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Re: internet Katalogisierung



Herr Seitz schreibt:

> 
> Als Nichtbibliothekar muss ich sagen, dass eine Internet 
> Katalogisierung durchaus Sinn machen kann, denn momentan 
> katalogisieren die Suchmaschinen nur wild drauf los und das Finden 
> der gewuenschten Information wird immer schwieriger...

Das ist nicht ganz richtig. Die Suchmaschinen "katalogisieren" gar 
nicht, sie registrieren nur. Es ist ein rein formaler Akt, und sie
koennen nichts anderes tun, denn sie sind ja nur Maschinen.
Findbar sind demnach nur Woerter, die in den Dokumenten vorkommen.
Das entspricht demnach etwa einem OPAC ohne Schlagwoerter, ist aber
eigentlich noch viel schlimmer, weil bei der bibliothekarischen 
Katalogisierung wenigstens noch nach einigermassen konsistenten 
Ansetzungsregeln verfahren wird und vielfach Ermittlungen angestellt
werden. Das faellt bei Altavista oder Yahoo und wie sie alle heissen
voellig weg, die Mengen sind aber noch viel groesser. Deshalb hat
man einen absurd hohen Recall aber aeusserst niedrige Precision beim
Suchen, und von der Relevanz wollen wir erst gar nicht reden.
Das Hauptproblem ist vielleicht, dass man meistens auf den ersten
paar Seiten irgendwas Relevantes dabei hat. So schleicht sich der
Eindruck ein, und wird kaum reflektiert, mit noch ein paar 
Verbesserungen wuerde sich das Problem bald von selbst erledigen.
Nein, die wahren Probleme sind ganz fundamentaler Art und nicht
mit softwaretechnischen Verbesserungen aus der Welt zu schaffen.
Gebraucht wuerde eine kuenstliche Intelligenz, die hinter derjenigen
(natuerlichen) des Katalogisierers nicht weit zurueckstehen duerfte.
(Und damit ist nicht nur Formalkatalogisierung gemeint!)
Etwas Abhilfe KOENNTE die Anwendung des sog. "Dublin Core" Standards
bringen, wobei praktisch der "Verursacher" selber sein Dokument 
katalogisieren wuerde. Vorlaeufig bin ich da skeptisch.

Kurzum: die Suchmaschinen sind und bleiben eine Kruecke, also
besser, als ueberhaupt nicht laufen zu koennen - aber nicht mehr.
Katalogisierung im grossen Stil mit bibliothekarischer Akribie ist 
jedoch aussichtslos. Man nimmt die "Serendipity"-Effekte gern in 
Anspruch, aber man darf die immanenten Schwaechen nie aus dem Auge 
verlieren.

MfG  B.E.


Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329, 
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