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Re: OT: Wissen und Bibliothek



Konstantin Rekk wrote on October 19 12:24 
> Als Nicht-Bibliothekar erlaube ich mir zu fragen, warum bei den meisten der 
> Diskussionen hier, eine starke Fixierung auf Buch, Text, Sprache und damit 
> auf eine durch die Technologie der Aufzeichnung bedingte Linearisierung von 
> ursprünglich nicht lineraren Zusammenhängen zu beobachten ist. 
 
Es mag sein, daß man, solange man gedanklich noch nicht alle Stränge
beisammen hat, unordentlich und clusterweise irgendwas zusammendenkt
und brainstormt. Denken im emphatischen Sinn ist aber eines, das
Argumentketten zu folgen in der Lage ist, also dann, wo's daraus
ankommt, linear wird. So funktionierten sehr erfolgreich die
vergangenen paar Jahrtausende Abendland: Gedanken- und Argumentketten
bilden und diese Schritt für Schritt beweisen oder widerlegen.

> Ist es denn nicht so, dass Text eine spezielle und teilweise einschränkende 
> Repräsentationsform von Information darstellt,

Es mag sein, daß Texte eingeschränkte Repräsentationsformen von
Informationen sind, vorausgesetzt, man verständigt sich darauf, was
denn "Information" hier und anderswo heißen soll. Um diese
Schwierigkeit zu vermeiden, war im ursprünglichen Posting dieser
Begriff denn auch vermieden worden und von "Wissen" die Rede. Und da
gilt: Texte in ihrer linearen Form sind ganz wunderbare
Repräsentationen von Wissen, das eben die Reflexion des vermeintlich
Gewußten ist, und nichts sonst. Und dazu muß den Gedanken- und
Argumentketten linear gefolgt werden.

> und es kaum zu erwarten ist,
> dass die Bibliotheken, an der Wegscheide zwischen Schriftgutaufbewahrer und 
> Informationsversorger stehend, mit der ersten Option eine glorreiche Zukunft 
> erleben könnten?

Niemand will Bibliotheken auf Schriftgutbewahranstalten reduzieren,
auch ich nicht. Man kann im Gegenteil zeigen, wie lange sie schon
"multimedial" sind, nämlich nicht erst seit 1970, sondern schon seit
es sie gibt. Aber das ist ein weites Feld.

Uwe Jochum


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