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Bibliothekar = Wissenswirt?



On 20 Oct 04, at 11:08, Mario Kowalak wrote:

> ich wuerde das gern noch mal durch einen Perspektivwechsel ergaenzen. Ich
> kann nicht sehen, warum es gaenzlich falsch sein soll, zumindest im
> uebertragenen Sinn auch von einem "Wissensspeicher" zu sprechen. Eine
Anleitung
> zum Bau oder zur Reparatur eines Apparats z.B. beinhaltet doch "Wissen".
Ich
> wuerde das auch schamlos auf geisteswissenschaftliche Texte und vieles
andere
> ausweiten wollen. Eine gescheite Monographie ueber Goethe ist doch mehr als
eine
> "Datensammlung". Das hat sich wenigstens jeder, der "forscht", zu Beginn
des
> Schreibens vorgenommen. Dabei voellig einverstanden, dass es nicht um das
Wissen
> selbst geht, das in Bibliotheken organisierbar ist.
>
Nun gut. Man muß auch konstatieren, daß z.B. "Knowledge management" über 4
Mio
mal vorkommt (in Google), "Knowledge Discovery" 314.000 mal. Die Vorstellung
vom
Wissen als einer Art Stoff oder Ware ("commodity") ist demnach enorm
verbreitet,
das werden wir aus den Köpfen nicht wieder rauskriegen.
Dann waere es konsequent, unsere Profession mit einer neuen Berufsbezeichnung
zu
profilieren: "Wissenswirt". Wie der Gastwirt normalerweise das Bier nicht
selber
herstellt, sondern beschafft und bereitstellt, so sind wir doch Logistiker
des
aufgezeichneten Wissens. So wie das Bier nicht selber den Zustand der
Alkoholisierung verkörpert, sondern erst durch Konsumierung diesen auslöst,
so
stellt das Buch nicht selber das Wissen dar, sondern erst das Lesen kann
Wissen
im Kopf des Rezipienten entstehen lassen. (Naja, im Gegensatz zum Bier aber
nur
bedingt.)

Übrigens: weder der "Wissenswirt" noch sein Plural kommen bislang in Google
vor.
(Der Singular nur deswegen, weil Wissenswirtschaft in 10 Dokumenten mit
Trennstrich vorkam. Hilfreich fragt Google, ob man "wissenswert" meine.)
Schnellstens die .COM-Adresse sichern ...


MfG B.E.






Bernhard Eversberg
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