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Re: [InetBib] heute WDR5, Leonardo war: "Google bestimmt unser Weltbild", SPIEGEL-Online





Am 23.07.11 15:13 schrieb Walther Umstaetter:

Es mag sein, dass Sie weiter oder auch gesicherter in die Zukunft sehen
als ich, aber ich sehe im Moment noch keine Gefahr für die
Vormachtstellung von Google. 

Ich sehe weiterhin viel Bewegung im Netz, viele Große sind schon auf-
und untergegangen, und ich sehe, daß Google, wie Herr Sander-Beuermann
in seinem Interview zu Recht gesagt hat, vor allem eine Marke ist. Das
Filter-Bubble-Problem ist ja nur ein Beispiel für deren große immanente
Schwächen, die man prinzipiell nicht umgehen kann. Auch eine Abfrage
über <http://blindsearch.fejus.com/> oder über Metasuchmaschinen wird
dagegen nicht helfen, die bekommen dann eben auch ihre jeweiligen
Suchergebnisse ausgeliefert, die für deren "Blase" erzeugt werden.

In der Praxis zeigt sich: Google gehört neben Facebook und Wikipedia zu
den drei großen Säulen im Netz, mit denen Jugendliche heute aufwachsen,
und es ist nicht ganz einfach, hierbei eine kritische Grundhaltung
herbeizuführen. Das eigentliche Problem besteht meines Erachtens aber
darin, daß die Informationsprofis in den Bibliotheken es nicht geschafft
haben (vielleicht wollen sie es auch gar nicht?), ihre Kompetenz
dahingehend zum Tragen zu bringen, jedenfalls werden sie von den
allermeisten Benutzern nicht als Anlaufstelle für die
Informationsbeschaffung im Netz gesehen. Nur ganz wenige Schüler denken
beispielsweise daran, Inhalte in Wikipedia durch die Nachschlagewerke in
der Stadtbücherei zu überprüfen (was wir bei der Arbeit an
Wikipedia-Artikeln ständig tun), von einer Abfrage des OPACs ganz zu
schweigen, obwohl der genauso gut verfügbar ist wie Google. Die ViFas
sind sowieso so gut wie unbekannt. Spezielle Suchmaschinen, etwa Clewwa
für Verbraucherthemen, kennt niemand, obwohl die Qualität sehr gut ist.

Ich will gar nicht bestreiten, daß auch Google sinnvoll eingesetzt
werden kann. Ich verwende beispielsweise immer wieder Google News, Blogs
und Books. Aber im übrigen suche ich seit ganz langer Zeit schon
praktisch nur noch mit Metager und Semager, und den Rest pflegen wir als
Wikipedianer selbst in Wikipedia ein, dazu brauche ich schon lange keine
Suchmaschine mehr. Ein weites Feld für Medienpädagogen tut sich da auf.

Übrigens hat Frank Schirrmacher seinen Auftritt im Sommerloch heute um
ein längeres Interview für die Sendung Breitband auf DRadio Kultur
erweitert, das man ungeschnitten online hören kann:

<http://breitband.dradio.de/brb110723/>
<http://breitband.dradio.de/inhalt/uploads/2011/07/Breitband_Gespraech_Frank_Schirrmacher_Internetversion.mp3>

Viele Grüße,
Jürgen Fenn.

-- 
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