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Re: [InetBib] Zisterzienserabtei Himmerod verscherbelt Altbestand bei Venator & Hanstein



Liebe Kolleginnen und Kollegen, 
eine möglicherweise vorliegende "Bestandsentsorgung" fieser Art ist eine Sache 
- und hier in topic. Abqualifizierungen religiöser Gemeinschaften halte ich 
hier für "off topic". Das gilt auch für christliche Gemeinschaften. Keinesfalls 
sind Zisterzienserorden alle marode. 
Zum Beispiel ein eher moderner in Bochum Stiepel. Bei Interesse: 
http://www.kloster-stiepel.org/

Mit freundlichen Grüßen 
Annette Kustos
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Heiko 
Diekmann
Gesendet: Mittwoch, 16. September 2015 16:36
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Zisterzienserabtei Himmerod verscherbelt Altbestand bei 
Venator & Hanstein

Ja, 

in Zukunft sollten marode Kirchenbibliotheken BEIDER Konfessionen rechtzeitig 
an die öffentliche Hand überführt werden. Bei solcher Misswirtschaft der 
Zisterzienser sollte sich der Heilige Stuhl fragen, ob er den maroden Orden, 
der seine Blütezeit seit 700 Jahren hinter sich hinter hat, nicht besser 
auflöse.
Bis bald!             H.D.
 


     Klaus Graf <klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx> schrieb am 20:12 
Dienstag, 15.September 2015:
   

 Ein vorläufiger Bericht zu einem neuen Kulturgut-Skandal aus dem Nereich 
katholisch-kirchlicher
Altbestandsbibliotheken:

http://archiv.twoday.net/stories/1022473672/

Auszug:

Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die Abtei sich von höchst 
schützenswertem Kulturgut trennt, nämlich von Resten der HISTORISCHEN 
Klosterbibliothek, die offenbar Eingang in die kaum bekannte Büchersammlung des 
heutigen Konvents gefunden haben. Die einzige mittelalterliche Handschrift des 
Klosters, die jetzt als Nr. 708 zum Verkauf steht, wurde 1952 für die Abtei 
erworben.

Weitere Stellungnahmen würden nichts an meiner Bewertung ändern, dass es sich 
um einen dicken fetten Skandal im Bereich der katholischen 
Altbestandsbibliotheken handelt und um einen klaren Verstoß gegen die "Regeln" 
zum Umgang mit Altbeständen, die für alle Mitgliedsinstitutionen der AKthB 
unbedingt verbindlich sein sollte - Publikation im Amtsblatt oder durch die 
Ordensoberen (die Zisterzienser sind ja ein exemter Orden) hin oder her.

Unabhängig davon, wie die Stücke aus der historischen Klosterbibliothek in das 
Eigentum der heutigen Zisterzienserabtei gelangt sind, handelt es sich um einen 
als GESCHICHTSQUELLE schützenswerten Ensemble-Rest, den ich als Kulturdenkmal 
bezeichnen möchte, nämlich als Sachgesamtheit, "an deren Erhaltung und Pflege 
oder wissenschaftlicher Erforschung und Dokumentation aus geschichtlichen, 
wissenschaftlichen, künstlerischen oder städtebaulichen Gründen ein 
öffentliches Interesse besteht"
(§ 3 Denkmalschutzgesetz RLP). Es geht also nicht nur um die eine 
mittelalterliche Handschrift, sondern um die Reste der frühneuzeitlichen 
Klosterbibliothek.

Wahrscheinlich hätte man ohne größere finanziellen Einbußen
- die hochinteressante Dissertationensammlung Nr. 193 ist gerade einmal mit 300 
Euro angesetzt! - für das marode Kloster in Zusammenarbeit mit dem Land 
Rheinland-Pfalz oder anderen Geldgebern (Stiftungen) eine gute Lösung erzielen 
können, die den schützenswerten Altbestand der Klosterbibliothek als Gesamtheit 
in eine öffentlich zugängliche Bibliothek überführt. Wenn man denn in Ruhe und 
ohne Zeitdruck schutzorientiert verhandelt hätte! Es hätte mit Sicherheit 
andere, sozialverträgliche Wege gegeben, Geld aus der Klosterbibliothek zu 
erwirtschaften. Eigentum verpflichtet - aber offenbar nicht die Himmeroder 
Zisterzienser!

Es ist eine Ungeheuerlichkeit, wie die Eifel-Abtei sich so von ihrer Tradition 
verabschiedet und kaltschnäuzig die Zerstreuung der in ihrer Bibliothek bisher 
sorgsam bewahrten Bände aus der historischen Klosterbibliothek durch das 
Auktionshaus Venator & Hanstein (das natürlich keine Skrupel kennt) veranlasst. 
War es nicht schlimm genug, dass die kostbaren mittelalterlichen Handschriften 
in alle Welt versprengt wurden? Wer so mit Kulturgut umgeht, verdient keinen 
Cent öffentlichen Zuschuss etwa bei Baumaßnahmen oder in anderen Kontexten! 
Alle Freunde zisterzensischer Kultur (zu denen ich mich zähle) können nur den 
Kopf schütteln, mit welcher Dreistigkeit man sich in Himmerod über die 
kircheninternen Bemühungen um einen Kulturgutschutz hinwegsetzt. Pfui Teufel!

Klaus Graf

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