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Re: Pleonasmusvorschriften der RSWK...



Kai Heßling wrote:
> 
> > From:          Ulla Spiekermann <ullaspiek _at__ space.b.shuttle.de>
> > To:            Internet in Bibliotheken <INETBIB _at__ ub.uni-dortmund.de>
> > Subject:       Pleonasmusvorschriften der RSWK...
> > Date:          Thu, 29 Jan 1998 16:57:39 +0100
> > Reply-to:      Internet in Bibliotheken <INETBIB _at__ ub.uni-dortmund.de>
> 
> > Hallo INETBiblerInnen!
> >
> > Ihr know-how ist gefragt: Was bedeuten die Pleonasmusvorschriften der
> > RSWK, die dafuer verantwortlich sein sollen, dass "Begriffe der
> > mittleren Erschliessungstiefe" verlorengehen?
> >
> > Danke fuer Ihre Aufmerksamkeit!!
> >
> > Freundliche Gruesse
> >
> > Ulla Spiekermann
> >
> > Liebe Frau Spiekermann,
> 
> die folgenden Ausfuehrungen zu den Pleonasmusregeln basieren noch auf
> der zweiten Auflage der RSWK. In den Grundregeln der RSWK (§11)
> heisst es: Pleonastische Begriffe oder Begriffsteile, d.h. Begriffe
> bzw. Teile, die eine ueberfluessige Haeufung sinngleicher bzw.
> sinnaehnlicher Audruecke darstellen und verallgemeinernde Formen, die
> die Bedeutung des Grundwortes nicht aendern, sind zu vermeiden. Die
> Regel will also verhindern, dass die Schlagwortkette durch wirkliche
> oder vermeintliche Deskriptoren aufgeblaeht wird. Im Regelwerk und in
> der Beispielsammlung werden einige Faelle vorgestellt: Wenn
> beispielsweise ein Sachschlagwort etwas beschreibt, was es nur in
> einem Land gibt, so wird auf das geographische Schlagwort verzichtet,
> also nicht Kibbuz / Israel, sondern nur Kibbuz (RSWK § 214); Kibbuzim
> gibt es eben nur in Israel. Die Nuraghenkultur gibt es nur auf
> Sardinien, so daß ein entsprechendes Dokument nur den Deskriptor
> Nuraghenkultur bekommt, von Sardinien / Nuraghenkultur wird
> verwiesen. Ein Dokument ueber die Knieverletzung beim Tennis erhaelt
> nur die Schlagwoerter Tennis / Knieverletzung, nicht noch zusaetzlich
> das Schlagwort Sportverletzung. [Die Expertengruppe Online-Kataloge
> hat sich auch damit befasst und bringt noch andere Problemfaelle:
> Sacherschliessung in Online-Katalogen, Berlin 1994, 55 ff.
> (dbi-Materialien 132)] Die Pleonasmusregel ist fuer einen
> Listenkatalog oder den Kettenindex (DNB-CD-ROM) vielleicht sinnvoll,
> da man aus  dem Kontext ableiten kann, dass es sich bei Tennis /
> Knieverletzung auch um Sportverletzung handeln wird, so dass
> Sportverletzung hier ueberfluessig ist. Waere jedoch Sportverletzung
> der Suchbegriff, wuerde man ein Dokument mit den Schlagwoertern
> Tennis / Knieverletzung nicht finden, obwohl sich auch hier etwas zur
> Sportverletzung findet. Hier liegt auch das Problem, das Sie in Ihrer
> Mail angesprochen haben: Sachverhalte, die implizit in einem
> Schlagwort oder einer Schlagwortkette enthalten sind, werden nicht
> indexiert und sind somit nicht suchbar, da eben eine
> Erschliessungsebene bei der Indexierung nicht beruecksichtigt wurde
> (ich denke, dass es nicht unbedingt die mittlere Ebene sein muss).
> Besonders beim postkoordinierenden Retrieval in OPACs werden somit
> relevante Dokumente nicht angezeigt, weil ihre Indexate aufgrund der
> Pleonasmusregeln vom Benutzer eingegebene Suchbegriffe nicht
> enthalten. Wuerde man also nach Sardinien und Nuraghenkultur suchen,
> kann es passieren, dass man keine Treffer erhält ? es sei denn der
> OPAC kann auch die Verweisungen verarbeiten, was noch nicht bei jedem
> OPAC Standard ist. [s. Klaus Lepsky: RSWK ? und was noch?
> Stellungnahme zum Bericht Sacherschliessung in Online-Katalogen der
> Expertengruppe Online-Kataloge, in: Bibliotheksdienst 29 (1995) 500 ?
> 519, bes. 506 ff.] So viel ich weiss gibt es in der Entwurfsfassung
> [http://www.dbi-berlin.de/dbi_pub/einzelpu/regelw/rswk/rswk_00.htm]
> der dritten Auflage der RSWK zwei Paragraphen, die sich damit
> befassen: §§ 13 und 20. Aber in der Zwischenzeit hat sich hier auch
> wieder einiges geaendert.
> 
> Kai Hessling
> UB-Trier
> 



Lieber Herr Hessling,

einen herzlichen Dank fuer Ihre ausfuehrliche Replik. Inzwischen habe
ich die ehrenvolle Aufgabe, ein informativ-indikatives Abstract des
Originaltextes von H.-J. Zerbst ("Zum Verhaeltnis von
Basisklassifikation und RSWK") anzufertigen, abgeschlossen. Nun habe ich
den indikativen Part des Abstracts genutzt, Beispiele an den
Pleonasmusvorschriften vorbei zu bilden, um den zukuenftigen Leserinnen
und Lesern dieser Zusammenfassung Schluckbeschwerden zu ersparen. Es ist
zu begruessen, wenn das bibliothekarische "Dinosaurier-Handwerk" mit
Blick z. B. auf das Internet und der Moeglichkeit, Information
transparent (und effizienter) darzustellen, zunehmend aufgebrochen wird.

Ihnen noch einen schoenen Tag.

Freundliche Gruesse

Ulla Spiekermann



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Ulla Spiekermann
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10997 Berlin
http://www.gfz-potsdam.de/bib/gfzulla.html
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