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[InetBib] Stellenbedarf



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

es fällt mir auf, dass in Inetbib in letzter Zeit der Anteil an Stellenangeboten vergleichsweise hoch und damit sehr erfreulich ist. Das steht in gewissem Gegensatz zu den eher düsteren Zukunftsperspektiven im Bibliothekswesen, der DGI und in Password zum Existenzkampf der Information Professionals. Insbesondere der freiberufliche Information Broker (IB) hat eine unglaublich starke Konkurrenz, von den Selbst-Googlern, über die fest angestellten Informationsspezialisten, die Journalisten, die Wissenschaftler, die Spione bei geheimen Informationen etc. Hinzu kamen eine Zeit lang die gut ausgebildeten Informationsspezialistinnen, die die Möglichkeit zu nutzen versuchten, beispielsweise jungverheiratet, mit Kind, von zu Hause aus einer solchen Tätigkeit nach zu gehen, ähnlich wie die vielen Übersetzerinnen, die für entsprechende Verlage erstaunlich billige Arbeitskräfte sind, um als Hausfrauen ihre Sprachkenntnisse nicht zu verlieren. An die Stelle der Hausfrauen treten nun mehr und mehr die Rentner, die sich auf diesem Terrain fit halten wollen. Immerhin kann man heute auch auf Kreuzfahrtschiffen hervorragende Recherchen, eigene Datenbanken und Datenanalysen betreiben, wenn man als IB nicht nur vom Verkauf seiner Informationsdienstleistung leben muss.

Ich denke die IBs könnten von den Ärzten, eine Menge lernen, denn die haben vor langer Zeit auf Kranke und Lahme gewartet und dann geholfen so gut sie konnten. Heute überweisen sie von einem Spezialisten zum Nächsten, wo jeweils eine Rechnung für „Beratung - auch telefonisch“ entsteht. Insofern werden Hausärzte auch immer mehr zu IBs. Aber noch weitaus lukrativer hat sich die Vorsorge erwiesen. Hier wurde die Zielgruppe von den Kranken und Lahmen auf die gesamte Bevölkerung ausgeweitet, die man bereits auf fünf Jahre im Voraus einbestellen kann, so dass Personal und Equipment optimal ausgelastet sind. Ebenso wie Ärzte wissen, dass Gesundheit nichts anderes ist, als noch unentdeckte Krankheit, weiß jeder IB, dass Menschen Informovoren sind. Sie alle brauchen die richtige Information zur richtigen Zeit. In der Dokumentationslehre nannte man das aktive, anstelle von passiver (besser, reaktiver (Gaus, W.)) Dokumentation. Dazu kann man die früheren Recurrings oder Daueraufträge ebenso wie die Versorgung mit fest abonnierten Zeitschriften, RSS-feeds oder Bloggerangeboten rechnen. Kurzum, IBs, die passiv auf Anfragen warten, haben ein zu spezielles Informationsalimentationskonzept. Sie müssen ihren Kunden klar machen, welche Informationen ihnen fehlen und nicht darauf warten, dass die das selber merken, denn dann ist es meist zu spät. Darum ist es weiterhin richtig, schon in den Schulen Informationskompetenz zu vermitteln, denn gerade Lehre ist eine Form der aktiven Informationsversorgung. Was macht ein Lehrer? Er beantwortet Fragen, die Schüler oder Studierende meist erst später haben werden - was nicht immer auf Begeisterung stößt, sich aber als unverzichtbar erwiesen hat ;-).

MfG

Walther Umstätter
P.S. Möglicherweise sollte sich IB-Lobbyisten mal um eine Informationsversicherungspflicht nach dem Vorbild der Krankenversicherungspflicht bemühen. Die meisten Ärzte können davon recht gut leben.

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