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Re: [InetBib] Sind Frauen in Führungspositionen von Bibliotheken so gut wie nicht existent? (Onleihe)



Lieber Herr Wandeler,

es ist nicht ungewöhnlich, dass die Diskussion von der Onleihe nach
einer solchen Aussage von Frau Günther in die Gender Richtung nun gewechselt
hat.
Danke, dass Sie und Herr Umstätter die Situation der Frauen in 
Führungspositionen
in der Schweiz richtig gestellt haben. Es wäre sehr schade, wenn bei den
Kollegen in Deutschland und Österreich den Eindruck entstehen würde, dass in
der Schweiz Frauen in diesem Bereich diskriminiert werden. Es ist nicht so und
wird sich hoffentlich auch nicht wenden.

Zur Onleihe-Diskussion möchte ich nur Einziges beitragen:
Sicher fühlen sich viele ÖBs quasi gezwungen bei solchen Angeboten mit
zumachen. Oder vielleicht ist es Experimentierlust und Pioniergeist (zumindest
bei Düsseldorf und Hamburg würde ich es vermuten). Das Einzige, was an dieser
Situation überhaupt nicht stimmt (für mich als Bibliothekarin), dass der
Kaufbutton zu Sofortwelten führt, das auch Unternehmen der ekz-Group ist. Wenn
wir hier über die win-win-Situation zwischen Bibliotheken und Buchbranche
sprechen wollen, sollte der Buchhandel in einem möglichst breiten Umfang (auch
lokale Anbieter) berücksichtigt werden. Ansonsten verdient wieder nur ein
Unternehmen daran. Ein unethisches Verhalten der ekz vorzuwerfen (wie hier 
bereits
angesprochen)...scheint mir ebenfalls unpassend. Ein Wirtschaftsunternehmen
(was die ekz auch ist) agiert auch wirtschaftlich und ist auf
Gewinn-Maximierung ausgerichtet. Es liegt dann nur an den Kunden (Bibliotheken)
hier eine Wahl zu verlangen (was zumindest in der Pressemitteilung der ekz für
die Zukunft geplant ist) oder die Einführung des Buttons einfach abzulehnen.

Beste Grüsse aus Chur
Ekaterina Vardanyan

 
Vergleiche nicht: wer lebt - ist unvergleichlich
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Date: Tue, 23 Sep 2014 09:49:27 +0200
From: Josef Wandeler <wandeler@xxxxxxxxxx>
To: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Subject: Re: [InetBib] Sind Frauen in Führungspositionen von
    Bibliotheken so gut wie nicht existent?
Message-ID: <54212607.6010705@xxxxxxxxxx>
Content-Type: text/plain; charset=UTF-8; format=flowed

Guten Tag Frau Günther

Ihr Beitrag ist doch sehr irritierend.

Wenn Sie die Beiträge von Herrn Umstätter in der Liste lesen würden (mal 
abgesehen von seinen Publikationen zum Bibliothekswesen), wüssten Sie, 
dass er durchaus in der Gegenwart lebt. Da wirkt Ihre Äusserung doch 
sehr respektlos! Aber dies nur nebenbei.

Ihre Hauptaussage zeigt ganz einfach, dass Sie sich in der Schweizer 
Bibliothekslandschaft gar nicht auskennen, wenn Sie da keine Frauen in 
Führungspositionen finden. Dazu einfach ein paar Hinweise, wo Frauen zu 
finden sind:
Das beginnt mit der Direktorin der Schweizerischen Nationalbibliothek 
und geht weiter mit den Direktorinnen von Hochschulbibliotheken (z.B. ZB 
Zürich, UB Bern, UB St.Gallen, BCU Lausanne). Auch eine Reihe von 
Kantonsbibliotheken wird von Frauen geleitet (z.B. Aargau, Appenzell 
Ausserrhoden, Glarus, Jura, Nidwalden, St.Gallen, Solothurn, Uri). Auch 
bei den grossen Stadtbibliotheken finden sich Frauen an der Spitze von 
Aarau bis Zürich. Und von den kleineren Gemeindebibliotheken, die 
mehrheitlich von Frauen geführt werden, wollen wir schon gar nicht 
sprechen... Dabei geht es nur mal um die oberste Ebene, wenn die 
stellvertretende Leitung einbezogen wird, kommen noch einige dazu.

Meine Aufzählung ist sehr zufällig und unvollständig - sie ist das 
Ergebnis von gerade mal 15 Minuten Recherche in einer beliebten 
Suchmaschine. Dass Sie sich nicht mal dazu die Mühe gemacht haben, finde 
ich schon ziemlich peinlich.
Ich habe meinen Kindern beigebracht, dass sie erst denken, bevor sie 
reden und den Studierenden im MAS Informationswissenschaft an der HTW 
Chur empfehle ich immer, erst zu recherchieren, bevor sie schreiben. Das 
würde ich auch Ihnen ans Herz legen.

Freundliche Grüsse
Josef Wandeler

****************************************************
Trialog AG
Die Unternehmensberatung für
Bibliothek, Archiv und Wissensorganisation
Holbeinstr. 34, CH-8008 Zürich
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Am 23.09.2014 06:34, schrieb Stefanie Günther:
Da leben Sie, Herr Umstätter, wohl noch in guten alten Zeiten!


 In der heutigen Bibliothekslandschaft, jedenfalls, treffe ich kaum auf 
Frauen in Führungspositionen. Eine mir bekannte Ausnahme ist vielleicht 
die ZHB in Luzern, die kürzlich als stellvertretende Leiterin eine Frau 
eingestellt hat. Aber sonst kenne ich in meinem gesamten Umfeld keine 
Frauen, die in Bibliotheken eine Führungsposition bekleiden.

Stefanie Günther
ÄrztinStudentin Informationswissenschaften
Burgfeldermattweg 36
4123 Allschwil
Tel 061/4215015
Natel 079/6402138

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von 
h0228kdm
Gesendet: Montag, 22. September 2014 11:54
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: [InetBib] Sind Frauen in Führungspositionen von Bibliotheken so gut 
wie nicht existent?


 Obwohl ich in dieser Mail nicht angesprochen bin und mich auch nicht 
näher zu all den Punkten äußern will, die nichts mit der Onleihe zu tun 
haben, muss ich doch eines richtig stellen.
Ich halte es für
 diskriminierend die Frauen in bibliothekarischen Führungspositionen als
 nicht existent zu bezeichnen. Da ich selbst schon vor knapp vierzig 
Jahren unter der Leitenden Bibliotheksdirektorin der 
Universitätsbibliothek Ulm Frau Dr. Margarete Rehm gearbeitet habe, die 
immerhin die erste Onlinedokumentation in einer deutschen Bibliothek 
eingerichtet hat. Auch wenn ihr Vorgänger Dr. Richard Polacsek das schon
 initiiert hatte, sie besaß den Mut und die Ausdauer es zu realisieren.

 Die damaligen Widerstände gegen das, was wir heute die Digitale 
Bibliothek nennen, waren noch immens größer als heute, und mussten 
überwunden werden. Wer seit dem im Bibliothekswesen aktiv ist, weiß wie 
viele Frauen (insbesondere in leitenden Funktionen) sehr aktiv und 
entscheidend waren und sind. Das ignorieren zu wollen ist eher 
kontraproduktiv.

MfG

W. Umstätter




Am 2014-09-21 15:05, schrieb Stefanie Günther:
Sehr geehrter Herr Graf

Ihre Argumentation, warum der Verkaufsbutton der Onleihe unethisch
ist, kann ich in ganz vielen Punkten nachvollziehen.

Eines muss ich jedoch kritisch sagen: Auch Bibliotheken und
Informationseinrichtungen beachten den Gleichstellungsgrundsatz nicht
immer. Einige Beispiele hierzu:

1. Zahlreiche Bibliotheken in Deutschland und der Schweiz haben noch
immer keine Rampe für Rollstuhlfahrer, so dass diese schlicht draussen
bleiben müssen.
2. Obwohl in den meisten Bibliotheken wesentlich mehr Frauen als
Männer arbeiten, sind Frauen in Führungspositionen von Bibliotheken so
gut wie nicht existent.
3. Unzählige Bibliotheken berücksichtigen in ihren Beständen die
Literaturbedürfnisse von Homosexuellen und Transsexuellen nicht (ja
sie kennen sie nicht einmal). Haben Sie mal ein Buch zum Thema, dann
verschlagworten sie es unter heute völlig veralteten Begriffen wie
Lesbierinnen oder Tribadie.
4. Zahlreiche Bibliotheken in der Schweiz vernachlässigen die
Ausbildung des Nachwuchses, obwohl sie sich im Rahmen ihrer
Sorgfaltspflichten als Arbeitgeber hierzu eigentlich verpflichtet
fühlen sollten.
5. Zahlreiche Bibliotheken in Deutschland zahlen ihren Bibliothekaren
einen Hungerlohn, so dass diese in immer grösserer Zahl ins Ausland
abwandern (brain drain).

Es gibt ein Sprichwort das heisst: "Wer im Glashaus sitzt sollte nicht
mit Steinen werfen". Dies würde ich auch Ihnen, Herr Graf,
gelegentlich gerne raten: insbesondere dann, wenn Sie sich mal wieder
einer Mitarbeiterin der HTW Chur gegenüber im Ton vergreifen. Im
übrigen gibt es auch Menschen wie mich, die das Angebot der Onleihe
Schweiz durchaus zu schätzen wissen. Und dies obwohl ich es ebenfalls
für einen Fehler halte dort einen Verkaufsbutton zu installieren.

Freundliche Grüsse

Stefanie Günther
Ärztin
Studentin Informationswissenschaften
Burgfeldermattweg 36
4123 Allschwil
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Natel 079/6402138

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