glaube ja nicht, dass es hilft, denn außerdem ist es nicht weit 
her mit der Solidarität, und frau will es ja auch viel lieber von den 
Männern hören, deren Aufmerksamkeit als schmeichelhaft und 
erreichungswürdig begriffen wird - als ob die jemals ihre Positionen 
aufgeben würden! Warum um Himmels willen sollten sie?! -, aber ich 
shoute es hier trotzdem:

JA, FORDERN IST VÖLLIG IN ORDNUNG!
ES GEHT NUR AUCH NICHT ANNÄHERND WEIT GENUG!!

Und noch mal, zur Verfestigung und Vertiefung des Gelernten -

1) Ob jemand nicht mehr diskriminiert wird, das kann wohl letztlich 
und v.a. gültig einzig die (nun hoffentlich nicht mehr) diskriminierte 
Person/ Gruppe sagen! Nichts kann uns vor Zweckargumenten/ 
"Missbrauch" retten - außer ECHTER Nicht-Diskriminierung.

3) Eine wie auch immer demokratische Mehrheit kann nicht, unter keinen 
Umständen, in irgendeiner positiven/ guten Weise über den Erfolg 
solcher Maßnahmen oder die Gefühle und Lage einer Minderheit 
entscheiden.

2) So gut wie jede Debatte von anderen über bereits Erreichtes, bes.
v. Angehörigen der diskriminierenden Mehrheit, auch wohlmeinenden, die 
es zum Glück ja auch hier gibt, und vielleicht mehr als anderswo, gilt 
normalerweise der Selbstbeweihräucherung, ist müßig und letztlich 
gönnerhaft ("patronizing" - es gibt einfach kein vergleichbares dt.
Wort) - wenn sie sich nicht ernsthaft um Einbeziehung der 
Diskriminierten und das Erkunden ihrer Ansichten und Gefühle bemüht.
Behaupten reicht nicht! Es gibt auch keinen Dank einfach nur für die 
Kenntnisnahme des Themas und die Mühe der Debatte!

4) Deutschland - ja, dies Land hier, in dem die meisten 
ListenteilnehmerInnen wohnen und arbeiten - ist in diesen Dingen nicht 
gerade fortschrittlich und evtl. noch nicht einmal auf einem guten 
Weg.

5) FORDERT MEHR, LAUTER! Egal, wie peinlich es ist, und was ein Haufen 
dezenter Benimmlehrer und Deutschtugendprediger behaupten: Dies IST 
ein Basar, war es schon immer, und wer nur genau das fordert, was sie 
oder er haben will, wird am Ende nicht ein Zehntel davon bekommen!
(Oder zumindest sollte mensch, nach dem "femininen" Unterbieten der 
Konkurrenz, erst den Vertrag unterschreiben, bevor mensch dann 
anfängt, alle möglichen Zusatzleitungen und Lösungen für 
Zusatzprobleme zu veranschlagen... Obwohl das vermutlich nur im 
Baugewerbe klappt...)

So. DAS war jetzt mal ein Rant.

Übrigens sehe ich hier enge Zusammenhänge mit meinem eigenen Thread 
von vor ca. 2 Wochen, sowie dem von Herrn Peren drüben auf RABE.

Schwer gespannt, wem wohl heute welcher Schuh passt:

Silke Ecks


--
Dr. Hendrik Bunke
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