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Re: Expertenbefragung der FH Koeln



Achim Osswald schrieb:
> Da durchaus auch Fragen des Internet in Bibliotheken bei unseren
> Reformbestrebungen von Bedeutung sind, informieren wir die
> Fachoeffentlichkeit auch unter Nutzung der teilnehmerstaerksten,
> deutschsprachigen bibliothekarischen Diskussionsliste, naemlich ueber INETBIB!
> Der Fachbereich Bibliotheks- und Informationswesen der Fachhochschule Koeln
> moechte mit einem unter 
> http://www.fbi.fh-koeln.de/fb/reform/info1.htm
> abrufbaren Bericht die Fachoeffentlichkeit über Planungen und
> Entwicklungsschritte unterrichten, die derzeit im Zusammenhang mit Planungen 
> für die Neugestaltung der jetzigen Ausbildung für den hoeheren
> Bibliotheksdienst diskutiert und durchgefuehrt werden. Dieser Bericht
> erfolgt wegen seiner Bedeutung fuer den Berufsstand bereits jetzt, obwohl der 
> Planungsprozess noch voll im Gange ist und bislang keine Entscheidungen 
> getroffen wurden. Der breiten Berufsoeffentlichkeit wird auf diese Weise auch 
> die Moeglichkeit zur Beteiligung gegeben.
> .....

der von achim osswald eingeleitete schritt erfolgt zur rechten zeit und zielt in 
die richtige richtung. an unterstuetzung durch INETBIB wird es sicherlich nicht 
fehlen. als ersten beitrag wiederhole ich punkte, die sich aus der allgemeinen 
reform-diskussion bisher ergeben haben. insbesondere haben sowohl 
bibliothekarische berufsverbände als auch einzelne absolventen auf bedenkliche 
maengel hingewiesen, die bei den koelner reformen beseitigt werden koennen. 
bekannt sind die aeusserungen von absolventen des hoeheren dienstes: "verschonen 
sie uns von dem theoretischen unterricht in koeln und frankfurt."
ebenfalls aus der literatur bekannt sind die nachfolgenden maengelruegen des
VdDB:
 "Welche Kompetenzen erwirbt der Dipl.-Bibliothekar für diese neuen Berufsfelder 
heute in der Ausbildung, ...und wo liegen ggf. die Ausbildungs- und 
Kompetenz-Defizite?
1. Fachliche Kompetenz
 Aus der Ausbildung bringt der Dipl.-Bibliothekar die Fachkompeztenz bzgl. der 
traditionellen Quellen auf jeden Fall und bzgl. der neuen Informationsmittel 
schon weitgehend mit. Beide Teilgebiete unterliegen aber einem schnellen Wandel, 
...
2. Technische Kompetenz
 Er (der Bereich Technische Kompetenz) umfaßt vielfältige Kenntnisse:
Ü über die allgemeine Funktionsweise und Architektur von Rechnern
Ü Umgang mit Peripheriegeräten und Beurteilung derselben
Ü Speichermedien und ihre Anwendung
Ü Umgang mit Systemsoftware, insbesondere mit dem Betriebssystem
Ü Kenntnisse von Datenbankverwaltungssystemen, insbesondere 
anwendungsorientierte Mitarbeit an der Optimierung von Datenbankstrukturen
Ü Umgang mit Standardsoftware, z.B. Textverarbeitung
Ü Grundkenntnisse von Programmiersprachen
Ü Ausführen einfacher Operator-Tätigkeiten (Datensicherung, Transaction-Logging 
usw.)
Ü Organisation und Betreuung der Fremddatenübernahme
Ü Kenntnisse und praktische Erfahrungen in Datenfernübertragung und 
Datenfernverarbeitung
Ü Kenntnisse über Schnittstellen zu DATEX-P und Btx
Ü Auswahl und Installation von CD-ROMs, Benutzerbetreuung bei Recherchen der 
Benutzer in CD-ROMs
Ü Optimierung des eigenen OPAC
Ü kritische Bewertung von Benutzeroberflächen und Retrievalsystemen
Ü Kenntnis von Datenformaten und die Fähigkeit, Konkordanzen zwischen 
Datenformaten zu erstellen
Ü Fähigkeit, ggf. selbst ein Format für eine einfache Faktendatenbank zu 
erstellen und den Input zu organisieren
Ü Fähigkeit zur Nutzung eines Desk-Top-Publishing-Programms
Ü Anwendung und Organisation von On-Demand-Publishing (ADONIS) für den Benutzer
Ü Kenntnis der neuen LANs mit Gopher-Technik (Zugang zum Internet)
Ü Kenntnisse von Verfahren der automatischen Indexierung
Ü Entwicklung neuer bzw. Verbesserung vorhandener Dokumentationsregelwerke
Ü Mitarbeit in technischen und organisatorischen Gremien.
 Für alle diese Tätigkeiten sind die meisten Dipl.-Bibliothekare nicht, nicht 
immer oder nicht umfassend genug ausgebildet.
3. Betriebswirtschaftliche Kompetenz
 Für ... diese Aufgaben sind Dipl.-Bibliothekare durch die Ausbildung relativ 
schlecht gerüstet.
4. Organisatorische Kompetenz
 Mit der Befähigung zu dieser Aufgabe durch die Ausbildung sieht es ebenso 
mangelhaft aus .... Manchen Menschen ist ein gewisses organisatorisches Geschick 
mit in die Wiege gelegt worden; andere erwerben dieses und die Fähigkeit zur 
Menschenführung durch ein langes Berufsleben, das ja Erfahrung, Routine und 
Sicherheit mit sich bringt, und kommen so ganz gut über die Runden. Dennoch ist 
ein theoretisches Fundament in Organisationslehre dringend notwendig. ...., 
arbeiten viele Kollegen als Berufsanfänger in kleinen und mittleren - teils 
privatwirtschaftlichen - Bibliotheken mit hoher Verantwortung. Sie brauchen 
diese Kenntnisse und Fähigkeiten bereits am Anfang ihres Berufslebens, man 
erwartet solches auch von ihnen, weil es einfach zu unserem Beruf gehört; die 
Ausbildung sollte endlich darauf reagieren.
5. Psychologische Kompetenz
Ü   im Umgang mit Benutzern
Ü   im Umgang mit Mitarbeitern
Ü   im Umgang mit der (beruflichen) Öffentlichkeit
 Wie sind die Dipl.-Bibliothekare auf diese kniffligen Anforderungen des 
Berufsalltags durch die Ausbildung vorbereitet? Hier sieht es leider ganz 
finster aus.
6. Pädagogische Kompetenz
 Auch für diese Aufgabe ist der Fachhochschul-Absolvent nicht optimal 
vorbereitet; methodisch-didaktische Kenntnisse werden nicht vermittelt. Vieles - 
wenn nicht das meiste - muß er sich selbst aneignen. 
Helga Schwarz: Zum Qualifikationsprofil von Bibliothekaren im Zeitalter der EDV. 
Ansichten und Positionen des VdDB - Verein der Diplom-Bibliothekare an 
wissenschaftlichen Bibliotheken. VdDB/VDB-Rundschreiben 1994/2, S. 14-18.
Ende des Zitats.
mein persoenlicher rat in dieser angelegenheit lautet:
     JETZT MUSS GEPFIFFEN WERDEN  !!!

das pfeifen wird leichter, wenn die koelner einige trends aus der allgemeinen 
reform-wirklichkeit in deutschland in ihre ueberlegungen einbeziehen:
1.   lehrangebote in mehr als einer sprache,
2.   ersatz der studiengaenge mit dem diplom als abschluss durch studiengaenge 
mit zwei berufsqualifizierenden abschluessen (bachelor und magister/magistra),
3.   ersatz einzelner lehr-moduln (z.b. einfuehrung in internet, geschichte von 
abd, etc.) durch interaktive elektronische lehrververfahren zwecks entlastung 
der vorhandenen lehrkräfte,
4.   einfuehrung von curricula anstelle der schon seit jahrzehnten untauglichen 
und fragwuerdigen lehrplaene,
5.   beruecksichtigung der ergebnisse der modernen lehr-/lernforschung,
6.   austausch paedagogisch ungeeigneter profesorInnen durch geeignete,
7.   beruecksichtigung des wissensstandes der zeit, der seit jahren in den 
internationalen fachzeitschriften fuer edv in bibliotheken und ausbildung fuer 
bid-berufe niedergelegt ist und diskutiert wird.
ich schliesse mit einer internet-quelle fuer die ausbildungs-reform und zugleich 
fuer die in leitungsfragen manchmal ziemlich schwachbruestigen deutschen 
bibliotheksleiter:
http://www.waterloo.ca/~aalakos/misbib97.html
mgf   H.M.
--
Heinz Marloth, Seehofstrasse 15, D-60594 Frankfurt, Germany
Tel.  069  61 23 94   eMail  marloth _at__ t-online.de
~~
Ein Dokumentations-Skeptiker sagte einmal zu mir:
"Wissen Sie, Herr Marloth, Sie haben es gut. Wenn Sie einen Lebenslauf schreiben 
muessen, dann brauchen Sie nur einen einzigen Satz zu schreiben. Und dieser Satz 
lautet: Ich sank Stufe um Stufe und wurde zuletzt Dokumentar.



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