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Re: Naumanns Engagement



Liebe Frau von Loew,

da ja augenscheinlich niemand auf Ihre Anregung aus dem fernen Orient
reagiert, will ich das aus meiner Sicht doch mal tun.
Vorweg gesagt: Ich glaube nicht - das ist mein ganz persoenlicher
Eindruck, dass Herr Naumann ein Mann der Bibliothekswelt ist. 
Warum ? Ich habe ihn jetzt in einigen Diskussionen erlebt und moechte
ihn nach meinen Eindruecken so charakterisieren: Er ist ein gebildeter
Mann, fuer den kulturelle Belange gluecklicherweise einmal keine
Nebensache sind, aber, wenn es um unser Metier geht, eher dem Buch, dem
Lesen, dem Buchhandel und dem Verlagswesen nah, als der Institution
Bibliothek. 
Insbesondere die Rolle, die sich Bibliotheken für die Zukunft
zugeschrieben haben als Garanten fuer den allgemeinen Zugang zu
Medieninhalten, die Rolle der Bibliotheken in der globalen Vernetzung -
das sind Gesichtspunkte, die ihm eher fremd sind. Seine Stellung zum
Computer und Internet ist etwa so (Beinahe-O-Ton aus der Erinnerung)"
Mein Sohn hat ja sowas studiert und benutzt das, daher weiss ich ..."
Einsatz fuer die Buchpreisbindung im deutschen Buchhandel: ja, aber die
rechtlichen Sonderregelungen, die Bibliotheken fuer sich im Rahmen des
Urheberrechts fordern, das ist nicht so sein Ding, da steht er eher auf
Seiten der Autoren und Verleger. Ergo: Ein willkommener Fuersprecher
fuer einige Aspekte der Bibliotheksarbeit, aber nicht per se unsere
bibliothekspolitische Hoffnung als Wegbereiter der glorreichen Zukunft
des Bibliothekswesens. 
Aber bestimmt wird ja auch mal eine Bibliothekarin Staatsministerin fuer
Kultur - nur Geduld.

p.s.: Mein Mail-Programm ist schon weider kaputt - ich finde mit der
Suchfunktion einfach nicht das Wort "Bibliothek" in Ihrer Pressemeldung.

mfg

Hans-Peter Thun

Luise von Loew schrieb:
> 
> Waere es nicht schoen, wenn es den BibliothekarInnen gelingen wuerde,
> Herrn Naumann als Fuersprecher zu gewinnen ? Hommage an Bibliotheken hat
> er schon genug gegeben - gestern im Fernsehen gerade wieder, wo er die
> Rettung der saeuregefaehrdeten Buecher propagierte. Auch das es die
> Buchpreisbindung noch gibt, ist wohl mit sein Verdienst. Gut- ich kenne
> auch das Gedicht von B.B. ...
> Leider haben wir BibliothekarInnen ja das Talent, uns rundum unbeliebt
> zu machen. So haben wir wohl bei Herrn Naumann nicht unbedingt gute
> Karten ...aus welchen Gruenden auch immer, vielleicht weil wir uns
> selber nicht leiden koennen, wofuer ich jetzt schon mehrere Beweise in
> der Liste gefunden habe ...
> Vielleicht kann man trotzdem mal zusammenkommen, z. B. anlaesslich der
> Frankfurter Buchmesse, wo es ein "Zentrum fuer Bibliothekare und
> Dokumentare" gibt ? -  wo meine
> Versuche, Kontakt mit KollegInnen aufzunehmen am Datenschutzgesetz
> scheiterten ?
> Luise von Loew
> rabatbib _at__ goethe.org.ma
> 
>  12.05.2000      Pressemitteilung Nr. 220/00
>                    Das Bundespresseamt teilt mit:
> 
>                    Staatsminister Naumann beim Kulturministerrat in
> Brüssel
> 
> Der Staatsminister beim Bundeskanzler, Dr. Michael Naumann, wird
> am (kommenden) Dienstag, 16. Mai 2000, als Leiter der deutschen
> Delegation in Brüssel an der Sitzung des Rates der Kultur- und
> Medienminister der Europäischen Union teilnehmen. Der Rat wird sich
> mit folgenden Themen befassen:
> 
> MEDIA PLUS - Programm zur Förderung der europäischen
> Filmindustrie: Das Programm wird eine Laufzeit von fünf Jahren
> (2001 bis 2005) haben. Es soll das jetzige Programm MEDIA II
> ablösen. Schwerpunkt des Programms werden die Entwicklung
> und der Vertrieb von Filmproduktionen sowie die Ausbildung
> von Filmfachleuten sein. Von der EU-Kommission wird ein
> Finanzvolumen von 400 Millionen Euro vorgeschlagen.
> 
> Kulturelle Vielfalt. In der Diskussion über die kulturelle Vielfalt
> angesichts der Globalisierung unterstützt die Bundesregierung
> Überlegungen der Kommission zur Einsetzung einer hochrangigen
> Expertengruppe. Staatsminister Naumann hat dazu angeregt,
> dass die zuständige Kommission (Bildung und Kultur) eine eigene
> Arbeits-einheit schafft, die sich ausschließlich mit kulturellen
> Aspekten in allen anderen Bereichen der Gemeinschaftspolitik
> beschäftigt. Damit soll dokumentiert werden, dass Kulturpolitik
> nicht nur eine von vielen EU-Aufgaben, sondern eine besonders
> wichtige Querschnittsaufgabe der Gemeinschaft ist.
> 
> In diesem Zusammenhang ist der audiovisuelle Bereich ein
> aktueller und wichtiger Schwerpunkt der Beratungen. In
> Bezug auf die bevorstehende Wiederaufnahme der
> Verhandlungen zu Liberalisierungen im Dienstleistungsbereich im
> Rahmen der World Trade Organisation (WTO) hat
> Staatsminister Naumann deutlich gemacht, dass durch eine
> globale Liberalisierung im Handel mit kulturellen Dienstleistungen
> erhebliche Gefahren für die Erhaltung der kulturellen Vielfalt
> entstehen könnten. Aktuell geht es dabei um die Beurteilung der
> Beihilfen für die nationalen Filmförderungen und um die Stellung
> des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
> 
> Europäisches Filmerbe. Der Rat wird sich mit einer
> Entschließung zur Erhaltung des europäischen Filmerbes
> befassen. Hier soll die Kommission eine europaweíte Studie
> koordinieren, die europäische Leitlinien für die Restaurierung von
> Filmen erarbeitet.

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E-Mail: thun _at__ dbi-berlin.de
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