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Re: [InetBib] [WISS-ORG] Fw: Re: „Was sind eig entlich Daten?“



zu "Pyramids are beautifull" hier ein kritischer Beitrag, auch wenn er nur
der Empfehlung der eigenen Lösung dient, aus dem Blog von John Fairweather:
http://mitosystems.blogspot.fr/2012/07/building-ziggurats-not-pyramids.html

Mit freundlichen Gruessen,
With kind regards,
Sincères salutations,
Con saludos cordiales,

H. Peter OHLY
-------------------------------------
http://www.isko.org/people.html<https://3c.gmx.net/mail/client/dereferrer?redirectUrl=http%3A%2F%2Fwww.isko.org%2Fpeople.html>
Fax: 0049 - 3212 - 1402705


Am 17. Oktober 2013 16:50 schrieb <Joachim.Meier@xxxxxx>:

Wer an Defintionsversuch, Erklärung und Beispiel zu den Begriffen Daten,
Information, Wissen, Weisheit interessiert ist,
sollte folgenden golden open access-Artikel ansehen: Chemical information
matters: an e-Research perspective on information and data sharing in the
chemical sciences. DOI: 10.1039/c3cs60050e
Dort Seite 6759, Fig 3 und zugehörigen Text; sind auch von Nicht-Chemikern
zu verstehen.

Gruß
Joachim Meier
____________________________________________________
Dr.-Ing. Joachim E. Meier
Referatsleiter Q.11, Wissenschaftliche Bibliotheken
Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) (http://www.ptb.de)
PF 3345                 Tel. +49-531-592-8131
38023 Braunschweig    Fax. +49-531-592-8137
GERMANY                 E-mail: Joachim.Meier@xxxxxx
____________________________________________________



Von:    h0228kdm <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx>
An:     inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx,
Datum:  14.10.2013 14:39
Betreff:        Re: [InetBib] [WISS-ORG] Fw: Re:  „Was  sind eig entlich
            Daten?“
Gesendet von:   "Inetbib" <inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>




Zunächst stimme ich dem Kollegen Kuhlen zu, dass diese Wissenstreppe
wenig hilfreich ist. Sie stiftet, wie so vieles auf diesem Gebiet, nur
zusätzliche Verwirrung. Ich kann auch verstehen, dass diejenigen, die
die IT, aus welchen Gründen auch immer, ablehnen, es "begrüßen" würden,
sie in Vergessenheit geraten zu lassen. Nur genau das ist unser
Hauptproblem, in der mangelhaften Terminologie, dass sie eine zu geringe
"significance in information science" hat. Kein
Informationswissenschaftler kann ohne sie Datenkompression,
Datensicherheit, Archivsicherheit, breitbandige Datenübertragung, den
Informationsgewinn aus einer verrauschten Nachricht, etc. verstehen. Wie
ich schon andeutete, auch nicht den Erwerb und die Speicherung von
Wissen in der Evolutionsstrategie, durch ausreichend Redundanz. Die IT
ist und bleibt die Basis der Informationswissenschaft, und es wäre
tödlich für die IW, das zu vergessen. Eine jede Wissenschaft ist nur so
gut, wie ihre definitorische Grundlage. Sobald sich
Informationswissenschaftler auf den common sense des
Informationsbegriffs stützen, laufen sie Gefahr, nicht mehr Expertise
auf diesem Gebiet zu haben, wie Laien. Insofern ist Kuhlen zuzustimmen,
wenn er schreibt: "niemand wird behaupten wollen, dass sich eine
wissenschaftliche Disziplin durch ein alltagssprachliches Verständnis
über ihre Objekte und Vorgänge begründen lässt.". Aber genau das
geschieht immer wieder. Wenn Kuhlen, leider berechtigt, schreibt: "Die
Diskussion im Hin und Her um Wissen und Information scheint einem
intellektuellen Eiertanz nahezukommen.", kann sich jeder Leser dessen
überlegen, welche Wirkung das, auf das Ansehen unserer Zunft hat.

Mit freundlichen Grüßen
Walther Umstätter


Am 2013-10-14 11:40, schrieb Rainer Kuhlen:
Lieber Herr Koch, ich bin auch Pragmatiker, aber nicht so, wie Sie das
jetzt verwendet haben. Vielmehr sollte "pragmatisch" in diesem Kontext
im Sinne der Semiotik verstanden werden, also "kontextbezogen" und
"handlungsrelevant". Ich möchte dringend von solchen Treppen oder
Hierarchien abraten - die Informationen sind es ja, die
handlungsrelevant werden, und das nicht zuletzt deshalb, weil
Information natürlich Wissen enthält. Wie könnte Information die
"Grundlage von Entscheidungen" (so aus der Treppe) sein, wenn nicht
durch sie Wissen transportiert wird!!
Ich übrigen würde ich es sehr begrüßen, wenn uns in der
Informationswissenschaft (und auch hier in den beiden  Listen) die
immer wieder erneuerten Versuche erspart blieben, die Theorie der IW
aus der Informationstheorie abzuleiten bzw. die IT sogar als DIE
Theorie der IW anzusehen. Natürlich kann diese für Teilgebiete der IW
wie Info-/Biblio metrie etc. sehr nützlich sein, aber das sollte es
dann schon sein. Da bin ich mir auch mit Stock/Stock in seinem
aktuellen "Handbook of Information Science" einig. Dort schreibt er
nach einer Zusammenfassung der Informationstheorie mit einem Hinweis
auf Belkin 1978: "Shannon´s information theory is of historical
interest for us but it has only little significance in information
science" (p. 22). Und so gut wie alle InformationswissenschaftlerInnen
in D., aber auch in der Welt, sehen das genauso.
Wer mehr über die (pragmatische) Begründung von I. lesen will, hier
der Link zu meinen I/IW-Artikel in KSS-6:

http://www.kuhlen.name/MATERIALIEN/Publikationen2013/RK_A1-Information.pdf
- Kurz-URL: http://bit.ly/GWN7lB <http://bit.ly/GWN7lB> - ansonsten der
Verweis auf das erwähnte Stock/Stock-Buch (dafür muss man nicht alle 901
Seiten lesen, es reicht das Kap. A.2 Knowledge and Information", p. 20-49)

RK
Am 14.10.2013 11:58, schrieb Walter Koch:
Dazu die Frage eines Pragmatikers (der Herrn Ohly beipflichtet): sind
Modelle wie die "Wissenstreppe"
vgl.
http://qib.f-bb.de/wissensmanagement/thema/wissen/wissenstreppe.rsys
nicht mehr brauchbar (oder einfach nicht bekannt) ?

W.Koch

Am 12.10.2013 16:12, schrieb Peter Ohly:
der Einfachheit halber hier als Kopie meine Replik, die ich in die
liste InetBib gesendet habe.

Mit freundlichen Gruessen,
With kind regards,
Sincères salutations,
Con saludos cordiales,

H. Peter OHLY
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Fax: 0049 - 3212 - 1402705


Gesendet: Samstag, 12. Oktober 2013 um 16:06 Uhr
Von: "Peter Ohly" <peter.ohly@xxxxxxxxxxxxxx>
An: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Betreff: Re: [InetBib] „Was sind eigentlich Daten?“

Lieber Herr Umstätter,
zunächst vielen Dank für den Hinweis auf die interessante
Darstellung von
Jakob Voß, worin Ballsun-Stantons Punkt der “data as communications”
wohl
für die Informationswissenschaft am treffendsten zu sein scheint.
Ansonsten
kann nur beigepflichtet werden, dass das jeweilige Verständnis in
unserer
multidisziplinären Welt ggf. erst eruiert werden muss.
Leider gibt es keinen Bezug zu Wersig oder Kuhlen, die Information
als
etwas mehr als Daten ansehen, nämlich als interpretierbare,
handlungsrelevante Daten. Auch Sie führen leider den
Informationsbegriff
nur auf Shannon-Weaver zurück, wo es sich in der Tat nur um formale
Bits
handelt. Hier könnte man vielleicht sagen, dass diese schon den
Begriff
‚Information‘ vielleicht irreführend verwendet haben. Selbst der
Begriff
‚Nachricht‘ setzt eigentlich eine Interpretationsfähigkeit dieser
voraus,
denn sie ist ja an einen (als verstehend vorausgesetzten) Empfänger
gerichtet. Gravierender ist meines Erachtens die Abgrenzung
gegenüber
‚Wissen‘. Dies sollte mehr als ‚Information‘ sein: umfangmäßig, in
der
wissenschaftlichen Absicherung, in der kausalen Vernetzung. Hier
liegt
derzeit wohl die größte Problematik, dass ständig von ‚Wissen‘
gesprochen
wird, obwohl nur ‚Information‘ geliefert, verarbeitet etc. wird –
von
Erkenntnis ganz zu schweigen, die zusätzlich eine transzendentale
Qualität
aufweist.


Am 12. Oktober 2013 13:14 schrieb h0228kdm
<h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx>:

Jakob Voss hat in LIBREAS
http://libreas.eu/ausgabe23/**02voss/<
http://libreas.eu/ausgabe23/02voss/>einen, wie ich meine interessanten
Beitrag zur Frage „Was sind eigentlich
Daten?“ geschrieben, der aufzeigt, wie chaotisch man in diesem
Bereich mit
fundamentalen Begriffen wie Information oder Daten umgeht.

Seit dem das Internet mit immer mehr Daten von Laien zugeschüttet
wird,
ist es nicht verwunderlich, dass wir dort fast jeden Unsinn finden
können,
den sich Menschen (insbesondere unter Pseudonymen) ausdenken und
ins Netz
bringen. Hier jede Nachricht auf Evidenz zu prüfen ist nicht immer
einfach.
Darum finden wir in den letzten Jahrzehnten immer häufiger
unsinnige
Definitionen für Begriffe wie Daten, Information, Wissen etc. Dazu
kommt,
dass mit einer wachsenden Wissenschaft und einer zunehmenden
Spezialisierung der Wissenschaftler immer mehr Spezialisten auf
einem
Gebiet, die Laien auf vielen anderen Gebieten sind.

Obwohl es also legitim und wichtig ist, bei der Frage „Was sind
eigentlich
Daten?“ dies reviewartig zu hinterfragen, zeigt J. Voß, dass man
bei den
verschiedenen Autoren, immer wieder prüfen muss, was sie nun gerade
gemeint
haben. Was allerdings schwierig wird, wen die Autoren soelbst nur
sehr
diffuse Vorstellungen entwickeln. Andererseits ist es schon
bedenklich,
wenn R. L. Gray in seinem Rückblick auf die Entwicklung der
Begriffe Daten
und Information, die eindeutig wichtigste Quelle (Shannon und
Weaver 1949)
ignoriert. Denn das wurde im zweiten Weltkrieg bei der Chiffrierung
und
Dechiffrierung von Nachrichten rasch klar, dass jede Nachricht aus
grundsätzlich drei Grundelementen besteht, der Information, dem
Rauschen
und der Redundanz. Das Wort Nachricht war damit der Oberbegriff
dieser drei
Unterbegriffe. Auch die Erkenntnis, dass man jede Nachricht
grundsätzlich
in binary digits zerlegen und damit in Bits messen kann, fand rasch
Eingang
in die ersten Computer, bei denen man aber weniger von
Nachrichtenverarbeitung als vielmehr von Datenverarbeitung sprach.
Damit
konnte man Daten sammeln, speichern, verarbeiten, verschicken etc.
Der
Begriff Daten war also nach dem Weltkrieg, als diese Erkenntnisse
nichtmehr
geheim waren, eindeutig der Oberbegriff von Information, Rauschen
und
Redundanz, insbesondere in digitaler Form. Da aber alle
Nachrichten, wie
Zahlen, Texte, Bilder, Töne oder Metadaten digitalisierbar sind,
wurde der
Begriff Daten damit sozusagen zum Top Term.

Die Fundamentale Erkenntnis von Shannon, der auf der Ebene der
Informationstheorie „Aspekte der Bedeutung explizit ausklammert“
wie Voss
richtig schreibt, war gerade bei der anfänglichen Computerisierung
bemerkenswert, weil man die Daten ohne jede Semiotik (die
Wissenschaft von
der Bedeutung von Zeichen) verarbeiten konnte. Dieser nächste
Schritt, der
Bedeutungsverarbeitung, und darauf aufsetzend der
Wissensverarbeitung, ist
erst eine Entwicklung unserer heutigen Zeit. Die Aussage W.
Weavers,
„information cannot be confused with meaning“ darf nicht als
Nachteil der
Informationstheorie verstanden werden, sondern zeigt eine tiefere
Erkenntnis über die Tatsache, dass Information nicht mit
Interpretation
verwechselt werden darf. Interpretation ist erst Gegenstand der
sogenannten
Pragmatik in der Semiotik. Auch die Semiotk hat drei Unterbegriffe,
die
Semantik (Zuordnung von Zeichen zu Gegenständen auf der
Senderseite), die
Syntax (Zuordnung der Zeichen zueinander), und die Pragmatik
(Rekonstruktion der Zeichen zu ihren Gegenständen auf der
Empfängerseite).
Das hat seine Entsprechung zu Shannons Kommunikationsmodell mit
Sender,
Übertragungskanal und Empfänger, aber auf der nächst höheren
(semiotischen)
Ebene. Während auf der Wissensebene noch die Begründung einer
Information
hinzu kommt. Sie ist eine a priori Redundanz, weil wir beim Wissen
als
Empfänger auch Informationen vorhersagen können, soweit sie sich
aus dem
zuvor gesendeten logisch oder erfahrungsgemäß ableiten lassen.

MfG
Walther Umstätter

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Prof. Dr. Rainer Kuhlen
Department of Computer and Information Science
University of Konstanz, Germany

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