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Re: [InetBib] Fernstudium im Fach Bibliothekswesen?



Rohde Bernd schrieb:

Ich stelle mir soetwas nicht nur vor, sondern das gibt es schon und ich arbeite 
mit solchen Leuten zusammen:
Es nennt sich "Informations- und Dokumentations-SpezialistIn" und wird an den 
Fachhochschulen in Chur und Genf ausgebildet:


Liebe Inetbib-Liste,
ich danke Bernd Rohde aus der Schweiz für die Hinweise zur Anerkennung des gemischten ABD-Abschlusses in der Schweiz.
Ich finde die Position des BIB zum geplanten "IHK-Fachwirt für 
Informationsdienste" sehr sehr bedauerlich.

Sollte es nicht ein Grundrecht in globalisierten Gesellschaften werden, dass in möglichst 
vielen Branchen für Quereinsteiger, Spätberufene, Spätorientierende und 
Familienphasenabsolventen nach deren berufsbegleitenden Weiterqualifizierungphasen Platz gemacht 
wird? Das Berufsleben ist nicht immer komplett planbar und der Wunsch nach Aufstieg nach Jahren im 
Beruf ist menschlich sehr gut nachzuvollziehen. Lebenslanges Lernen wird sowieso von jedem und 
jeder eingefordert.

Warum die Angst bei den Archiv-, Bibliotheks- und Dokumentations-Berufsverbänden vor dem neuen Abschluß? Der Fachwirt-Abschluß zielt sowieso nicht auf die Zielgruppe für die zukünftigen bibliothekarischen Fernstudiengänge ab. Das Alter der IHK-Fachwirt-Absolventen geht eher Richtung 30. Es werden nicht die Massen sein, die in die Fachwirt-Weiterbildung rennen könnten, sondern eher die schon immer sehr engagierten. Die IHK-Fachwirt-Prüfungen sind schließlich kein Zuckerschlecken. Also, warum nur mauern unsere Berufsverbände gegen diesen neuen Fachwirt? Bedauerlicherweise auch mein eigener Berufsverband, die DGI (Mitglied im Dachverband BID). Es gibt für niemanden etwas zu verlieren und Konkurrenz belebt das Geschäft.
Wer weiß, vielleicht sind wir in 25 Jahren ja sowieso alle Angestellte bei 
Google-Scholar Deutschland.


Viele Grüße
Beate Otteni M.A.
Wissenschaftliche Dokumentarin

Glückliche Kollegin von
Dip.Bibls., Famis, Dokumentaren, WissDoks, WissBibs, VWL-ern, BWL-ern und Dipl. 
Sozial-Ökonomen (hab ich jemanden vergessen?)




Rohde Bernd schrieb:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Elisabeth März schrieb:

... siehe hierzu auch die Position des Berufsverbandes BIB:

http://www.bib-info.de/berufsfeld/fachwirt/


Man mag zum Fachwirt für Medien- und Informationsdienste IHK stehen, wie man 
möchte,
auf eine problematische Sicht möchte ich doch hinweisen.

Auf der Website ist auch ein Beitrag, "Wer braucht den Fachwirt für Medien- und 
Informationsdienste?"
(http://www.bib-info.de/berufsfeld/fachwirt/zick.html), in dem steht:

"(man stelle sich die Vereinigung eines Diplom-Bibliothekars, eines 
Diplom-Dokumentars und eines Diplom-Archivars
in einer Person vor - um nur drei Fachrichtungen zu nennen!)"

Ich stelle mir soetwas nicht nur vor, sondern das gibt es schon und ich arbeite 
mit solchen Leuten zusammen:
Es nennt sich "Informations- und Dokumentations-SpezialistIn" und wird an den 
Fachhochschulen in Chur und Genf ausgebildet:
http://www.bda-aid.ch/specialist.html (Ich habe dies wohl auch schon an anderer 
Stelle erwähnt).

Und für wen die Schweiz ein anderes Land ist, wo eben manches anders ist, was 
in Deutschland aber keine Rolle zu spielen braucht,
sehe sich die Website http://www.anabin.de/ an (Informationssystem zur Anerkennung 
ausländischer Bildungsabschlüsse):
http://213.157.12.18/scripts/SelectLand.asp?SuchLand=4&MyURL=lstAbschluss.asp

Dieser Abschluss ist also anerkannt durch das "Deutsch-schweizerische Abkommen 
über die gegenseitige Anerkennung von
Gleichwertigkeiten im Hochschulbereich" von 1995 mit Änderungsabkommen 2004 und 
2005: http://213.157.12.18/dokumente/dokument.htm#8
Hier wird also etwas als "geht nicht" beschrieben, was es schon gibt und es 
wäre wohl ein Verstoss gegen dieses Abkommen,
wenn jemand aus der Schweiz mit diesem Abschluss bei einer Anstellung in 
Deutschland in einer Bibliothek nicht als gleichwertig
mit einem Dipl.-Bibl. (FH) eingestuft wird (diese Person könnte dann wohl auch 
vor einem deutschen Arbeitsgericht Recht bekommen).

Und so wie dieses, gibt es weitere Abkommen mit weiteren Ländern, wo sich 
womöglich ein (zwei, drei...?) weiteres Land findet,
das ebenfalls eine Hochschul-Mischausbildung aufzuweisen hat.

Von der Verwendung der Aussage "die drei zusammen in einer Ausbildung auf einem 
FH-vergleichbaren Niveau geht einfach nicht"
gegen den IHK-Fachwirt ist damit eher abzuraten. Man sollten im BIB die Argumente auf 
diese Sichtweise hin nochmals überprüfen.

Es bleiben letztendlich der Unterschied zwischen einer akademischen (FH) und 
nicht-akademischen (IHK) Ausbildung
und die unterschiedlichen jeweiligen Studien- bzw. Unterrichtsinhalte. Darüber 
kann und soll man auch diskutieren.

Gruss aus Bern
Bernd Martin Rohde

P.S.: Obengenanntes Abkommen regelt übrigens im Gegenzug auch die Anerkennung 
des deutschen Dipl.-Bibl. (FH) in der Schweiz.
__________

Bernd Martin Rohde, Dipl.-Bibl. (FH)
Sportweg 15, CH 3097 Liebefeld
Tel.: (+41) (0)31 9719674, mailto:b.m.rohde@xxxxxxx
(dienstl.: Tel.: (+41) (0)31 3203313, mailto:bernd.rohde@xxxxxxxxxxxxx)



--
Mit freundlichen Grüßen
Beate Otteni M.A.

Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA)
Hamburg Institute of International Economics
Bibliothek/Dokumentation

Neuer Jungfernstieg 21
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Tel.: ++49 (0)40/42834-251
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